BMW 728i / 328i:Ob Kompaktklasse oder Luxuslimousine - Hauptsache souverän

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Der 728i richtet sich vor allem an Großkunden und Behörden, die beim Autokauf in feste Hierarchien eingebunden sind

(SZ vom 02.09.1995) Das Baukastenprinzip wird inzwischen von nahezu allen Automobilherstellern genutzt, um Entwicklungs- und Fertigungskosten zu sparen, aber dennoch ein vielfältiges Modellprogramm auf die Räder stellen zu können. Ein gutes Beispiel dafür ist BMW. Die Münchner verfügen derzeit wohl über das breitgefächertste Modellprogramm ihrer Geschichte - und manche Komponenten ziehen sich quer durch alle Modellreihen wie der neue 2,8- Liter-Sechszylindermotor. Er findet sich im 328i, treibt den neuen 728i an, der die Siebener-Reihe nach unten abrundet, und wird auch im neuen Fünfer zu finden sein, der im Herbst an den Start geht.

Der 728i wendet sich vor allem an sogenannte Großkunden: Firmen und Behörden, die bei der Anschaffung von Geschäftswagen in ein strenges Controlling- Korsett eingebunden sind. So wird manchem Manager nur ein Auto der Zwei- Liter-Klasse zugestanden, aber das wiederum ohne Ausstattungs- und Preislimits. So kann man mit einem schon nicht schlecht ausgestatteten 728i, der mit 83 000 Mark zu Buche schlägt, locker die 100 000-Mark-Grenze sprengen.

Das 2,8-Liter-Aggregat, das 142 kW (193 PS) leistet, geht mit dem Siebener jedenfalls eine harmonische Verbindung ein: Nie kommt das Gefühl auf, über zu wenig Durchzugsvermögen zu verfügen - und auch die Papierform spricht eine deutliche Sprache: Die Höchstgeschwindigkeit beträgt bei Bedarf 227 km/h, das auf Landstraßen zugelassene Tempo kann in 8,6 Sekunden erreicht werden. Natürlich kann dies der gleich motorisierte 3er wegen seines deutlichen Gewichtsvorteils noch eine Spur besser: Vmax 236 km/h, Null auf 100 km/h in 7,3 Sekunden. Damit tastet sich der 328i an Fahrleistungen heran, die früher Sportwagen wie dem M3 vorbehalten waren. Beide Modelle gehen ökonomisch mit dem Kraftstoff um: Der Drittelmix für den 728i beträgt 9,0 Liter bleifreies Superbenzin (328i: 8,6 Liter) auf 100 Kilometer. Im Alltagsverkehr pendelten die Werte zwischen zehn und zwölf Litern.

Von der Ausstattung her ist der 728i mit dem Achtzylindermodell 730i nahezu identisch. Auch das akustische Wohlverhalten des Motors kann überzeugen: Eher dringen die Geräusche des Fahrtwindes als das Säuselns des Motors in die Ohren der Passagiere. Das Fünfgang-Schaltgetriebe läßt sich in der gewohnten Art leicht und präzise bedienen - wenngleich zur Gesamtcharakteristik dieser Limousine eine Automatik besser paßt: Das wissen auch die allermeisten Käufer und entscheiden sich zu 90 Prozent dafür.

Wer eine sportivere Fahrweise bevorzugt, wird sich ohnehin eher für die Kompaktklasse entscheiden. Hier ist der 328i mit einem Preis von 56 000 Mark sicher kein Sonderangebot, aber er zählt zu den Autos, die man gerne aktiv bewegt. Beruhigende Leistungsreserven, ein straffes, aber nicht unkomfortables Fahrwerk, eine topmoderne Sicherheitsausstattung (zwei Airbags, ABS, Gurtstrammer, aber auch eine raffinierte elektronische Wegfahrsperre) und solide Verarbeitung zählen zu den Stärken des kompakten Münchners. Tugenden, die natürlich auch der 728i für sich in Anspruch nehmen darf.

Von Otto Fritscher

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