Fahrbericht: Gallardo Superleggera:Schlanke Nummer

Lesezeit: 3 min

Einen Sportler noch sportlicher machen - da kommt man um ein paar Kilogramm weniger kaum herum. Lamborghini macht seinen kantig gestylten Gallardo als Superleggera zwei Zentner leichter, drahtiger - und teurer.

Von Stefan Grundhoff

Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann geht mit einem zufriedenen Lächeln durch die Welt. Das einst marode Sportwagenunternehmen aus Sant' Agata in Italien scheint derzeit alles richtig zu machen. Die beiden Gallardo-Versionen laufen wie beste Tagliatelle. Auch die technisch betagteren Supersportler Murciélago und Murciélago Roadster spülen mit den jüngsten LP640er-Versionen Geld in die Kassen. Da die seit längerem erwartete dritte Baureihe wohl noch eine ganz Zeit auf sich warten lassen dürfte, versuchen es die Norditaliener ähnlich wie Porsche: Die einzelnen Modellreihen werden weiter aufgefächert.

Ein schmaler Schriftzug, Titan-Felgen und Hecksspoiler: Fertig ist der Superleggera. (Foto: Foto: Pressinform)

Bei der Leichtversion Superleggera ist dies schon optisch durch einen markigen Schriftzug an der Seite (Erinnerungen an den Porsche Carrera kommen da auf), Karbonlippen, Karboninterieur, einen erhabenen Heckspoiler und die sexy Titanfelgen zu erkennen.

Am Heckspoiler sollst Du ihn erkennen

Was läge bei einer Sportwagenfirma auch näher, als die pfeilschnellen Prunkstücke noch etwas sportlicher zu machen? Wichtiger als Motorleistung ist das Kampfgewicht - und hier hat der Gallardo Superleggera deutlich abgespeckt. Zwei Zentner weniger: Der martialisch anmutende Allradler bringt nur noch 1.330 Kilogramm auf die Waage. Macht bei der kaum angehobenen Motorleistung ein verbessertes Leistungsgewicht von 2,5 Kilogramm pro Pferdestärke.

Kein Wunder, dass der Spurt 0 auf 100 km/h mit 3,8 Sekunden nun noch etwas flotter vonstatten geht. Die verringerte Last wirkt sich ebenfalls beim Bremsweg aus. Bei einer Vollbremsung aus Tempo 100 krallen sich die Bremsbacken derart bissig in die (optionalen) Karbonscheiben, dass der Lambo nach kaum mehr als 33 Metern zum stehen kommt.

Auf den ersten Blick mag es überraschen, dass Lamborghini bei der Motorleistung nicht noch eine Schippe nachgelegt hat. Die Gründe liegen aber auf der Hand. Zum einen will man sich weitere Optionen für die nächsten fünf bis sechs Produktionsjahre nicht verbauen. Zum anderen sind einem Hochleistungstriebwerk nicht so auf die Schnelle 25 bis 30 Pferdestärken mehr zu entlocken.

Anders als andere setzt Lamborghini auch künftig ausschließlich auf Saugpower. Die Ankündigung von Lamborghini-Geschäftsführer Stephan Winkelmann ist deutlich: "Hybrid, Diesel oder Turbo sind für uns absolut kein Thema. Das wird es bei uns nicht geben."

"Hybrid oder Diesel sind für uns kein Thema"

So präsentiert sich der bullige Zehnzylinder mit nunmehr 530 PS unten herum weiterhin etwas gehemmt, presst einen ab höheren Drehzahlen jedoch brutal in die Sitze. Dank Allradantrieb wird die bullige Motorleistung standesgemäß auf den Asphalt gebracht. Die Maximalgeschwindigkeit liegt bei 315 km/h. Hier ist der einzige nennenswerte Unterschied zum Übervater Murcielago LP640: Dessen Zwölfzylinder mit 640 PS beendet seinen Tatendrang erst mit 340 km/h.

Doch abgesehen davon ist der Gallardo in der leichten Superleggera-Ausführung das deutlich bessere Auto. Besonders die Fahrdynamik an der Vorderachse hat gewonnen. Die Lenkung präsentiert sich Dank der geänderten Aufhängung präziser und stabiler als bisher. Geschaltet werden kann per Hand oder elektronisch per E-Gear.

Die Hightechvariante überzeugt - abgesehen von den unglücklich positionierten Schaltpaddeln - in jeder Hinsicht. Die Paddel sind nicht griffgünstig am sich drehenden Lenkrad, sondern statisch an der Lenkradmanschette befestigt. In schnell gefahrenen Kurven hoch- oder notfalls sogar herunterschalten wird da zum reinen Glücksspiel.

Auch im Innenraum macht der Power-Lambo keinen Hehl aus seinen Rennambitionen. Türtafeln, Mitteltunnel und Schalensitze bestehen aus gleichermaßen leichtem wie hochfesten Karbon. Die Sitzmuster mit der dezenten Karonaht finden sich auch im Himmel wieder, das Armaturenbrett ist ebenso wie die Rennsitze mit Alcantara bespannt. Die dünnen Sitze mit Vierpunktgurten werden je nach Bestellung dem Kunden speziell angepasst.

Zumindest haben die Italiener ihrer neuen Rennversion ein Basispaket Komfort belassen. Elektrische Fensterheber werden ebenso wohlwollend zu Kenntnis genommen wie Klimaautomatik und Xenonlicht. Fällt es bei flotter Ganghart schwer, einen geeigneten Begleiter für die nächsten Kilometer zu finden, kann zur Unterhaltung auch ein DVD-Navigationssystem geordert werden.

So viel Exklusivität und Sportlichkeit hat ihren Preis. "Der neue Lamborghini Gallardo Superleggera kostet 20 Prozent mehr als das normale Modell", sagt Winkelmann. Für die Kundschaft offensichtlich kein Problem: Die erste Jahresproduktion ist bereits bis auf den letzten Renner ausverkauft. Pro Jahr kann Lamborghini in Sant' Agata rund 350 Superleggera bauen - rund 420 Renner sind bereits verkauft. Zum Einstiegspreis von über 187.000 Euro.

© sueddeutsche.de/Pressinform - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: