Fahrbericht: VW Touran TSI:Eingeparkt von Geisterhand

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Schwungvollere Scheinwerfer, ein prägnanteres Heck und ein flotter TSI-Motor mehr im Programm - auf den ersten Blick erscheint das Facelift des VW Touran nicht sehr aufregend. Wäre da nicht der neue Park-Assistent.

Jürgen Wolff

Man muss es schon genau lesen: "Parklenkassistent" nennen die Wolfsburger ihr neues System zum bequemen Einparken. Und es ist, was es heißt: Das System parkt den Wagen nicht völlig selbstständig - es übernimmt nur die komplette Lenkarbeit dabei. Das aber verblüffend einfach und effektiv.

Park Assist macht aus der Übung, an der nicht nur Fahrschüler mit unschöner Regelmäßigkeit zu scheitern pflegen, eine mühelose und mit mathematischer Präzision funktionierende automatisierte Routine.

Ohne Fummelei am Monitor

Mit ihm funktioniert das rückwärts Einparken fast so einfach wie Valet Parking - nur, dass man im Touran doch noch selbst Gaspedal und Bremse betätigt. Aber ansonsten gibt man das Auto im Prinzip wirklich zum Parken ab - an den elektronischen Helfer.

Anders als etwa bei Toyota funktioniert der Parkassistent von VW auch ohne Fummelarbeit am Monitor. Und ohne, dass man ein Informatik-Grundstudium absolviert haben muss.

Sobald das Tempo des Touran unter 30 km/h sinkt, schalten sich die Sensoren von selbst ein. Zehn davon gibt es: Neben den acht der üblichen Parkdistanzkontrolle (das Ding, das immer hektischer piepst, je näher man mit der vorderen oder hinteren Stoßstange einem Hindernis kommt) hat Park Assist noch je einen weiteren Sensor rechts und links an der Fahrzeugseite.

Die beiden seitlichen Sensoren tasten bis zu einem Abstand von 1,5 Metern permanent den Straßenrand nach passenden Lücken ab. Ein kurzer Druck auf einen Knopf vor dem Hebel für die Gangwahl aktiviert die zugehörige Anzeige im Cockpit, direkt vor dem Fahrer.

Finger weg vom Lenkrad

Sobald das System eine potenzielle Parklücke am Straßenrand ausmacht, wird das optisch angezeigt. Und wenn der Wagen zu dieser Lücke günstig steht, signalisiert dies ein geschwungener Pfeil.

Alles, was der Fahrer nun noch tun muss: Blinker setzen, Automatikhebel auf "R", sanft Gas geben - und Finger weg vom Lenkrad. Das dreht die Vorderräder automatisch in den richtigen Winkel.

Der Touran rollt schräg rückwärts in die Parklücke, rechtzeitig bevor das rechte Hinterrad die Bordsteinkante berührt, lenken die Vorderräder gegen. Sobald der Wagen in der richtigen Schrägposition ist, signalisieren Warnton und Display: "Bitte Bremsen und Vorwärtsgang einlegen". Also: Anhalten und Wählhebel auf "D".

Sogleich drehen sich Lenkrad und Vorderräder im Stand wie von Geisterhand nach rechts. Leicht Gas geben - und der Touran richtet sich in der Parklücke gerade aus, in einer Linie zu den Wagen vor und hinter ihm. Nun noch die Vorderräder gerade ausrichten - fertig. Das Auto ist geparkt. Binnen 15 Sekunden, ohne Rangiererei, ohne verrenkten Hals und akkurat zum Bordstein ausgerichtet.

Auch Einbahnstraßen sind kein Problem: Das Parken funktioniert genauso problemlos auch nach Links. Wo der Haken ist? Nach unseren ersten Einparktests gibt es keinen. Nur ein paar Einschränkungen - wenn man sie denn so nennen will.

Zum Beispiel akzeptiert das System nur Parklücken, die mindestens 140 Zentimeter größer sind als das Auto selbst. Vorne und hinten braucht der Touran also mindestens 70 Zentimeter Rangierabstand.

In so eine Lücke kommt jeder Autofahrer auch von Hand, sicher. Aber nicht so bequem. Und die 70 Zentimeter garantieren, dass man ohne viel Arbeit auch wieder heraus kommt.

Chef beim Rangieren

Der Fahrer bleibt dabei allezeit der Chef. In den automatischen Einparkvorgang kann er immer eingreifen. Er bestimmt Tempo und Bremspunkte - schon allein aus juristischen Gründen. Und will er unbedingt in eine engere Parklücke: Viel Spaß beim Rangieren.

Ansonsten sind die Wolfsburger sehr dezent mit ihrem Erfolgsmodell (seit der Markteinführung 2003 wurden nach Angaben von VW rund 640.000 Stück verkauft) umgegangen.

Der Kühlergrill ist nun in Chromoptik, die Stoßfänger sind neu gestaltet und die Scheinwerfer, optional auch als Bi-Xenon mit Kurvenfahrlicht zu bestellen, unten gerundet - "Tränensäcke" nennen respektlose Zeitgenossen diesen modernen Design-Trend.

Die neue Frontpartie lässt den Touran auch leicht um 16 mm in der Länge wachsen. Am Heck hat VW dem Touran neue Rückleuchten spendiert und den Stoßfänger dem an der Frontpartie angeglichen. Im Inneren sind die Veränderungen noch weniger auffällig: Neue Bezugsstoffe, die Mittelblende in Edelstahloptik.

Ab dem Frühjahr 2007 wird es den Touran als ersten Van auch mit dem 170 PS starken TSI-Motor geben, der erstmals im Golf GT eingesetzt wurde - und mit einem technisch identisch konzipierten TSI, der 103 kW/140 PS haben wird.

Dazu kommt als weitere Wahlmöglichkeit der Erdgas-Motor EcoFuel (80 kW/109 PS), der schon im Caddy verbaut wird und vor allem für Flottenfahrzeuge gedacht ist.

Der 170-PS-Twincharger ist serienmäßig mit dem sauber schaltenden Doppelkupplungsgetriebe DSG kombiniert, bei den anderen TSI und TDI gibt es DSG als Option.

Im Paket mit dem Parkassistenten wird der TSI zu einem kraftvollen, geräumigen und sehr bequemen Kompakt-Van für den Alltag. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 218 km/h, für den Spurt von 0 auf 100 km/h reichen 8,6 Sekunden, der Verbrauch soll bei 7,6 Liter liegen.

Konstant und ausgezeichnet

Das straffe Fahrwerk, die präzise Lenkung und der Federungskomfort sind wie gewohnt ausgezeichnet, die Sitze straff und mit sehr gutem Seitenhalt.

Die Inneneinrichtung mit optional bis zu sieben Sitzen ist äußerst variabel - wer will, bekommt hinten selbst Mountainbikes aufrecht unter. All das, fast 2000 Liter Kofferraumvolumen und die gute Verarbeitung zeichnete den Touran auch bisher schon aus.

Auch was das Preisgefüge angeht, bleibt alles weitgehend konstant - allerdings mit drei Prozent Mehrwertsteuer-Aufschlag. Die Basisversion mit 102 PS kostet als Conceptline 20.989 Euro, der TSI mit 140 PS und Highline-Ausstattung kommt auf 29.570 Euro - der Preis für den 170-PS-TSI steht noch nicht fest.

Am meisten lässt sich VW für den Highline-TDI mit 170 PS und DSG-Getriebe bezahlen - exakt 32.673,71 Euro. Park Assist kostet als Aufpreis relativ bescheidene 670 Euro - in der Ausstattungslinie Highline 315 Euro, weil da acht der zehn Sensoren ohnehin schon eingebaut sind.

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