Batmobil:Sprunghaftes Wesen

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Am 16. Juni startet der neue Batman-Film. Ein Bericht von den Dreharbeiten mit dem neuen, überaus mobilen Dienstwagen des Fledermaus-Helden.

Von Georg Zähringer

Draußen ist es sonnig und warm. Aber hier drinnen ist es dunkel und kalt. Draußen liegt das liebliche Bedfordshire nördlich von London, doch in dieser 250 Meter langen, 60 Meter breiten und 50 Meter hohen uralten Zeppelinhalle ist von good old England nicht viel zu spüren.

Auf die Sprünge geholfen: das aktuelle Batmobil (Foto: Foto: batmanbegins.de)

Wir sind in Gotham City. Und dort ist es dunkel, die Straße glänzt feucht, an der Ecke dampft irgendetwas. Funzelige Straßenlampen tauchen den schmuddeligen Straßenzug in ein hässliches Licht. Müll liegt herum, beschädigte Neonreklamen blinken auf und werben für abgehalfterte Bars und Clubs.

Die Filmset-Architekten des neuen Blockbusters "Batman begins" haben sich viel Mühe gegeben, amerikanisches Großstadt-Feeling mitten in die gewaltige Luftschiffhalle zu zaubern. Kulissen mit zehnstöckigen Häuserfronten wurden hochgezogen, eine Hochbahn aufgebaut. Sie schaffen die perfekte Illusion einer Stadt, die im Begriff ist, endgültig ins Chaos abzustürzen.

Sehnsucht nach einem Erlöser

Gotham City ist eine richtig heruntergekommene Metropole. Das Verbrechen blüht, es herrscht Korruption. Die Polizei erweist sich als schlaffer Haufen, der die Dinge nicht ins Lot zu bringen vermag. "Gotham City ist wie New York, nur mit Steroiden vollgepumpt ", sagt Emma Thompson, die Produzentin des Films. Gotham ist eine Stadt, die außer Kontrolle geraten ist. Die sich nach einem Retter sehnt, einem Erlöser. Kurz: nach Batman, der endlich für Ordnung sorgt.

Vier große Batmanfilme hat es bisher gegeben, jetzt versucht sich Hollywood-Aufsteiger Christian Bale ("American Psycho") als Held in Gummi. Der Aufbau aller Batman-Filme war bisher gleich: Ein Schurke bedroht die Stadt, wird von der Polizei vergeblich gejagt. Batman tritt auf und macht den Bösewicht fertig. "Batman begins" geht einen anderen Weg. "Wir wollen erzählen, wie und warum der Multimillionär Bruce Wayne zu Batman wurde. Wir klären die Fragen, die bislang nicht beantwortet wurden", sagt Emma Thompson.

Der Springer

An Bösewichtern, schrägen Typen und jeder Menge Action wird aber trotzdem nicht gespart. Ein Batmanfilm ist schließlich ein Batmanfilm! "Und dazu gehört natürlich ein tolles Fahrzeug für den Helden", ergänzt Filmdesigner Nathan Crowley, der gemeinsam mit Regisseur Chris Nolan das neue Batmobil erfand. Tagelang tüftelten sie in einer Garage in Hollywood an "einer Mischung aus Lamborghini und Hummer".

Die bisherigen Batmobile waren meist umgebaute Rennwagen, wirkten aber immer unecht. Ganz anders das neue, der "Tumbler" (deutsch: Kipper). Mit dem könnte man bedenkenlos in den Krieg ziehen, so militärisch-martialisch wirkt das schwarze kantige Ding. Und tatsächlich: Der Tumbler hat eine passende, "wahre" Geschichte: Er wurde ursprünglich von Batmans Firma Wayne Enterprises für das Militär entwickelt.

Aus Kostengründen kam es nie zur Serienproduktion. Batman baute den Prototypen schließlich für seine nächtlichen Einsätze um, addierte technische Gimmicks und eine Heckturbine. Damit kann das Batmobil fast zwei Meter hoch und ganze 18 Meter weit springen - behaupten zumindest die Ingenieure.

Fast normal

Spektakuläre Batmobil-Sprünge und Stunts sind im Film jedenfalls keine Mangelware. Aber was auf der Leinwand als fünf Sekunden lange Crash-Szene zu sehen sein wird, ist das Ergebnis mehrstündiger konzentrierter Arbeit am Filmset: Zuerst wird penibel alles in Position gebracht, dann gibt der Regisseur ein paar Anweisungen. An der Kreuzung stehen drei Polizeiautos, ihre blauroten Rundumleuchten tauchen die Szene in nervöses Licht.

Stuntdriver George Cottle ist dagegen ganz cool. Er hat sogar sehr gute Laune, denn gleich darf er loslegen. Er lässt die 330 PS starke Maschine aufheulen, rast auf die Polizeiautos zu, rammt sie und überfährt kurzerhand den ziemlich ramponierten Blechhaufen.

Und das Batmobil? "Hat keinen Kratzer abbekommen. Und fährt sich fast wie ein normales Auto. Man sieht zwar schlecht durch die Sehschlitze, aber wer mich kommen sieht, weicht ohnehin besser aus", sagt George Cottle grinsend. Schlechte Karten also für die Polizeiautos, die vor dem Set auf Halde stehen, denn der Regisseur war mit dem Take nicht zufrieden.

Und während der Batmobilist im düsteren Gotham City erneut ein paar Polizeiautos zu Schrott fahren darf, kehren wir ins sonnige, liebliche England zurück. Ob am Ende von "Batman begins" auch über Gotham City endlich mal die Sonne scheinen wird? Man wünscht es sich wirklich für diese seltsame Stadt mit ihrem Steroidproblem.

(Bericht des ADAC München)

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Das Batmobil

L/B/H: 4,57/2,85/1,52 m. Gewicht: 2,5 t. Hubraum: 5,7 l. Leistung: 330 PS. Max. Drehmoment: 540 Nm. 0 - 100 km/h: 5 s. Tankinhalt: 40 l. Verbrauch: hoch. Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h. Reifen: 2 x 28'' / 71 cm vorn, 4x44''/ 112 cm hinten. Sprunghöhe: 120 - 182 cm. Sprungweite: 18 m

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