Honda CR-V:Wieder eine Marktlücke gefunden

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Endlich gibt es den Geländewagen für die ganz normale Landstraße

(SZ vom 04.06.1997) In den heutigen Zeiten müssen die Firmen immer wieder neue Marktlücken entdecken - und Honda (einst die kreativste Schmiede unter den japanischen Herstellern) hat sich vorgenommen, wieder auf den alten Pfaden zu wandeln. Vertriebschef Willy Cohnen: "Wir müssen neue Marktsegmente erschließen, um unsere Unabhängigkeit zu erhalten. Und der neue CR-V erfüllt die Wünsche der Kunden, die keinen schwerfälligen Geländewagen, sondern ein praktisches, komfortables und dabei eigenständiges Automobil besitzen wollen. "

Und so wurde das neueste Geschöpf eine vielseitig einsetzbare Reiselimousine, die zwar noch etwas von der Optik eines Geländewagens zur Schau stellt - die rauhe Piste aber doch eher scheut. Obwohl der CR-V - die Buchstabenkombination steht für Comfortable Runabout Vehicle - über einen sich Allradantrieb verfügt, der sich bei schlechten Straßenverhältnissen automatisch zuschaltet - und so den glatten Weg nach Hause bei Schnee und Eis sichern hilft.

Ein "freizeitorientiertes Allroundfahrzeug mit einem eindeutigen Focus auf Freizeit, Fun und Lifestyle" nennt die Pressemappe den CR-V - und für die Fahrt in die sich offensichtlich immer weiter ausbreitende Freizeit mit dem großen Fun-Faktor hat Honda auch gleich einen neuen 2,0-Liter-Aluminiummotor mit Vierventil-Technik spendiert, der bei 5500/min 94 kW oder 128 PS bereitstellt. Klar daß es der Vierzylinder mit dem Cw-Wert der Eigernordwand (Höhe: 1,67 m), den breiten 205er-Pneus und einem Eigengewicht von knapp 1,5 Tonnen nicht eben leicht hat: Nach 12,5 Sekunden wird die 100 km/h-Grenze durchbrochen, und die Höchstgeschwindigkeit pendelt sich nach längerem Anlauf bei 166 km/h ein. Und klar ist auch, daß diese Kombination zwangsläufig zu höheren Verbrauchswerten führt, als es die Werksangaben von 10,6 Litern bleifrei Super suggerieren - denn der Vollgasfuß meldet sich öfter als vermutet, wenn man im Verkehr locker mitschwimmen will.

Zu den angenehmen Seiten des CR-V gehören zweifellos die erhöhte Sitzposition, der vorzügliche Rundumblick, die hohe Variabilität des Innenraums (die Bodenplatte kann entfernt und als Picknick-Tisch verwendet werden) und die gute Basisausstattung. Erinnerungen an gute, alte Zeiten weckte auch die gegen 2000 Mark Aufpreis erhältliche Lenkradschaltung der Viergangautomatik - diese Positionierung des Lenkhebels mit dem daraus resultierenden Raumgewinn im Fußbereich ist eine praktische Sache. Schade, daß man bei dem manuellen Fünfganggetriebe von dieser Lösung Abstand genommen hat.

Wer gerne in die Berge fährt, findet hier einen praktischen und adrett aussehenden Begleiter, der die ihm gestellten Aufgaben robust und zuverlässig erfüllen dürfte. Zu glauben, daß der CR-V geländetauglich ist, wäre vermessen - denn er wurde für eine Marktlücke konzipiert: Den Geländewagenfahrer, der die ganz normalen Straßen schätzt.

Von Jürgen Lewandowski

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