Wer den alpinen Gebirsgsstraßen noch näher kommen will als es Fotograf Stefan Bogner in seinem Buch "Escapes. Traumrouten der Alpen" tut, muss sie selber erfahren. Der Bildband macht große Lust darauf. Dafür hat der Autor große Mühen auf sich genommen. Die Metapher, die Jan Baedeker in seinem Vorwort findet für die Alpenpässe, stimmt nur zur Hälfte ...
... diese Straßen seien die Blinddärme der modernen Infrastruktur, zum großen Teil funktionslos geworden aufgrund monumentaler Tunnelbauten. So weit ist das richtig, ...
... aber mit der Schönheit einer Passstraße kann natürlich kein Gedärm mithalten. Dessen wird man sehr deutlich gewahr, wenn man sich die Bilder von Stefan Bogner besieht.
Der Fotograf hat die alten Routen über die Alpen als ästhetische Gebilde inszeniert - und hat für die Arbeit an seinem Bildband "Escapes" sogar Verzicht üben müssen.
Um eine Passstraße als Ganzes - oder zumindest größere Teile von ihr - auf ein Bild zu bekommen, hat Bogner die meisten von ihnen aus einem Helikopter heraus fotografiert.
Er ist die Straßen also nicht immer abgefahren, sondern häufiger auch abgeflogen.
Bogner hat es darauf angelegt, dass man den Straßen ihren ursprünglichen Zweck nicht mehr ansieht.
Es sind keine Autos auf seinen Fotografien zu sehen, allenfalls einige Schatten am Horizont, bei denen unklar bleibt, ob es sich um Fahrzeuge handelt.
Die Pässe werden so beinahe zu einem Teil der alpinen Natur, gehen auf in der geologischen Struktur des Gebirges.
Stefan Bogner: Escapes. Traumrouten der Alpen. Edition Delius im Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2012. 224 Seiten mit 200 Abbildungen, 29,90 Euro.