BMW F 650 / F 650 ST:Wer die Wahl hat . . .

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Der Unterschied liegt im Detail - zuverlässig sind aber beide

(SZ vom 30.11.1996) Vor drei Jahren stand die Motorradwelt Kopf: BMW zeigte mit der F 650 nicht nur das erste Einzylindermodell seit 27 Jahren, sondern es handelte sich dabei auch um eine Kooperation zwischen BMW, dem italienischen Hersteller Aprilia und dem Motorenlieferant Rotax aus Österreich. Dritte Neuigkeit war das Konzept der Funduro, womit eine Mischung aus geländetauglicher Enduro und straßengeeignetem Allround-Motorrad gemeint war. Das Konzept ist aufgegangen: Mehr als 30 000 Exemplare konnten verkauft werden, in rund 80 Prozent der Fälle wurden neue Kunden gewonnen - und etwa zehn Prozent davon sind Frauen. Zur Stabilisierung dieses Erfolges hat BMW die F 650 minimal überarbeitet und der Funduro eine Straßenversion zur Seite gestellt; sie heißt F 650 ST, wobei die letzten Buchstaben für Strada stehen.

Unterschiede zwischen der Funduro und der Strada gibt es weder im Gewicht (191 Kilogramm), noch im Preis (12 409 Mark) und auch nicht beim Motor: Der wassergekühlte Einzylinder ist mit maximal 35 kW (48 PS) Leistung gemessen an seiner Größe und der Konkurrenz bärenstark. Auffallend ist der sehr harmonische Leistungsverlauf, zudem hängt das Triebwerk bestens am Gas. Und es ist genügsam: Wer Tempi von mehr als 120 km/h meidet - was auf Landstraßen ja sinnvoll ist -, findet mit 4,5 bis 5 Litern ein flottes Auskommen; ein ungeregelter Kat ist übrigens Serie.

Die kleinen Unterschiede zwischen der Funduro und der Strada liegen in der Auslegung von Fahrwerk und Spitzenposition: Das im Durchmesser einen Zoll kleinere Vorderrad der Strada läßt sie noch einen Tick handlicher erscheinen, wozu auch der 40 Millimeter schmalere Lenker beiträgt. Ergänzt wird dies durch eine minimal veränderte Sitzposition, wobei sich die Sitzhöhe um 15 Millimeter unterscheidet. Beide Versionen können jedoch um 50 Millimeter abgesenkt werden, womit BMW im Falle der Strada mit dann nur noch 735 Millimetern auch sehr kleingewachsenen Menschen weit entgegenkommt.

Die Strada rollt auf reinen Straßenreifen, wobei der von uns gefahrene Metzeler-Radialreifen ME2 unter allen Bedingungen einen exzellenten Eindruck hinterließ. Schneller ums Eck als mit der endurobereiften Funduro kommt man allerdings auch nicht: Ein Michelin T 66 oder Metzeler Enduro 4 hält eigentlich immer mit und auch ähnlich lange.

Nachdem auch die Ausstattung beider Modelle - zumindest technisch - identisch ist, ist die Beantwortung der Gretchenfrage schwierig. Erstens: Ein Ja zur Strada. Sie ist gelungen und speziell für kleingewachsene Menschen erste Wahl. Zweitens: Ein noch deutlicheres Ja zur Funduro. Sie kann eigentlich alles gleich gut, besitzt aber - nicht zuletzt dank der höheren und einen besseren Windschutz bietenden Scheibe und der Endurobereifung - ein breiteres Einsatzspektrum speziell auf Reisen. Die Unterschiede zwischen Strada und Funduro sind aber so marginal, daß man mit beiden glücklich werden kann.

Von Ulf Böhringer

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