KTM 'The Duke':Eigenart ist Trumpf

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Da Duke-Fahrer Pausen lieben, reicht ein 10,3-Liter-Tank

(SZ vom 10.04.1996) 'Gestatten: Fürst von Mattighofen.' So müßte das Renommierprodukt der oberösterreichischen Motorradfirma KTM mit deutschen Worten eigentlich vorgestellt werden. Auf neudeutsch heißt das Bike The Duke - der ungewöhnliche Name harmoniert prächtig mit dem Design und der schwarzorangen Lackierung: Hier ist Eigenart Trumpf. Etwas Besonderes ist das Einzylindermotorrad auch wegen seines Preises von 15 580 Mark: Es ist einer der teuersten Eintöpfe überhaupt. Womit sich die Frage stellt: Handelt es sich bei der Duke um mehr als einen Möchtegern- Imageträger eines einst pleite gegangenen Herstellers? Ist die Duke ein ernstzunehmendes Funbike?

Die Eckdaten der Duke lassen aufhorchen: 609-Kubikzentimeter-Einzylindermotor mit Ausgleichswelle, 37 kW (50 PS) Leistung, Upside-down-Gabel, Zentralfederbein von White Power mit Umlenkhebelei, Vierkolben-Festsattelbremse mit 320 Millimetern Durchmesser im Vorderrad, ein Inox-Endschalldämpfer - all das verrät, daß bei der Duke an nichts gespart wurde, außer am Gewicht: 149 Kilogramm sind wenig.

Herausragend ist - abgesehen vom ungewöhnlichen Design - das Fahrwerk der Duke: Es ist zum Kurvenfahren prädestiniert. Gabel und Federbein sind vielfach einstellbar. Kurven aller Art bereiten deshalb Vergnügen; das Einlenken fällt wegen des breiten Lenkers und der endurotypischen, frontlastigen Sitzposition leicht. Die Bremsen ziehen unglaublich, die vordere Scheibe packt jedoch etwas zu ghewaltig zu; sie neigt zum Überbremsen.

Nicht nur positiv sehen wir den Motor: Trotz Ausgleichswelle ist der Vierventiler ein rauher Geselle, seine Vibrationen gehen durch Mark und Bein. Und daß er erst ab etwa 3500 Touren (der Drehzahlmesser vermerkt richtigerweise 'beats per minute', also 'Schläge pro Minute') rund läuft . Seine Leistung ist dagegen erfreulich . Spritsparen ist nicht erstes Ziel: Gut sechs Liter Eurosuper müssen auf dem Altar der Fahrfreude geopfert werden. Auch der Reifenverschleiß ist dann durchaus erwähnenswert. Die Ausstattung der Duke ist nicht ganz vollständig: So vermißten wir verstellbare Handhebel und eine Lichthupe. Ein etwas größerer Spritvorrat als nur 10,3 Liter wäre vorteilhaft, ist aber kein Muß: Duke-Fahrer sind für kleine Pausen nicht undankbar.

Gerade 340 Duke wurden letztes Jahr in Deutschland verteilt; gebaut wurden allerdings 800. Von der neuen, schwarz- gelben Variante Duke E werden 1200 Stück gefertigt. Ein hoher Aufmerksamkeitswert ist damit garantiert; wer kernige Einzylinder in exklusiver Verpackung liebt und sich dies leisten kann, findet kaum etwas Ausgefalleneres als eine Duke.

Von Ulf Böhringer

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