Fahrbericht: BMW Z4 M Coupe:Striezel und Poldi

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Die ewig schnelle Rennsport-Opa Hans-Joachim Stuck kann sich über einen neuen Dienstwagen freuen. Und auch Poldi von Bayern scharrt beim Grollen des Neulings schon mit den Hufen. Das Z4 M Coupe ist da - schnell am Gas, schnell auf der Bremse und fast noch rechtzeitig zum nächsten 24-Stunden-Rennen.

Stefan Grundhoff

Das BMW Z4 M Coupe ist kein Auto für den normalen Straßenverkehr. Kein Frage: auch hier hat der bullige Bayer fraglos seine Stärken und die Landstraße ist seine zweite Heimat. Doch der eigentliche Lebensraum des neuen Bavaria-Coupes ist die Rennstrecke. Bereits die identisch motorisierte offene Version ließ Motorsportfans mit der Zunge schnalzen. Geschlossen fährt es sich eine Klasse besser - versprochen. 0 auf Tempo 100 in fünf Sekunden - 100 auf 0 in der halben Zeit. Da kommt man schnell ins Schwärmen. Der Z4 ist kein Cruiser. Seine Karosserie ist kompromisslos steif und im Stop-and-Go-Verkehr nervt die ruckelnde Kupplung. Doch im schnellen Tagesgeschäft ist alles vergessen - fast auch die fehlenden Nebellampen und das billige Plastikdesign des ausklappbaren Navigationsgerätes. Echte M-Fans freuen sich über den traditionell beleuchteten M-Schalthebel; vermissen jedoch ein entsprechend eingraviertes Logo auf den elektrischen Ledersitzen.

Es ist nicht so, dass das 4,11 Meter lange Z4 Coupe ein perfektes Auto wäre. Der Innenraum zeigt sich nach wie vor in dem bisweilen geradezu lieblosen Z4-Look. Materialen und Ergonomie kommen einfach nicht an die vergangener Jahre heran. Daran ändert auch das ungewöhnliche Carbonleder der M-Version nichts. Die Sportsitze könnten gerade im oberen Bereich noch mehr Seitenhalt bieten und das Rollo der Laderaumabdeckung scheint einer vergangenen Dekade entrissen. Doch wer in einem Sportgeschoss ein paar schnelle Runde auf der Nordschleife drehen möchte, wird beim geschossenen Z4 mit der Zunge schnalzen. Uhr vielleicht ein Sportgetriebe wie das SMG vermissen. Der Z4 ist nur mit einem exzellenten und überaus exakt zu bedienenden Sechsgang-Handschaltgetriebe zu bekommen. Viele wollen bei einem Vollblutsportler mittlerweile jedoch ein echtes Rennsportgetriebe, das sich über die mittlerweile selbst in der Polo-Klasse erhältlichen Lenkradpaddel bedienen lässt. Hier strauchelt BMW und bietet zum Marktstart nichts Vergleichbares.

252 kW / 343 PS bei 7.900 Touren und 365 Nm bei 4.900 Umdrehungen werden dem mittlerweile bekannten 3,2-Liter-Triebwerk entlockt. Bei 250 km/h wird abgeregelt. Doch eine Öffnungsklausel scheint in Absprache mit dem Händler des Vertrauens möglich. Auch ein paar Jahre seit seiner Markteinführung ist der hoch drehende Reihensechszylinder noch immer ein fahrdynamischer und akustischer Genuss. Besonders ab 5.000 Umdrehungen pro Minute lässt man gerne einmal die Seitenscheiben herunter, um diesen Sound zu genießen. Das Design ist bei einem Sportcoupe wie dem Z4 besonders wichtig. Man will schließlich zeigen, was man hat - und kann. Aus den Fehlern des fraglos supersportlichen Vorgängers, des 321 PS starken Z3 Coupes hat man gelernt.

Das Hinterteil des Z4 ist das Sahnestück, deutlich kraftvoller und sehenswerter als die optisch wenig überzeugende Vorgängervariante. Die kuppelartige Heckklappe und die die erhaben herausgearbeiteten Kotflügel - das hat schon was. Konzept und Platzangebot haben sich nur wenig verändert. Der Z4 ist ein reiner Zweisitzer mit einem nun auf 300 Liter gewachsenen Kofferraum hinter den Sitzen. Das Pseudo-Kombi-Fauxpas vergangener Zeiten ist bei diesem Anblick vergessen.

Das Z4 M Coupe ist schnell - sehr schnell. Der Sechszylinder liegt taktisch günstig hinter der Vorderachse - ein Grund für die ideale Gewichtsverteilung 50:50 und das grandiose Einlenkverhalten. Die Lenkung ist fabelhaft direkt und dabei so genau, dass man damit wohl auch eine dünne Scheibe rohen Schinken abtrennen könnte. Muss man glücklicherweise aber nicht, denn der Z4 arbeitet allein auf der Straße - jedoch mit gleicher Präzision. Das satte Herausbeschleunigen aus engen Kurven ist immer wieder ein Genuss. Wie an der Schnur gezogen zirkelt sich der 1,5 Tonnen schwere Bayer Dank Heckantrieb und intelligenter Differentialsperre zielsicher aus dem schwierigsten Kurvengeflecht.

Notfalls hilft ein Tritt auf die Bremse, die dem Supersportler BMW M3 CSL geklaut wurde. Die engagierten Verfolger können sich meist nur kurz an dem sehenswerten Hinterteil ergötzen. Für den nahezu grenzenlosen Fahrspaß muss man erwartungsgemäß tief in die Tasche greifen. Mit einem Basispreis von 55.900 Euro ist das Z4 M Coupe 2.000 Euro teurer als sein offener Bruder. Wer sparen möchte, schielt zum kleinen Bruder herüber. Das 265 PS starke BMW Z4 3.0 Si Coupe ist schon für 38.900 Euro zu haben und soll statt 12,1 nur 8,9 Liter SuperPlus auf 100 Kilometern verbrauchen.

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