Führerscheinprüfung / Fahrprüfung:Einfacher in Theorie und Praxis / Leichter an den Schein

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Seit Juli müssen Fahranfänger / Führerscheinanwärter 160 neue Fragen beantworten. Wer sich mit Vorfahrtsregeln, Alkohol und Drogen auskennt, hat gute Chancen zu bestehen.

Jedes Jahr heißt es für rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland: pauken, pauken, pauken. Jeder von ihnen arbeitet darauf hin, eine Führerscheinprüfung zu bestehen. Das Ziel der meisten Aspiranten, rund 950 000, ist die Klasse B für Pkw - die frühere Klasse 3 -, wofür im Schnitt zwischen 1500 und 2000 Euro investiert werden muss.

Anleihen aus der Umgangssprache

Seit 1. Juli gelten nun neue Bestimmungen für die, wie es offiziell heißt, Fahrerlaubnisprüfung. Grund ist die Novellierung der EU-Führerscheinrichtlinie, nach der alle Mitgliedsstaaten neue Mindestanforderungen für die praktische und theoretische Prüfung erfüllen müssen. Das heißt für die Fahrschüler in Deutschland: In den Fragebogen finden sich etwa 160 neue Fragen.

Allerdings: Die meisten wurden nur sprachlich überarbeitet und damit modernisiert - so heißt der "Antiblockier-Verhinderer" nun, wie umgangssprachlich längst üblich, "ABS". Die inhaltlich neuen Fragen umfassen vor allem die Themenkreise Technik, Drogen und Alkohol.

Faustformel für den Bremsweg: (G/10 x G/10):2

"Das ist gut, weil diese Fragen aus der alltäglichen Praxis heraus entstanden sind", so Siegfried Reuter, Fahrlehrer in München. Künftige Führerschein-Prüflinge werden dann mit solchen Fragen kämpfen müssen: "Wie lautet die Faustformel, um den Bremsweg einer Gefahrbremsung auf ebener, trockener und asphaltierter Fahrbahn auszurechnen?" Folgende Antworten stehen zur Wahl: a) (G/10 x G/10):2; b) (G/10 x 5):2 oder c) (G/10 x 3):2. G = Geschwindigkeit in km/h. Richtig ist a; wer mit der Bruchrechnung nicht klar kommt, kassiert vier Fehlerpunkte.

Eine weitere der neu dazugekommenen Fragen: "Was kann die Ursache für eine übermäßige Abnutzung der Reifen sein?" Zur Auswahl stehen: a) Schaden an der Radaufhängung; b) Falscher Reifenluftdruck; c) Anbau eines Frontspoilers. Richtig sind a und b; wer falsch ankreuzt, kassiert drei Fehlerpunkte. Klingt komplizierter als es ist, meint Praktiker Reuter: "Die Theorie ist vielleicht sogar leichter geworden. Wer etwas nachdenkt, kann es schaffen."

Freie Fahrt für Vorwärtsparker

30 Fragen muss ein Klasse-B-Prüfling beantworten, 20 aus dem Grundstoff und zehn auf die Führerscheinklasse zugeschnitten; zehn Fehlerpunkte darf man sich leisten, bei elf Fehlern ist man durchgefallen. Allerdings, und auch das ist neu: Werden zwei der Fragen, die mit jeweils fünf Punkten bewertet werden, falsch beantwortet, ist Schluss. Diese gelten als besonders wichtig und behandeln etwa Vorfahrtsregeln oder den Themenkreis Alkohol.

Die praktische Prüfung wird etwas einfacher. "Jetzt müssen bei der Klasse B nur noch zwei statt bisher drei Grundaufgaben obligatorisch geprüft werden", so Christian Weibrecht, im Bundesverkehrsministerium für Straßenverkehrs- und Fahrlehrerrecht zuständig. So wurde "Anfahren in der Steigung" gestrichen; Rückwärts längs einparken kann, muss nicht mehr geprüft werden. "Für den Unterricht ändert das aber nichts", so Fahrlehrer Reuter, "wer in der Großstadt nicht einparken kann, hat verloren."

© Marion Zellner - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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