Fahrbericht: Porsche 911 4S Cabriolet:Konkurrenz für J-los Popo

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Die Porsche-Cabrioversionen gibt es nun mit einem noch größeren Hinterteil. Dazu ein irres Fahrgefühl. Das perfekte Cabrio?

Von Stefan Grundhoff

Der Porsche 911 Carrera S gehört zum Besten, was der Sportwagenmarkt hergibt. Perfekt abgestimmt fährt er sich trotz aller motorsportlichen Ambitionen selbst im Grenzbereich problemlos.

Die Fahrwerksabstimmung: betörend und souverän zugleich. Wer es noch unspektakulärer und noch sicherer möchte, bekommt die Allradversion nun auch im beliebten Cabrio. Das Heck ist 44 mm breiter als beim Hecktriebler. Sonst gibt es bis auf die Breitwalzen im Format 305/30 ZR 19 keine optischen Unterschiede.

Vorteile des Allradantriebs

Rund die Hälfte aller 911er Kunden entscheidet sich für ein Cabriolet, mehr als 50 Prozent von Ihnen schielen zum Allradantrieb. Die Vorteile liegen auf der Hand. Die 355 bissigen PS des aktuellen Carrera 4S lassen sich gerade im Grenzbereich besser mit vier Antriebsrädern auf den Asphalt bringen.

So eng die Kehre auch sein mag: Kurz mit der präzisen Lenkung die Richtung gewählt und ein beherzter Tritt aufs Gaspedal. Da, wo beim Carrera 2 dem Piloten das Stabilitätsprogramm helfend in die Finger greift, verkommt es im 4S zur Arbeitslosigkeit.

Die Leichtigkeit des Dachs

Eine Viscokupplung neuester Bauart macht es möglich. Die Elektronik bemerkt, dass ein Hinterrad Halt verliert und bringt bis zu 40 Prozent der Antriebskräfte an die Vorderachse.

Bei normaler Fahrt laufen die Vorderräder mit gerade einmal fünf Prozent Kraftfluss mit. Die ganze Allradtechnik ist kaum schwerer als das ebenfalls leichte Stoffdach. Es gehört mit 42 kg zusätzlich zu den leichtesten seiner Art und schließt bis zu einem Tempo von 50 km/h in 20 Sekunden.

Die Module, die den Sport-911er zu einem 4x4-Fahrzeug machen, wiegen nur 50 kg. Das Mehrgewicht von knapp 100 kg zwischen einem 911 Carrera 2 als Coupe und einem 911 Carrera 4S als Cabriolet kann man nicht verhehlen.

Doch die Lenkung arbeitet auch beim offenen Allradler überaus präzise und lässt jede Landstraßenkurve zu einem wahren Hochgenuss werden. Die spärliche Kofferluke des Zuffenhausener Sportwagens im Vorderwagen verringert sich durch den zusätzlichen Antrieb an der Vorderachse von 135 auf 100 Liter. Viel ist beides nicht aber die Koffer haben immerhin noch auf den umgeklappten Rücksitzen Platz.

Die Nachteile

Die Nachteile von Gewicht, Mehrverbrauch und Platzangebot halten sich im Rahmen. Fahrsicherheit und Dynamik können stattdessen mit einem dicken Plus punkten. Der extrem steife 911 Carrera 4S fährt sich leichter als der gelungene Hecktriebler.

Und über die zusätzlichen Sicherheitsreserven Dank Allrad möchte sich in der 350-PS-Klasse wirklich niemand beklagen. Die Fahrleistungen können sich nach wie vor sehen lassen. 288 km/h Spitze und ein Spurtpotenzial 0 auf 100 km/h in 4,9 Sekunden zaubern in das Gesicht des sportlich ambitionierten Fahrers ein sattes Grinsen - immer wieder.

Die versprochenen 11,8 Liter SuperPlus auf 100 km entspringen in jedem Fahrbetrieb dem Reich der Träume.

Kein müder Geselle

Wer mit etwas weniger zufrieden ist: Auch das 325 PS starke Carrera 4 Cabriolet ist alles andere als ein müder Geselle. Fahrleistungen, Image und Sound liegen auf Augenhöhe.

Bei den Preisen gibt es nicht zuletzt durch die elektronische Dämpferanstimmung (PASM) einen großen Sprung. Der offene Carrera 4S bietet die variablen Dämpfer ohne Aufpreis, kostet jedoch satte 103.073 Euro.

Kaum zu glauben, dass man bei diesem Preis selbst Xenonlicht, Sitzheizung oder Navigationssystem noch extra bestellen muss. Das zahmere Carrera 4 Cabriolet kostet 92.865 Euro.

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