Feinstaubplaketten:Panik ist nicht nötig

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Wohl selten hat das Datum 1. März vorab für so viel Aufregung gesorgt wie im Jahr 2007. An jenem Tag wird die Feinstaubverordnung in Kraft treten - und die hat manchem Autofahrer bereits die Stimmung verdorben. Aber nichts wird so heiß gegessen...

Einige Erklärungen legten die Vermutung nahe, von März an müsste ein Großteil der älteren Fahrzeuge in der Garage bleiben, da bestimmte Bereiche nur noch mit modernen und besonders Abgas-gesäuberten Modellen angesteuert werden dürfen.

Wahr ist, dass künftig Umweltzonen ausgewiesen werden können, bei denen Abgas-Stinker außen vor bleiben müssen.

Vorerst wird allerdings denkbar wenig geschehen - und die Zahl der betroffenen Fahrzeuge wird auch nicht so groß sein, wie befürchtet.

So läuft es

Die 35. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes ist es, die sich im Sprachgebrauch als Feinstaubverordnung verfestigt hat. Die Kommunen haben damit eine Möglichkeit, für bestimmte Bereiche Fahrverbote auszusprechen, die mit der Schadstoffeinstufung der Fahrzeuge zusammenhängen. "Insgesamt gibt es im Grunde vier Stufen von Einordnungen der Fahrzeuge", erklärt Hermann Schenk von der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) in Stuttgart. Die größten Abgassünder zählen dabei zur niedrigsten Stufe, sie bekommen keine Feinstaubplakette. Die Fahrt in den ausgewiesenen Umweltzonen wird ihnen verwehrt.

"Bei den weiteren Fahrzeugen unterscheidet man zwischen drei Farben der Feinstaubplaketten - Rot, Gelb und Grün", so Schenk. "Rot steht für den im Vergleich geringsten Grad der Abgasreinigung, Grün für die saubersten Fahrzeuge." Laut GTÜ bekommen Fahrzeuge mit der Abgasnorm Euro 2 in der Regel eine rote Plakette, die Abgasnorm Euro 3 steht meist für die gelbe Plakette und Grün für Euro 4 oder besser.

Welcher Gruppe der eigene Wagen exakt zugeordnet wird, lässt sich laut Gerd Lottsiepen, Verkehrspolitischer Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) in Berlin, erst nach Kontrolle der so genannten Schlüsselnummer in den Fahrzeugpapieren nachprüfen.

Die Plaketten werden unter anderem von Sachverständigenorganisationen wie GTÜ, TÜV oder Dekra angeboten.

Vorerst ist es jedem selbst überlassen, ob er sich eine derartige Plakette besorgt. Denn in diesem Jahr wird wohl so gut wie nichts in Sachen Umweltzonen geschehen. Zwar wurden die Namen von Großstädten wie Berlin, Frankfurt/Main, Köln, Stuttgart oder München genannt, die entsprechende Bereiche einrichten wollen. Das wird aber nicht umgehend geschehen. "Was kommen wird, ist das Gesetz - dass die Kommunen sofort loslegen, ist nicht zu erwarten", sagt ADAC-Sprecher Andreas Hölzel in München.

Klar ist bereits, wie sich die Plakettenfarbe im Verkehr bemerkbar machen wird. Die Städte haben die Möglichkeit, ihren Umweltzonen auf Schildern farbliche Markierungen entsprechend den Plaketten zuzuweisen. "Wenn eine Zone rot ausgewiesen ist, dürfen alle Fahrzeuge mit Plaketten jeglicher Farbe hinein", erläutert Schenk. In eine grün markierte Zone dürfen nur Wagen mit grüner Plakette.

Unterschiedliche Zahlen kursierten jüngst darüber, welchen Autos die Plaketten gänzlich versagt bleiben. Der ADAC meldete, dass nach aktuellem Stand insgesamt 6,7 Millionen Personenwagen die Anforderungen nicht erfüllen würden und somit nicht mehr in die als Umweltzonen ausgewiesenen Innenstädte dürften.

Nach Angaben des Bundesumweltamts in Dessau werden die Zahlen jedoch weit geringer sein. Mit dem Stand von 2007 sind es demnach 0,9 Millionen Diesel-Pkw und 2,3 Millionen Benziner. Bis zum Jahr 2008 werden die Zahlen auf 0,7 Millionen Diesel und 1,8 Millionen Benziner sinken.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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