Ford Fiesta:Ford, was tun sie?

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Ein Automobilhersteller will mehr als nur Sprüche klopfen

(SZ vom 21.10.1995) Nichts ist unbeständiger als die Gunst des Publikums. Heute noch der Mega- Star, morgen schon der Disco-Tingler - es sind immer vielschichtige Faktoren, die über ein Image entscheiden. Nehmen wir beispielsweise Ford: Um das Renommee des Hauses war es einige Jahre lang nicht gut bestellt. In einer Image-Umfrage des Automobilfachmagazins Autozeitung, angeführt vom Offenbacher Marktforschungsinstitut Marplan, bildeten die Kölner Ende der achtziger Jahre regelmäßig das Schlußlicht. Woran das lag, war aber nicht festzuzurren.

Das hat sich geändert: 'In der letzten Studie vom Juni 1995 erreichten wir das beste Niveau seit 1986', freut sich Horst Winkler, bei Ford Leiter für Produktstrategie. Zu einem ähnlich positiven Ergebnis kommt auch das Fachmagazin auto motor und sport in seiner 95er Analyse. In der Leseraktion 'Die besten Autos 95' lobten Ford-Fahrer vor allem das Preis- Leistungs-Verhältnis (mehr als 60 Prozent), den hohen Sicherheitsstandard (45 Prozent), die Zuverlässigkeit (38 Prozent) und nahezu 50 Prozent stellten fest: Ich mag die Marke.

Die Wende kam wohl 1993 mit dem Ford Mondeo. Dank der Sicherheitsinitiative (zwei Airbags serienmäßig) wurden die Leute plötzlich hellhörig. Hinzu kam der konsequente Auftritt seit Ende 1993. Alleine der Slogan 'Ford. Die tun was', ist mittlerweile im öffentlichen Sprachgebrauch so verwurzelt wie Toyotas Spruch 'Nichts ist unmöglich'.

Daß Ford nicht bloß Sprüche klopft, hat sich herumgesprochen. Die Palette der Aktivitäten ist vielfältig. Die Verschrottungsprämie gehört ebenso dazu wie das Einpreis-Schema für Kombi und Limousine. Das Ergebnis: In den ersten sieben Monaten stieg der Marktanteil in Deutschland um 1,7 Prozent auf 11,7 Prozent. Damit ist Ford hinter VW (18,7 Prozent) und Opel (17,7 Prozent) zwar immer noch Dritter, aber Horst Winkler weiß: 'Die Wandlung des Images einer Firma dauert lange und hängt auch von den Produkten ab.'

So auch vom neuen Fiesta - wer eine optische Revolution erwartet hat, wird allerdings enttäuscht. Lediglich die Frontpartie ist mit den integrierten Scheinwerfern, integrierten Stoßfängern vorne und hinten neu modelliert, und am Heck fallen das tiefergeschnittenen Fenster sowie die tropfenförmigen Rückleuchten auf. Schon radikaler gingen die Designer im Innenraum vor. Das Interieur wurde völlig neu konzipiert mit dem Effekt, daß man sich darin jetzt richtig wohl fühlt - auch dank des serienmäßigen Fahrerairbags, der bereits im Einstiegsmodell Fords (18 290 Mark) dazugehört. Erstaunlich edel präsentiert sich das Top- Modell Ghia. Das griffige Lederlenkrad und der Lederschaltknauf sind ja so neu nicht, wohl aber das noble Holzeffekt- Dekor. Dazwischen liegen zwei weitere Ausstattungsvarianten: Das Modell Flair mit Servolenkung und geteilter Rücksitzlehne sowie die sportliche Ausgabe Fiesta Fun. Der Dreitürer verfügt über Sportsitze und ist ganz pfiffig mit weiß unterlegten Armaturen inklusive Drehzahlmesser sowie einem Radio-Kassetten-Gerät ausgestattet. Das i-Tüpfelchen bilden zwei zusätzliche Metallic-Lackierungen in Orange und Grün, die sich auch in den Polsterbezügen wiederfinden.

Und was tat Ford unter der Motorhaube? Hier stehen vier Aggregate zur Wahl. Drei davon sind alte Bekannte: Die 1,3- Liter-Motoren mit 37 kW (50 PS) und 44 kW (60 PS), sowie der 1,8-Liter-Diesel mit 60 PS. Neu im Bunde: der Vierzylinder-Zetec-16 V, der seine Leistung von 55 kW (75 PS) aus nur 1,25 Liter Hubraum zieht. Seine Pluspunkte: ein gutes Drehmoment (110 Nm bei 4000/min) - obendrein ist er erfreulich leise. In Kombination mit dem neuen Getriebe und dem überarbeiteten Fahrwerk läßt sich damit auch über längere Strecken ganz trefflich reisen.

Von Ina Reckziegel

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