Gebrauchtwagen:Mit viel Umsicht kaufen

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Ein Gebrauchtwagen ist für viele eine Alternative zu einem fabrikneuen Modell. Der Handel mit den Gebrauchten läuft zur Zeit nicht gut. Interessenten sollten allerdings vor allem beim Geschäft unter Privatleuten einige Regeln beachten.

Im vergangenen Jahr haben laut dem Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) in Bonn 6,77 Millionen Autos den Besitzer gewechselt. In einem "normalen" Jahr umfasse der Gebrauchtwagenmarkt aber 7 Millionen Wagen, sagt ZDK-Sprecher Helmut Blümer. Wie der Neuwagenmarkt litten auch die Gebrauchten unter dem Spartrend.

Teurere Gebrauchte

Zudem sind die Preise gestiegen: Im Durchschnitt kostete ein Gebrauchter 2003 laut ZDK 8220 Euro, das ist eine leichte Steigerung im Vergleich zu 2002. 1994 lag der Durchschnittspreis dem Institut für Automobilwirtschaft (IFA) in Geislingen (Baden-Württemberg) zufolge noch bei 7500 Euro.

"Ein Großteil der Steigerung ist aber ein statistischer Effekt", sagt ZDK-Sprecher Blümer. Dazu tragen viele so genannte Tageszulassungen bei: Dabei wird ein Neuwagen zunächst auf den Händler, dann auf den Käufer zugelassen. Dadurch tauchten auch diese "verbilligten Neuwagen" in der Statistik der Gebrauchten auf. Bei den tatsächlichen Gebrauchten sei die Preissteigerung deshalb moderater als im Durchschnitt, so Blümer. "Im Sog der Neuwagenpreise sind die Kosten aber durchaus ein wenig gestiegen."

Autos "leben" länger

Deutlicher zeigt sich laut IFA die Tendenz zu älteren Wagen. Zurzeit sei ein zugelassenes Auto im Schnitt 7,4 Jahre alt, 1992 waren es 6,3 Jahre. Weil die Autos länger "leben", sei in Zukunft mit einem zusätzlichen Besitzerwechsel zu rechnen, so ein IFA-Sprecher.

Allerdings wachsen die Abstände dazwischen: "Im Schnitt wird ein Wagen heute 5,5 Jahre gefahren, Mitte der achtziger Jahre waren es vier Jahre", sagt Blümer.

Wechseln sie tatsächlich den Besitzer, werden mit 54 Prozent die meisten Gebrauchtwagen von privater Hand verkauft. Ein weiteres Drittel (34 Prozent) wird laut ZDK von Vertragshändlern angeboten, die übrigen zwölf Prozent von reinen Gebrauchtwagenhändlern.

Möglichst ein lückenloses Checkheft

"Bei privaten Verkäufern sollten Käufer den Wagen unbedingt gründlich prüfen", rät Jürgen Grieving, ein Sprecher des ADAC in München. Ein gutes Zeichen sei ein lückenlos geführtes Checkheft.

Getrickst werde nicht nur beim Kilometerstand: "Ein Wagen sollte zum Beispiel sauber sein, weil sich unter einer Schmutzschicht Lackschäden leicht verstecken lassen." Auf einer Probefahrt sollte der Käufer bestehen. "Dabei ist es empfehlenswert, die Fenster runterzukurbeln, um die Motorengeräusche zu hören." Wichtig sei auch ein Blick auf den Boden: "Verliert der Wagen Öl, lässt sich das auf diesem Weg leicht erkennen."

Schwieriges Weiß

Auch die meisten Käufer von Gebrauchten haben klare Vorstellungen von ihrem Wagen: Ein Katalysator ist dem IFA zufolge in der Regel Pflicht. Sehr schwer verkäuflich sind Wagen in der Farbe Weiß. "Fast zwei Drittel aller Gebrauchten sind grau, silber oder schwarz", sagt ZDK-Sprecher Blümer.

Im neuen Jahrtausend sicherer

Vielen Käufern ist außerdem die Sicherheit wichtig. Das IFA stellt einen Trend in Richtung Anti-Blockier-System und Servolenkung fest. Der Jahrtausendwechsel kann hier für Käufer eine Orientierung sein: "Fahrzeuge, die 2000 oder später konstruiert wurden, sind deutlich sicherer", sagt Magnus Geisler, Fahrzeugtechniker beim ADAC in Landshut. Grund dafür seien Crashtest-Verfahren, die um das Jahr 2000 europaweit vereinheitlicht wurden.

Damit der Wagen von diesem Sprung der Sicherheitstechnik profitiert, muss es aber zu diesem Zeitpunkt einen Modellwechsel, also eine Neukonstruktion, gegeben haben. Käufer können sich nicht einfach auf das Baujahr verlassen.

Bei älteren Modellen, vor allem bei Autos mit einem Alter von zehn oder zwölf Jahren, zählt laut Geisler allerdings nur noch der Preis. "Sie sind mit den heutigen Standards nicht mehr zu vergleichen." Käufer sollten deshalb bei einem alten Wagen zum Beispiel nicht für ein Modell mit Airbag extra tief in die Tasche greifen.

Mangelware Kleinwagen

Alte Autos finden Gebrauchtwagenkäufer vor allem bei Privatleuten. Auch Kleinwagen wie Polo, Lupo oder Corsa sind laut Blümer bei vielen Händlern Mangelware. "Es ist aber ein Ammenmärchen, dass diese Wagen jetzt in großen Mengen nach Osteuropa verkauft werden." Einen Vertriebskanal in Richtung Osten habe es schon immer gegeben, ein deutlicher Anstieg der Menge lasse sich nicht feststellen.

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