Fahrbericht: Jeep Grand Cherokee SRT-8:Wunder-Waffe

Lesezeit: 3 min

SUV mit Sportwagenpower: Nicht nur Porsche hat seinem Cayenne das Fliegen beigebracht. Jeep schickt mit dem SRT-8 seinen ersten Grand Cherokee ins Rennen, der nicht fürs Gelände gedacht ist.

Von Stefan Grundhoff

Fast jeder Hersteller versucht, sein Image mit Sportmodellen zu schärfen. Was Mercedes sein AMG, BMW seine M-GmbH oder Audi sein quattro-Ableger, das ist der Chrysler-Group die SRT-Familie.

Schwer und sportlich: der Jeep Grand Cherokee SRT-8 (Foto: Foto: Pressinform)

SRT steht für "Street and Racing Technology". In den USA bereits Imagefaktor und Aushängeschild will man zukünftig auch in Europa die Muskeln spielen lassen.

Nach den SRT-Crossfire-Versionen und der Dodge Viper wird nun auch dem Chrysler 300C und dem Jeep Grand Cherokee Beine gemacht. Besonders interessant ist das Paket des 426 PS starken Power-SUVs.

Denn angesichts dieser Motorleistung und eines maximalen Drehmoments von 569 Nm ist man mit Allradantrieb doch deutlich sicherer und schneller unterwegs.

Antrittsschnell und kraftvoll

Der modifizierte 4x4-Antrieb "Quadra-Trac Active On Demand" sorgt dafür, dass der über 2,2 Tonnen schwere Amerikaner in etwa fünf Sekunden von 0 auf Tempo 100 katapultiert wird.

Für den Allradantrieb wurde ein neues, stärkeres Verteilergetriebe entwickelt, dass die enormen Belastungen des V8-Triebswerks verarbeiten kann. Im normalen Fahrbetrieb werden nur fünf bis zehn Prozent der Leistung an die Vorderachse übertragen. Verlieren die hinteren Räder Schlupf, pendelt sich das Kräfteverhältnis variabel ein.

Dem 5,7-Liter-HEMI-Aggregat wurde eine klassisch-amerikanische Leistungsspritze verabreicht. Kein Kompressor, kein Turbo, sondern eine Hubraumerweiterung auf 6,1 Liter entringt dem Achtzylinder 86 PS mehr als bei der "zahmen" HEMI-Version.

Harmonisches Fahrwerk

Unterm Stricht stehen prächtige Fahrleistungen und ein Fahrwerk, das sich sogar harmonischer als beim Gelände-Grand präsentiert. Schnelle Lastwechsel, Bremsen aus hohem Tempo oder ein leichter Drift am Grenzbereich - alles ist möglich.

Der Grand Cherokee SRT-8 präsentiert eine Sportlichkeit, wie man sie von einem amerikanischen Geländewagen bislang noch nicht erlebt hat. Der 4,79 Meter lange Achtzylinder hat Dampf in allen Gassen und will immer, immer mehr. 313 kW/426 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 250 km/h bringen nicht nur auf der Autobahn jede Menge Überholimage.

Bei einem versprochenen Durchschnittsverbrauch von 16,4 Litern SuperPlus auf 100 Kilometern ist der Grand Cherokee SRT-8 allerdings erwartungsgemäß nichts für Sparfüchse. Doch in dieser Klasse gibt es beileibe größere Schluckspechte.

Im Gegensatz zum normalen Grand Cherokee ist es nicht nur die Leistungsentfaltung, die beeindruckt, sondern insbesondere auch die Bremsleistung.

Damit es auch mit einer standesgemäßen Verzögerung klappt, hat sich Jeep nämlich den italienischen Bremsenspezialisten Brembo mit an Bord geholt. Dessen Hochleistungsbremsanlage verzögert den SRT-8 aus Tempo 100 in etwa 40 Metern - auch bei Wiederholungen.

Auch sonst merkt man dem Amerikaner sein mächtiges Gewicht und den hohen Schwerpunkt nur bei schnell gefahrenen Kurven an. Hier schiebt er leicht kalkulierbar über die Vorderräder.

Den sehr guten Gesamteindruck hinter dem Steuer schmälert nur die nervöse Anti-Schlupf-Regelung, die mit dem elektronischen Stabilitätssystem ESP gekoppelt ist.

Etwas zu schnell aus der Kurve heraus - und die Räder werden lautstark und kraftvoll eingebremst. Hier hätte man sich etwas mehr lange Leine und Feingefühl in der Abstimmung gewünscht. Ansonsten kennt der Fahrspaß kaum Grenzen.

Martialische Frontschürze

Doch alles hat seinen Preis: Von dem bekannten Slogan "mit einem Jeep kommt man überall hin" muss man sich beim SRT verabschieden.

Eine geradezu martialische Frontschürze und Spoiler rundum sorgen dafür, dass hohen Rampen- und Böschungswinkel kein Thema mehr sind. Auch die 20 Zoll großen Hochgeschwindigkeitsreifen Scorpion Zero sind speziell auf den Rennstreckeneinsatz abgestimmt.

Die gleichen Konditionen gelten auch für den Innenraum. Die Sitze geben sehr guten Seitenhalt, lassen sich jedoch nur mittelmäßig positionieren. Für einen Gelände-Sportler der Premiumliga ist das Interieur nach wie vor die Schattenseite des Jeep Grand Cherokee.

Auch der SRT-8 präsentiert sich gerade bei Details und Bedienelementen alles andere als hochwertig. Hier muss man ebenso wie beim nach wie vor fehlenden Xenonlicht wohl auf die Modellpflege hoffen, die erst im Modelljahr 2008 anstehen dürfte.

Amerikanisches Schnäppchenangebot

Doch bereits jetzt ist der Jeep in punkto Fahrleistungen und Preis-Wert-Verhältnis die wohl interessanteste Alternative auf dem Markt der Power-SUVs. Über Sinn und Unsinn solcher Modellvarianten kann man fraglos streiten - aber die Kundschaft ist nun einmal da.

Und die kann sich angesichts des Gesamtpakets über ein amerikanisches Schnäppchenangebot freuen: Der voll ausgestattete Jeep Grand Cherokee SRT-8 kostet gerade mal 63.690 Euro. Die potenten Konkurrenzmodelle aus den Häusern Porsche, Range Rover und Co. liegen bei über 100.000 Euro.

© sueddeutsche.de/Pressinform - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: