Christie's verschiebt Silberpfeil-Auktion:Weltrekord: ausgefallen

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Der Auto Union Typ D hätte das teuerste jemals versteigerte Auto werden sollen. Experten schätzten den möglichen Erlös auf bis zu zwölf Millionen Euro. Nun wurde die Versteigerung klammheimlich abgesagt.

René de Boer

Der oftmals als ,,Silberpfeil" bezeichnete Auto Union Typ D ist einer der wenigen Original-Rennwagen aus den dreißiger Jahren, die noch im Privatbesitz sind und verkauft werden. Auf der Luxus-Oldtimermesse Rétromobile, die am Samstag in Paris ihre Pforten öffnet, wird der Typ-D-Rennwagen aus dem Jahre 1939 nun nur als Ausstellungsstück zu sehen sein, zu der ursprünglich für den Abend geplanten Versteigerung des Originals kommt es nicht.

Das Etikett ,,original'' ist in diesem Fall relativ: Die Rennwagen der Auto Union wurden nach dem Krieg nach Russland transportiert und galten lange Zeit als verschwunden.

Aus der UdSSR geschmuggelt

Ein amerikanischer Sammler serbischer Abstammung fand in den achtziger Jahren in der damaligen Sowjet-Union Teile zweier alter Auto-Union-Rennwagen, schmuggelte sie in den Westen und ließ die Autos mit Originalteilen bei einem Spezialisten in Großbritannien wieder aufbauen.

Einer der beiden Rennwagen wurde von Audi in Ingolstadt gekauft, das andere Auto gelangte schließlich in den Besitz eines brasilianischen Sammlers und wurde unlängst zum Verkauf angeboten. Es handelt sich dabei laut dem Christie's-Auktionskatalog um den Auto Union Typ D aus dem Jahr 1939, Chassis-Nummer 21, mit dem der deutsche Rennfahrer Hermann Paul Müller am 9. Juli 1939 den französischen Grand Prix in Reims gewonnen hatte. Der von Ferdinand Porsche konstruierte Typ D wird von einem Dreiliter-Zwölfzylindermotor angetrieben, der mehr als 480 PS leistet.

,,Die Versteigerung wird eine der wichtigsten in der Geschichte des Automobils'', gab das Auktionshaus bereits im Herbst bekannt. Experten waren sich einig, dass die bisherige Rekordmarke - 5,5 Millionen britische Pfund für einen Bugatti Royale, der am 19. November 1987 in London ebenfalls von Christie's verkauft wurde - übertroffen würde. Eine Pressekonferenz von Christie's in New York zog bereits Ende Januar ein Dutzend Fernsehteams und alle namhaften amerikanischen Printmedien an.

"Zusätzliche Nachforschungen"

Bei der Ankündigung, dass der Rennwagen nun doch nicht versteigert wird, gab sich Christie's eher kleinlaut: Es wurde lediglich eine dreizeilige E-Mail an ausgewählte Journalisten verschickt. Dieses geschah letzte Woche, Freitag abends um 21Uhr, also genau so terminiert, dass nur die wenigsten Medienvertreter die Meldung überhaupt mitbekamen. Offizielle Begründung für die Verschiebung: ,,Es bedarf noch zusätzlicher Nachforschungen über das Auto.'' Das sorgte für Verwunderung, hatte das Auktionshaus doch selber in einem eigens angefertigten Hochglanzkatalog die komplette Geschichte des raren Rennwagens dargelegt.

Auch bei Audi Tradition, der historischen Abteilung der Marke in Ingolstadt, war man überrascht, zeigte sich aber hilfsbereit: ,,Christie's ist mit der Bitte an uns herangetreten, bei den Nachforschungen behilflich zu sein. Das tun wir natürlich gerne'', sagt der Sprecher der Audi Tradition, Peter Kober.

Kaufte Ecclestone unter der Hand?

Inzwischen laufen unter Oldtimer-Liebhabern die Spekulationen über den Grund der abgesagten Versteigerung auf Hochtouren, so etwa auf dem englischsprachigen Nostalgia-Forum der Internetseite Autosport.com, wo sich Motorsportexperten aus der ganzen Welt über die Geschichte des Rennsports unterhalten. Dort wurde bereits gemutmaßt, dass ein reicher Sammler, der kein Aufsehen erregen wollte, das Auto schon vor der Auktion unter der Hand gekauft habe.

Unter den Namen möglicher Käufer tauchte auch der Name von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone auf, der nicht nur eine exzellente Sammlung historischer Grand-Prix-Rennwagen sein eigen nennt, sondern auch als einer der reichsten Männer Großbritanniens gilt. Ecclestone besitzt bereits einen Nachbau des Auto Union Typ C. Laut Christie's ist die Auktion lediglich verschoben worden. Ob sie überhaupt stattfinden wird und wenn ja, wann, vermag jedoch niemand zu sagen.

© SZ vom 17.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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