Fahrbericht: Porsche 911 Carrera S Cabrio:Gnadenlos gut

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Erst wurden in der zweiten Jahreshälfte 2005 die neuen Modelle 911 Carrera und Boxster der Öffentlichkeit vorgestellt. Und schon schickt die Zuffenhausener Sportwagenschmiede den nächsten Trumpf auf die Straße.

Von Stefan Grundhoff

Die offene Variante des 911 ist für Porsche von besonderer Bedeutung. Schließlich werden weltweit rund 40 Prozent aller 911er als Cabrios verkauft. Lange Modellzyklen kann sich heute niemand mehr erlauben. Daher kommt nur wenige Monate nach dem Coupé nun das Cabrio.

Offen und trotzdem von vorbildlicher Verwindungssteifigkeit: Carrera S anno 2005 (Foto: Foto: Porsche)

Optisch liegt er ganz auf einer Linie mit dem klassisch gezeichneten Coupé. Die optische Einbindung des Stoffdachs in das Gesamtkunstwerk 911 lässt nicht nur Porschefans mit der Zunge schnalzen. Die Linien sind aus einem Guss und besonders mit aufgesetzter Mütze macht die neue Generation eine exzellente Figur.

Durch den konsequenten Leichtbau steht das 4,43 m lange Cabrio dem geschlossenen Männertraum in kaum etwas nach. Das geräuscharme Stoffdach öffnet und schließt bis zu einem Tempo von 50 km/h auch während der Fahrt und wiegt gerade einmal 42 kg. So liegt das Gewicht des Topmodells Carrera S Cabriolet bei 1,5 Tonnen.

Minimal weicher

Das Fahrwerk ist eine Spur komfortabler abgestimmt und liefert auch ohne die elektronische Dämpferabstimmung famosen Fahrspaß. Die Verwindungssteifigkeit lässt offen oder geschlossen jedem Sportwagenfan das Herz hüpfen. Das Dach erzeugt wenig Windgeräusche, könnte jedoch noch eine Spur mehr Außengeräusche schlucken. Traumhaft das sonore Grollen. Anders als beim Vorgänger bleibt das serienmäßige Hardtop außen vor.

Motor und Fahrleistungen entsprechen denen des Mitte 2004 vorgestellten Coupés. Der 3,8 Liter große Sechszylinder-Boxer des "S" leistet 261 kW / 355 PS und bei 4.250 U/min ein maximales Drehmoment von 400 Nm. 0 auf 100 km/h in unter fünf Sekunden und eine Spitzengeschwindigkeit von 293 km/h lassen eine zeitnah folgende Turboversion überflüssig werden.

Das 911 Cabrio ist offen wie geschlossen eine grandiose Fahrmaschine. Wer interessiert sich da für einen versprochenen Durchschnittsverbrauch von weniger als zwölf Litern SuperPlus auf 100 km? Bei einem Sportcabrio geht es um andere Werte.

Die präzise Lenkung zum Beispiel ist eine Klasse für sich und die Bremsen gelten zu Recht als Referenzklasse. Einzig die serienmäßige Sechsgangbox könnte noch knackiger abgestuft sein. Man muss das 911 Cabrio nicht im Grenzbereich bewegen, um damit Spaß zu haben. Wer dorthin will, wird indes begeistert sein - ist mit der Coupé-Version jedoch besser bedient.

Vorbildliche Verarbeitung

Ebenso wie das ganze Fahrzeug ist auch der Innenraum erstklassig verarbeitet. Schalter und Instrumente liegen gut im Blick. Lenkrad und Pedale lassen auch für groß gewachsene Fahrer kaum Wünsche offen. Die Sitze passen perfekt; besonders die verstellbare Lehnenbreite begeistert. Störend allein die überflüssigen Lenkstockhebel für Tempomat und Bordcomputer. Hier gibt es am Lenkrad bessere Lösungen.

Porsche-typisch lässt die Serienausstattung leider viele Wünsche offen. Zumindest die Sicherheitsausstattung zeigt mit den bärenstarken Bremsen, Hochleistungsreifen, ABS, sechs Airbags, Überrollschutz und ESP jedoch keine Schwächen.

Dass vollelektrische Sitze, ein Multifunktionslenkrad oder ein Navigationssystem noch teuer extra geordert werden müssen, drückt allerdings den Einstiegspreis von 85.176 Euro für das Carrera-Cabrio und 95.152 Euro für den offenen S nochmals deutlich nach oben. Zudem fehlen einige nicht nur in dieser Klasse standesgemäße Extras wie Kurvenlicht oder Bluetooth-Schnittstelle für ein Mobiltelefon.

Die Kunden des 911 wird es trotzdem kaum stören. Der Erfolg ist vorprogrammiert.

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