Mercedes-Benz E-Klasse:Auf der E-rfolgsspur

Rund 1800 Verbesserungen sollen für neue Kaufanreize sorgen

(SZ vom 26.06.1999) "Natürlich haben wir bereits bei der Einführung der neuen E-Klasse vor vier Jahren miteinkalkuliert, daß unsere wichtigste Baureihe etwa nach der Hälfte ihres Lebenszyklus eine deutliche Überarbeitung erfährt - und so ist die höhere dreistellige Millionensumme, die nun erneut in der E-Klasse gesteckt wurde, weiter nicht tragisch". Für Dieter Zetsche, den Marketing-Vorstand von DaimlerChrysler war die Summe sogar besonders leicht zu verkraften, denn: "Mit bislang knapp einer Million verkaufter Fahrzeuge ist diese Baureihe erfolgreicher gelaufen, als wir erwartet hatten".

Und da die E-Klasse etwa 40 Prozent aller gebauten Mercedes-Modelle abdeckt - und im Erlös sogar deutlich mehr als 40 Prozent erwirtschaftet -, haben die Stuttgarter diesem goldenen Huhn eine besonders liebevolle Behandlung zukommen lassen.

Dafür haben die vier Diesel-Modelle E 200 CDI (85 kW / 115 PS), E 220 CDI (105 kW / 143 PS), E 270 CDI (125 kW / 170 PS) und E 320 CDI (145 PS / 197 PS), sowie die sechs Benzin-Varianten E 200 (100 kW / 136 PS), E 240 (125 kW / 170 PS), E 280 (150 kW / 204 PS), E 320 (165 kW / 224 PS), E 430 (205 kW / 279 PS) und der E 55 AMG als 260 kW oder 354 PS starkes Top-Modell einen derart reich gepackten Technik-Nachschlag erhalten, daß man sich - zumindest bei den Achtzylinder-Versionen schon fragen kann, wozu man überhaupt noch eine S-Klasse benötigt.

Überhaupt fällt bei einer ersten Begegnung mit der neuen E-Klasse auf, daß die Lust auf immer mehr Leistung, auf mehr Luxus und auf mehr Technik offensichtlich unaufhaltsam ist: Mehr als 1800 Veränderungen packten die Ingenieure unter die äußerlich eher unauffällig überarbeitete Karosserie - die sich optisch nur durch eine überarbeitete Motorhaube und eine neue vordere Stoßstange vom Vorgänger differenziert. Doch unter dem nur leicht veränderten Blech sind nun Features wie das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP oder zwei Window-Bags, die sich - an der Innenseits des Dachrahmens befestigt - im Falle eines Unfalls wie ein Vorhang von der A- bis zur C-Säule aufblasen, serienmäßig im Preis enthalten.

Weitere Neuheiten sind die Fünf- und Sechszylinder-Dieselmotoren des E 270 CDI und des E 320 CDI, die (bei Höchstgeschwindigkeiten von 215 bzw. 227 km/h) mit ihrem Drehmoment und ihren sparsamen Verbrauchswerten von 7,1 und 7,9 Litern auf 100 Kilometer Maßstäbe setzen. Und um die Verbrauchswerte der Modelle bis 2,8 Liter Hubraum weiter zu senken, haben die Stuttgarter hier ein neues, serienmäßiges Sechsganggetriebe spendiert, dessen sechster Gang als Schongang ausgelegt ist. Damit können die Fahrer - bei vernünftigem Einsatz - bis zu 0,5 Liter Kraftstoff je 100 Kilometer sparen.

Die Lust am Luxus und der Individualität befriedigt Mercedes nun mit einer auf nahezu 80 Positionen angewachsenen Zubehörliste, die von Kühlboxen über Xenon-Scheinwerfer bis hin zu den aus der S-Klasse bekannten klimatisierten Sitzen reichen - kein Wunder, daß 1998 nur vier identische Fahrzeuge das Band in Sindelfingen verlassen haben.

Keine Frage: Mercedes-Benz hat mit der drastisch überarbeiteten E-Klasse einen Klassiker noch einmal deutlich verbessert - und daß man sich für diese Verbesserungen einen Preisaufschlag von durchschnittlich 2,9 Prozent gönnt, geht in Ordnung. Zumal man Wert darauf legt, daß die Vielzahl an Verbesserungen die neuen Modelle sogar billiger gemacht haben - Dieter Zetsche: "Je nach Modellversion liegt der Preisvorteil bei bis zu 2800 Mark". Keine Frage: Die Schwaben sparen am richtigen Fleck.

Von Jürgen Lewandowski

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