Ford Fusion 1.4 TDCi Elegance:Drei in einem

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Geländewagen, Großraumlimousine, Kleinwagen: Der neue Ford Fusion will das Beste dieser drei Welten in sich vereinen. Eine Probefahrt.

Michael Harnischfeger

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(Foto: Foto: Ford)

Die Autowelt ist in den letzten Jahren reichlich aus den Fugen geraten. Wagemutige Crossover-Projekte wie das Van-Coupé Renault Avantime oder zwergenhafte Micro-Vans à la Opel Agila kreuzen Elemente von Fahrzeuggattungen, die vor kurzer Zeit noch unvereinbar schienen.

Mit dem Fusion macht sich Ford nun daran, gleich aus drei Winkeln des automobilen Spektrums Honig zu saugen. Der vom Fiesta abgeleitete Vier-Meter-Kasten soll, so seine Macher, Elemente leichter Geländewagen und geräumiger Vans mit den Stärken eines Kleinwagens verbinden. Nun ja. Allradantrieb oder gar Differenzialsperren hat der Fusion nicht, für Ausflüge abseits der Straße prädestiniert ihn also nur die erhöhte Bodenfreiheit.

Herausnehmbare Einzelsitze oder zumindest eine verschieb- oder klappbare Sitzbank, die ja irgendwie schon zum Van-Gedanken gehört, fehlen ebenfalls.

Das Design sagt "Du kannst mir trauen"

Dafür aber gibt es enorm viel Platz, denn die kantig gezeichnete Karosserie mit der robusten "Mir kannst du trauen"-Optik wuchs in der Länge um zehn und in der Breite um vier Zentimeter gegenüber dem fünftürigen Fiesta.

Auf unwesentlich mehr als vier Metern Länge bietet der hochbeinige Fusion damit so viel Raum für Mensch und Gepäck, dass er auch in der Kompaktklasse eine gute Figur abgäbe.

Schon der Einstieg ist eine Freude, denn durch die höher gelegte Karosserie befinden sich die Sitzflächen auf einem Niveau, das keine Verrenkungen erforderlich macht, um hinters serienmäßig mit Leder bezogene Lenkrad zu gelangen. Und da die Motorhaube keinen Grund sieht, sich klein zu machen, ist ihr Ende auch gut zu sehen: Rangieren auf engstem Raum wird dadurch eine leichte Übung.

Viel Bedienkomfort trotz kleiner Schwächen

Die Vordersitze wirken zwar auf Anhieb ein wenig schmal und kurz, bieten aber trotzdem ordentlichen Komfort.

Das Cockpit übernimmt den geradlinigen Stil des Fiesta mit großen, gut ablesbaren Rundinstrumenten und einer klar gegliederten Bedienlandschaft in der Mittelkonsole. Der Schalthebel ist erhöht montiert, und so muss die rechte Hand keine langen Wege zurücklegen, um mit minimalem Krafteinsatz die Gänge zu wechseln. Das alles macht einen durchdachten, praktischen Eindruck.

Dieses Auto nimmt seinen Nutzer ernst und macht ihm das Leben so leicht wie möglich. Oder fast so leicht wie möglich. Denn die kleinen Digitalanzeigen für Tankinhalt, Kühlwassertemperatur und Wegstrecke sind kaum zu entziffern, wenn man bei Tag eine Sonnenbrille trägt.

Ebenfalls alles andere als optimal: Das helle Armaturenbrett sorgt in der Scheibe für Reflektionen, die die Sicht nachhaltig beeinträchtigen können. Dass vornehmlich hartes, billig wirkendes Plastik verbaut wurde, schmälert den Qualitätseindruck bei der Klopf- und Anfassprobe.

Platz wie ein Kompakter - auch auf der Rücksitzbank

Der ebene Kofferraum misst 337 Liter und kann durch Umklappen der geteilten Rücksitzbank auf 1.175 Liter vergrößert werden. Ab der mittleren Ausstattungslinie Trend gibt es serienmäßig eine nach vorn klappbare Lehne des Beifahrersitzes, die auch den Langholztransport vom Baumarkt ermöglicht.

Durch große Türen gelangt man auf die Rücksitzbank, wo Kopf- und Beinfreiheit auch bei 1,90 Meter Körpergröße ausreichen. Man sitzt bequem, für jeden der drei Plätze gibt es eine Kopfstütze und einen Dreipunkt-Automatikgurt. Dass Kopf-Schulterairbags mit 200 Euro extra berechnet werden, sollte nicht überbewertet werden. In dieser Fahrzeugklasse schaut man eben aufs Geld, und da will Ford wie viele anderen Wettbewerber eben mit günstigen Preisen locken können. Wichtig ist, dass diese Schutzengel überhaupt lieferbar sind, und daher gibt es doch eine kleine Rüge in Sachen Sicherheit.

Ein elektronisches Stabilitätsprogramm gibt es vorerst nicht. Wie erste Ausfahrten über kurvenreiche Sträßchen im Bergischen Land zeigten, ist es auch nicht zwingend nötig, um gut, vielleicht sogar bessern anzukommen. Denn wie schon der Fiesta gefällt der Fusion mit einem sehr gutmütigen, dabei handlichen und zugleich komfortablen Fahrwerk. Man muss schon mit sehr viel Mut in eine Kurve gehen, ehe die Reifen quietschen: und selbst dann folgt der 1,5 Meter hohe Fronttriebler noch sehr präzise den Lenkbefehlen. Obwohl die Lenkung wenig Kraft fordert, gefällt sie trotzdem durch präzise Rückmeldung und spontanes Ansprechen. So untermauert auch der Fusion die Erkenntnis, dass Ford zur Zeit einen Spitzenplatz im Fahrwerksbau einnimmt.

Zwei Benziner, ein Turbodiesel

Zum Verkaufsstart, der mit gebremstem Schaum schon im Juli anläuft und eigentlich auf Oktober terminiert ist, bietet Ford den Fusion mit drei Motoren an. Die zwei Benziner leisten 80 und 100 PS (59 und 74 KW) und ermöglichen bei Normverbräuchen um 6,5 Liter ordentliche bis gute Fahrleistungen.

Für die erste Ausfahrt wurde der 1,4 Liter große Turbodiesel mit Common-Rail-Einspritzung ausgewählt, den Ford gemeinsam mit Peugeot entwickelt hat.

Seine 68 PS wirken auf dem Papier noch dürftig, doch hinter dem Lenkrad erlebt man sie als absolut ausreichend, um flüssig im Verkehr mitschwimmen zu können. Ohne nervige Töne realisiert dieses laufruhige Triebwerk 160 auf dem Tacho, und mit der Elastizität von 160 Newtonmetern erlaubt es in der Stadt und auf Landstraßen eine schaltfaule Fahrweise. Man kann sich schnell mit diesem Motor anfreunden, zumal der Normverbrauch von nur 4,4 Litern immer angenehme Gefühle auslöst, sobald man nur an ihn denkt.

Quadratisch, praktisch und überwiegend gut ist er also, der Fusion. Wie viel er einem denn Wert sein darf, muss jeder selbst entscheiden.

Den 80-PS-Benziner gibt es ab 13.950 Euro, den 100-PS-Benziner ab 14.975 Euro. Der Diesel schlägt mit mindestens 15.000 Euro zu Buche und steht dann in der Basisausstattung Ambiente vor der Tür. Wer 16.975 Euro investiert, bekommt ihn als Modell Elegance, das gut ausgestattet ist, aber nach einem Streifzug durch die Liste der Sonderausstattungen noch einmal um mehrere tausend Euro teurer werden kann. Auch diese Fusion hat also, wie manche Vorbilder aus der Welt der Wirtschaft, ihren Preis.

Quelle: autocert.de

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