Kfz-Versicherungen:Wer nicht vergleicht, zahlt drauf

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Assekuranzen können bis 30. November gekündigt werden. Das kann interessant sein, denn neue Angebote der Versicherungen vergrößern den Abstand zwischen billigen und teuren Policen extrem.

Von Klaus Justen

Eine große, runde schwarze Zahl steht bei den deutschen Autoversicherern unter den Bilanzen für 2004: Rund 1,2 Milliarden Euro Gewinn erzielten sie im Geschäft mit Haftpflicht und Kasko, und ein Teil dieser Summe fließt im kommenden Jahr in Form günstigerer Versicherungsprämien zurück an die Autofahrer. Edmund Schwake vom Versicherer-Verband GDV beeilte sich zwar zu versichern, von ¸¸Preiskrieg" könne keine Rede sein. Aber der Wettbewerb habe sich ¸¸intensiviert".

So kann man es nennen. Seitdem Marktführer Allianz vor einem Jahr vorpreschte und mit neuen Tarifen bis zu 30 Prozent billiger wurde, dreht die Branche kollektiv an der Preisschraube. Mit neuen Spartarifen werfen die Versicherungen neue Produkte auf den Markt, zuletzt die HUK-Coburg mit ihrem Basistarif. Die Kunden müssen sich nur noch für die günstigsten Angebote entscheiden - und haben jetzt die Chance zum Wechsel.

Bis zu 1100 Euro weniger

Denn wer spätestens zum 30. November seinen Vertrag mit der alten Assekuranz gekündigt hat, kann zum 1. Januar 2006 mit einer neuen Police Geld sparen. Und das nicht zu knapp: Zwischen teuren und billigen Gesellschaften lagen immer schon 40 bis 50 Prozent Preisunterschied.

Jetzt geht diese Schere noch weiter auseinander. Mehr als 100 Prozent Preisdifferenz hat die Stiftung Warentest in einer aktuellen Untersuchung ermittelt.

Beispiel BMW X3: Im Vergleich der Verbraucherschützer in Schwerin zugelassen auf einen Bankmitarbeiter, der sich Schadenfreiheitsklasse 8 (je nach Versicherung meist 45 Prozent) erfahren hat, sein Fahrzeug allein nutzt und dabei fast 30.000 Kilometer im Jahr zurücklegt, variieren die jährlichen Prämien für Haftpflicht und Vollkasko von 758 bis 1865 Euro. Ein Unterschied von 1100 Euro.

Beispiel Mazda MX-5 im Vergleich: zugelassen auf eine Beamtin aus Heidelberg, die nur 9000 Kilometer pro Jahr fährt, das Auto in einer Garage parkt und in SF-Klasse 18 (meist 35 Prozent) eingestuft ist. Hier streuen die Beitragshöhen von 344 bis 779 Euro. Würde die Frau nicht bei Vater Staat, sondern in einer Baufirma arbeiten, müsste sie mehr zahlen: zwischen 387 und 868 Euro.

Beispiel Audi A6 2.0 TDI: zugelassen auf einen Beamten aus Bremen, Garagenparker, SF-Klasse 23 (30 Prozent). Wird das Auto vom Ehepaar und dem 23 Jahre alten Sohn genutzt, reichen die angebotenen Policen von 304 bis 908 Euro im Jahr. Ist der Sohn erst 19 und damit Mitglied der Risikogruppe Fahranfänger, sind 349 bis 1150 Euro fällig.

Beispiel Opel Calibra 2.0: ein besonders krasser Vergleich, denn im Anfänger-Tarif SF0 (230 Prozent), zugelassen in Würzburg und mit 20.000 Kilometer im Jahr kostet das Auto 3686 Euro - beim billigsten Versicherer. Der teuerste liegt fast 5000 Euro höher: 8625 Euro. Da übersteigt die Versicherungsrechnung den Zeitwert des Autos locker.

Enormes Einsparpotenzial

Die Beispiele belegen: Das Einsparpotenzial ist hoch. Besonders umworben sind so genannte gute Risiken - im optimalen Fall der etwas gesetztere Beamte, der wenig fährt und seine Kinder nicht ans Steuer lässt. Auch junge Eltern sind gefragte Kunden, denn die Fürsorge gegenüber dem Nachwuchs macht sie zu vorsichtigen Fahrern.

Viele der neuen günstigen Angebote, erkennbar am Namensanhängsel ¸¸Basis" oder ¸¸Spartarif", sparen auch bei Service und Versicherungsschutz. Sie müssen online oder am Telefon geordert werden, beim Ausfüllen des Vertrags oder bei einer Schadenmeldung hilft kein Außendienstmitarbeiter.

Auch beim Versicherungsschutz wird oft gespart: Schutzbriefleistungen sind nicht inklusive, die Deckungssumme für Haftpflichtschäden beträgt 50 statt 100 Millionen Euro, und wenn das Auto gestohlen wird, gibt es den Neuwert oft nur innerhalb der ersten sechs Monate, bei vielen anderen Tarifen zwölf oder gar 24 Monate lang.

Rabatte, Rabatte

Ganz genau hinschauen muss man bei der Rabattstruktur: Wie wirken sich unfallfreie Jahre auf den Schadenfreiheitsrabatt und damit auf die Prämie aus - und wie stark wird man nach einem Unfall wieder zurückgestuft? Wer sich Angebote von mehreren Versicherern einholt - entweder über eine direkte Anfrage oder via Internet -, sollte darauf achten, dass er nicht Äpfel mit Birnen vergleicht.

Sprich: Man sollte immer ein Angebot mit den gleichen Grunddaten abfragen, die den eigenen Nutzungsgewohnheiten entsprechen. Auch die Höhe der Selbstbeteiligung bei Kasko (Voll- und Teilkasko) sollte man im Blick behalten, damit man sich die niedrigere Prämie nicht durch einen deutlich höheren Eigenanteil bei Schäden erkauft.

Bleibt zum Kündigen genug Zeit vor dem 30. November, genügt ein einfacher Brief an die alte Versicherung mit der Bitte, die Kündigung zu bestätigen. Liegt man schon nah am Ende der Frist, ist ein Einschreiben mit Rückschein empfehlenswert; so kann der Kunde belegen, dass er tatsächlich wechseln will. Auch die Kündigung per Fax ist möglich, dann aber sollte man die Sendebestätigung aufheben und ans Kündigungsschreiben heften.

© SZ vom 2. 11. 2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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