BMW Z4 sDrive 35i:Frühlingsgefühle

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Im Roadster-Segment fuhr der Z4 stets dem Mercedes SLK hinterher. Das dürfte nun anders werden: Mit Alltagstauglichkeit und einem grandiosen Fahrwerk wird er zum Sternen-Jäger. Die erste Ausfahrt.

Sebastian Viehmann

"Ein Roadster ist Emotion pur. So etwas funktioniert auch in schwierigen Zeiten", glaubt Klaus Borgmann. Mit dem neuen BMW Z4 wolle man "die bisherigen Kunden mitnehmen und neue dazu gewinnen", sagt der Leiter der 1er-, 3er-, X3- und Z4-Reihe.

Kurven sind sein Element: BMW Z4 (Foto: Foto: BMW)

Im Blick haben die Bayern vor allem Kunden mit Komfortansprüchen. Der Z4 ist jetzt weniger puristisch und hart als bisher, dafür komfortabler und alltagstauglicher. Wenn man die Verstellmöglichkeiten des Lenkrads voll ausnutzt, finden auch große Passagiere ihre Idealposition. Dank elektronischer Parkbremse bleibt Platz für eine Mittelkonsole mit kleinem Staufach und Becherhaltern, auch hinter den Sitzen lassen sich noch ein paar Kleinigkeiten in Gepäcknetzen verstauen.

Die breite Durchreiche im Kofferraum ermöglicht es, zwei Paar Skier oder anderes sperriges Gepäck mitzunehmen. Der Laderaum fasst mit geschlossenem Verdeck 310 Liter (Mercedes SLK: 300 Liter, VW Eos: 380 Liter, Audi TT Roadster: 250 Liter). Will man offen fahren, bleibt Raum für 180 Liter Gepäck übrig, das man unter einer Kunststoffabdeckung verstaut. Unter dem Gepäckraumboden findet man übrigens die Batterie - sie macht es sich zugunsten besserer Gewichtsverteilung im Heck gemütlich.

Das elektrohydraulische Hardtop-Verdeck besteht aus zwei Aluminiumschalen. Das komplette System wiegt ungefähr 90 Kilogramm, 30 Kilo mehr als beim alten Z4 mit Stoffverdeck. Das Hardtop wird mit Schaltern im Cockpit oder per Autoschlüssel bedient. Der Faltvorgang dauert 20 Sekunden und funktioniert nur im Stand. Karosserie-Entwickler Gerhard Schmidmayer verweist auf die Gesetzgebung: "Die dritte Bremsleuchte muss während der Fahrt stets sichtbar sein." Da beim Faltvorgang des Z4 die Klappe nach oben schwenkt, wäre das nicht gewährleistet.

Die Begründung mag nachvollziehbar sein, doch unpraktisch bleibt es allemal, zwecks Sonnenanbetung immer erst rechts ran fahren zu müssen. Denn im Z4 fährt man gern offen, wann immer es geht: Die Luftverwirbelungen bei offenem Verdeck halten sich sehr in Grenzen.

Alle Modelle sind mit Reihensechszylinder-Benzinmotoren ausgerüstet. Bislang konnte man nur die Top-Motorisierung Z4 sDrive35i in Verbindung mit dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe testen. Der Direkteinspritzer mit doppelter Turboaufladung holt aus drei Litern Hubraum 225 kW / 306 PS und entwickelt ein maximales Drehmoment von 400 Newtonmetern.

Das Ergebnis ist ein ununterbrochener Kraftfluss - solange man die Drehzahl nicht weit unter 1500 fallen lässt, geht eigentlich immer die Post ab. Das Doppelkupplungsgetriebe schaltet so weich und reaktionsschnell, dass die 5,1-sekündige Beschleunigung von 0 auf 100 km/h fast schon ein wenig unspektakulär wirkt.

Bei der Soundkulisse geht der Z4 dafür in die Vollen: Der gewohnt seidenweiche Lauf des Sechszylinders wird von kraftvollen Ansauggeräuschen begleitet. Den Spaß-Zuschlag zahlt man an der Zapfsäule: Neun Liter pro 100 Kilometer lautet der offizielle Durchschnittsverbrauch, bei zackiger Fahrweise auf einer gebirgigen Landstraße zeigte der Bordcomputer rund fünf Liter mehr an. Lässt man es ruhiger angehen, ist die Neun zumindest vor dem Komma drin.

Alle Z4 haben BMWs Fahrdynamic Control an Bord, mit der man per Knopfdruck den Charakter des Wagens ändern kann. Vom normalen Modus über "Sport" bis "Sport Plus" wird das Ansprechverhalten des Gaspedals spontaner und die Schaltvorgänge werden kürzer. Auch die Lenkung wird spürbar direkter. Im Sport Plus-Modus lässt die Elektronik zudem leichten Schlupf an den Antriebsrädern zu. Wenn sich der Fahrer seiner Sache sicher ist, kann er das ESP auch deaktivieren.

Der Z4 fährt sich allerdings nicht ganz so knackig wie Porsches Mittelmotor-Roadster Boxster und ist in allem einen Hauch komfortabler abgestimmt. In schnellen Kurven fühlt sich der BMW dennoch ganz in seinem Element. Er liegt bei plötzlichen Lastwechseln sehr ruhig auf der Straße, unangenehme Überraschungen wie seitliches Versetzen bleiben aus. Selbst bei starkem Beschleunigen und Verzögerungen gibt es weder Nick- noch Wankbewegungen.

Das offene BMW-Vergnügen ist ein teures: 35.900 Euro kostet das Z4-Basismodell sDrive23i (150 kW / 204 PS). Der alte Basis-Z4 war, wenn auch mit deutlich schwächerem Motor und magerer Ausstattung, noch für knapp 30.000 Euro zu haben. Die Konkurrenz langt ebenfalls tüchtig zu. Der Audi TT Roadster 2.0 TFSI (147 kW/200 PS) ist ab 34.150 Euro zu haben, der Mercedes SLK Kompressor (135 kW/183 PS) ab 37.217 Euro und der Porsche Boxster (188 kW/255 PS) erst ab 46.142 Euro.

Zur Basisausstattung des Z4 gehören unter anderem die Fahrdynamic Control, Xenon-Scheinwerfer mit Waschanlage, Klimaanlage, CD-Radio, Multifunktions-Lederlenkrad und Tagfahrlicht. Ab dem sDrive30i (190 kW/258 PS, 42.900 Euro) ist Lederausstattung an Bord. Das Top-Modell sDrive35i (225 kW/306 PS) kostet 47.450 Euro.

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