Chrysler Plymouth Prowler:Ein typischer Amerikaner

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Den Wunsch nach Selbstdarstellung auf die Spitze getrieben

(SZ vom 26.06.1996) Er sei ein typischer Amerikaner, meinen Europäer, die ihm in die Augen sahen, und Chrysler hofft, auch alle anderen mögen ihn als solchen identifizieren. Mit dem Minimal-Roadster Plymouth Prowler leistet der amerikanische Hersteller seinen Beitrag zum Cabriolet-Boom der Gegenwart. Natürlich fährt jeder den Prowler nur offen. Einzig ein Platzregen kann dafür sorgen, das knappe Faltdach aus der Heckklappe zaubern zu müssen. Es ruht dort, wo man den Gepäckraum erwartet - allerdings nicht findet, weil es überhaupt keinen gibt.

Umschmeichelte Sinne

Wer sich dem Prowler mit der nötigen Entschlossenheit nähert, ihn zähmen zu wollen, koste es, was es wolle, wird augenblicklich sanft, sobald er ins Ledermobiliar fällt. Purer Luxus umschmeichelt die Sinne, den funktionellen Touch liefert die zentral installierte Uhrensammlung, und man lernt etwas über amerikanische Lebensart: Sie bejaht das pure Roadster-Vergnügen, möchte aber bitte nicht auf Klimaanlage, Tempomat, CD-Spieler, Bose-Boxen, elektrische Fensterheber und elektrisch verstellbare Außenspiegel, beheizbares Heckfenster, Servolenkung, Reifen-Luftdruck-Überwachungssystem und fernbediente Zentralverriegelung verzichten.

Selbstverstädlich verfügt der Prowler über integrierten Seitenaufprallschutz und zwei Airbags. Mit dem 184 kW (250 PS) starken 3,5-Liter-VS-Aggregat, das wir aus Chryslers Flaggschiff New Yorker kennen, ist der Prowler hinreichend motorisiert. Seine Transaxle-Bauweise ist seinen Vätern sogar einen Hinweis auf das gleiche Prinzip des Porsche 928 wert. Ein erster Tritt auf das Gaspedal läßt die luftige Fuhre vehement nach vorn springen. Rasch schaltet die Viergangautomatik durch das System. Man vermißt den direkten Zugriff auf Drehzahl und Drehmoment und wünscht eine Handschaltung mit fünf oder noch besser sechs Gängen herbei - bis man Autostick entdeckt, Chryslers Version der Porsche-Tiptronic. Sie kennt zwar nur vier Gänge, wechselt diese aber äußerst rasch. Der Fahrer braucht nur seine Fingerspitzen zu bemühen.

Keine Zähne zeigen

Der Prowler kann das am besten, was seine Namensgebung verheißt: herumstreunen, ohne die Zähne zeigen zu müssen. Damit mag er in aufgeklärten Hot Rod Kreisen begeistert aufgenommen werden, schließlich treibt er deren Wunsch nach Selbstdarstellung auf die Spitze. In den USA sollen im kommenden Jahr 3000 Exemplare des Prowler entstehen, denn eine Jahreskapazität bis zu 4700 Stück ist möglich und sollte wohl auch nötig sein. Denn 31 000 Anfragen will Chrysler bereits jetzt schon aktenkundig haben und für jeweils rund 35 000 Dollar ausliefern. In Europa darf ihn offiziell niemand vor 1998 erwarten.

Von Jürgen Zöllter

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