Fahrbericht: Maserati Quattroporte Sport GT:Für den ganz eiligen Vater

Lesezeit: 3 min

Wer sich an Stern, Blau-Weiß oder vier Ringen satt gefahren hat, aber eine Limousine mit viel Platz braucht, für den ist der Maserati Quattroporte eine ernsthafte Alternative - üppiges Konto vorausgesetzt. Nun gibt es ihn auch als Sport GT.

Von Jürgen Wolff

Knarzen und Knarzen ist zweierlei. Wer es sich mit gut 100 Kilogramm Lebendgewicht im Fahrersitz eines preiswerten Kompakten mit Plastik-Optik gemütlich macht, der vernimmt gelegentlich das eine Knarzen: "Boah ey", sagt es klar verständlich, "du schon wieder. Das halt' ich keine 80.000 Kilometer aus."

Äußerlich fällt an dem von Pininfarina traumhaft schön gestylten Sport GT unter anderem der schwarze Maschengitter-Frontgrill mit den ebenfalls schwarzen seitlichen Kühlgittern auf. (Foto: Foto: press-inform)

Und es gibt das Knarzen, wenn man sich in das Leder des Maserati Quattroporte niederlässt: "Hallo, Dicker", sagt dieses Knarzen, "mach's Dir bequem. Was wollen wir zusammen unternehmen?"

Der Quattroporte hat eben Charakter - selten genug bei einem Auto heutzutage. Und zumindest bei Maserati leider auch mit einem stolzen Preis erkauft: Mehr als 115.000 Euro muss man für die Sportversion der italienischen Luxus-Familienkutsche schon anlegen.

Der kleine Unterschied

Dafür bekommt man ein in jeder Hinsicht prächtiges Automobil. Äußerlich fällt an dem von Pininfarina traumhaft schön gestylten Sport GT zunächst der schwarze Maschengitter-Frontgrill mit den ebenfalls schwarzen seitlichen Kühlgittern auf. Der Dreizack auf dem Kühlergrill ist - genau hinschauen, bitte - bei ihm rot konturiert, und als zusätzliches Merkmal trägt er das Sport-GT-Logo auf der B-Säule. Ein Blick durch die sieben Speichen der 20-Zoll-Leichtmetallfelgen: Da sind die titanium-lackierten Bremssättel.

Innen setzt sich die auf Sport getrimmte Designlinie nahtlos fort. Anstatt wie beim "zahmen" Grundmodell des Quattroporte aus Holz sind beim Sport GT alle Applikationen aus Carbon gefertigt und mit Klarlack überzogen. Verstärkt wird der sportliche Eindruck zudem durch ein mit Leder bezogenes Sportlenkrad mit speziellen Griffmulden, den auf das Design ebenfalls angepassten Handbremsgriff und eine Pedalerie aus Aluminium.

Ansonsten: Luxus pur - wie gehabt. Bestes Leder in angenehmen Farben, straffe Sitze mit gutem Seitenhalt, Platz vorne wie hinten satt, vier Türen (nichts anderes bedeutet "Quattroporte") für den bequemen Zustieg, edelste Materialien, eingebautes Knarzen - ein Automobil, so wie es sein sollte.

Wunderbares Treiben

Die wichtigsten Modifikationen beim Sport GT sind allerdings weniger sicht- denn erfahrbar. Die Schaltzeiten des Maserati-DuoSelect-Getriebes etwa wurden verkürzt: Dank neuer Software erfolgt der Gangwechsel im Schnitt um 35 Prozent schneller - egal, ob hoch oder runter geschaltet wird.

Vor allem das Runterschalten wird zum akustischen Genuss - dieses Zwischengas ist Musik aus acht Zylindern.

Ohnehin sollte man den Quattroporte möglichst wenig im leider immer noch leicht ruckeligen Automatikbetrieb fahren - richtig Spaß macht er, wenn man ihn manuell mit den Paddel am Lenkrad schaltet.

Modifiziert worden ist für den Sport GT auch das Skyhook-Stoßdämpfer-Fahrwerk. Nach wie vor regelt es kontinuierlich die Härte der Stoßdämpfer abhängig von Fahrbahnbeschaffenheit und Fahrstil. Aber im anwählbaren Sport-Modus ist es deutlich straffer - ohne unkomfortabel zu werden. Dafür wird die immerhin mehr als fünf Meter lange Limousine ebenso spürbar agiler und temperamentvoller.

Schnell...

Der V-8-Saugmotor selbst blieb - bis auf die Verbrauchs- und Abgasoptimierungen - weitgehend unverändert. Warum auch nicht? Schon der Alltags-Quattroporte ist mit 294 kW/400 PS aus 4244 cm³ ja nicht gerade schwächlich ausgelegt. Ein Motor im Übrigen, der glatt auch wieder einen Blick unter die Haube lohnt.

Ansonsten: Der Vierventiler mit den Ferrari-Genen schießt den zwei Tonnen schweren Viertürer in nur 5,2 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h, ein Ende des Vortriebs (451 Nm maximales Drehmoment) ist bei 275 km/h erreicht. Der Gran Sport Spyder, aus gleichem Hause und mit dem gleichen Motor bestückt, ist auch nicht viel schneller und fixer. Das alles wird dank einem geänderten Mittelschalldämpfer vor allem bei hohen Drehzahlen von einem sonoren Klang begleitet.

...und sparsamer?

Auch wenn es in diesem Preisgefüge nur ein Aspekt am Rande sein mag: Der Quattroporte des Jahrgangs 2006 ist etwas weniger durstig. Der Kraftstoffverbrauch im Automatikmodus wurde durch eine Vielzahl von technischen Maßnahmen um rund 16 Prozent reduziert. Sagt Maserati. Im kombinierten Zyklus sollen es nun 15,8 Liter auf 100 Kilometer sein - statt 18,9 Liter früher. Ob der ambitionierte Sport GT-Fahrer die drei Liter weniger tatsächlich an seiner Tankrechnung merken wird, das sei dahin gestellt.

Eine angenehme Überraschung allerdings wird er bei der Einstufung seines Wagens haben: Durch Modifikationen am Motoren-Management erfüllt der Maserati Quattroporte die Euro-4-Abgasnorm. Steuern sparen hilft das zwar (vorläufig?) nicht mehr - aber es verschafft zumindest in dieser Hinsicht ein etwas ruhigeres Gewissen.

Ansonsten liegt der Quattroporte auch in der Sport-GT-Version auf Augenhöhe mit den Top-Modellen von Mercedes, BMW & Co. Technisch fehlen ihm die optionalen Gimmicks der neuen S-Klasse (Nachtsichtassistent und Abstands-Tempomat zum Beispiel). Aber wer sein Auto noch selber fahren will, für den ist der Quattroporte sicher eine ernsthafte Alternative zu CLS 55 AMG, AMG S-Klasse oder 7er-BMW.

Und für bekennende Individualisten, die ihrer Luxus-Marke nicht auf jedem Supermarkt-Parkplatz begegnen wollen, sowieso.

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