Die Zukunft des Autos:Gas geben - nur mit was?

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Alternativen zum Benzinmotor dringend gesucht: Praktisch jeder große Autohersteller arbeitet an sämtlichen Konzepten für effiziente und umweltfreundliche Antriebe.

Michael Kuntz

Alle erforschen alles. Praktisch jeder große Autohersteller arbeitet an sämtlichen Konzepten für effiziente und umweltfreundliche Antriebe. Der Grund für diese aufwändige Strategie ist wirtschaftlicher Natur: Noch ist das Rennen offen zwischen Elektroantrieb und Brennstoffzellen, den optimierten Verbrennungsmotoren der herkömmlichen Art oder einer Kombination in Form von Hybridantrieben. Alles hat Vorteile, alles hat aber auch Nachteile. Noch sind die Meinungen geteilt darüber, was sich durchsetzen wird.

Ein Auto, zwei Kraftquellen: Mehr als eine Million Hybrid-Wagen hat Toyota verkauft. (Foto: Foto: afp)

So baut Toyota seit zehn Jahren seine Mittelklassen-Limousine Prius als Hybridauto. Mehr als eine Million gibt es bisher davon. Das klingt viel, ist es aber nicht. Denn der größte Hersteller der Welt hat allein im vergangenen Jahr 9,3 Millionen Autos produziert. An der Vorherrschaft von Verbrennungsmotoren wird sich zunächst also nichts ändern. So wird es im Jahr 2015 von dann weltweit 90 Millionen Neuwagen erst drei Millionen Hybrid-Fahrzeuge geben und nur 350.000 Elektro-Autos. Dennoch schätzt Bosch-Manager Wolf-Henning Schneider die Chancen für das Elektroauto verhalten optimistisch ein.

Große Hoffnungen ruhen auf den elektrischen Autos allerdings nur, weil bei den Brennstoffzellenautos die Technik nicht richtig vorankommt. Zwar gibt es Versuchsfahrzeuge von BMW und Mercedes in größerer Zahl. Nun lässt auch Opel eine Flotte von Fahrzeugen mit Brennstoffzellen durch Berlin rollen. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee wird gemeinsam mit Carl-Peter Forster, dem Europa-Chef von General Motors, an diesem Mittwoch die ersten dieser emissionsfreien Wagen vorstellen. Doch Wasserstoff muss tiefgekühlt transportiert werden. So wird es wohl noch lange dauern, bis ein alltagstaugliches System entsprechender Tankstellen existiert.

Die Autohersteller setzen auf dem Weg zum emissionsfreien Auto inzwischen auf die Elektrizität. Darin sehen sie zwei Vorteile: Erstens sind die Probleme bei der Stromerzeugung nicht ihre. Zweitens gibt es leistungsfähige Batterien in tragbaren Computern. Davon mehrere tausend als sarggroßes Paket zu bündeln, ist allerdings auch noch nicht ganz ohne Haken: zu heiß, zu voluminös, zu schwach, zu teuer. Doch die Probleme scheinen lösbar zu sein, und schon 2011 soll es erste Elektroautos zu kaufen geben - für viel Geld. Da gewinnt der alte Diesel mit moderner Turbo-Einspritzung durchaus an Charme. Hybrid-Autos gelten lediglich als Zwischenlösung: Doppelte Technik wird spazierengefahren. Das lohnt sich nur auf kurzen Strecken.

Wer zu früh kommt mit einer innovativen Technik, der riskiert das Kapital seiner Anteilseigner und die Arbeitsplätze der Mitarbeiter. Allerdings: Umgekehrt gilt das auch. Wer zu später kommt, den bestraft das Wirtschaftsleben.

© SZ vom 26.11.2008/gf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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