Auto: GM verliert Marktführerschaft:Warum ist Toyota so erfolgreich?

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Seit kurzem ist die Sensation perfekt: 80 Jahre war General Motors weltgrößter Autokonzern - nun hat Toyota den US-Riesen überholt. Zehn Gründe, warum die Japaner mit 2,35 Millionen verkauften Fahrzeugen Nummer eins sind.

Günther Fischer

Die Sensation ist perfekt: 80 Jahre lang war der US-Riese General Motors die Nummer 1 der Welt, jetzt ist Toyota mit 2,35 Millionen verkauften Fahrzeugen (im ersten Quartal 2007) an ihm vorbeigezogen.

Ja, es ist geschafft: Katsuaki Watanabe, der Präsident der Toyota Motor Corp., ballt lachend die Faust - seine Autofirma ist die erfolgreichste der Welt. (Foto: Foto: dpa)

Dieser Erfolg kommt natürlich nicht aus dem Nichts. Wir nennen 10 Gründe, die Toyota so erfolgreich werden und an die Spitze der Autowelt fahren ließ:

1. Kein anderer Autohersteller verfügt über ein ähnlich rigides Qualitätsmanagment. Die Fertigungswerke stehen weltweit in einem internen Wettbewerb, regelmäßig wird ein Qualitätsranking erstellt. Den besten Produktionswerken werden dann bevorzugt die Produktionsaufträge neuer Modelle erteilt.

2. Toyota ist eine der verschwiegensten Firmen der Welt. Interne Querelen werden nur selten bekannt. Wenn es mal Probleme gab, erfährt man es nur dadurch, dass sich der Firmenchef hinstellt und sich öffentlich entschuldigt - ganz wie es in Japan Sitte ist.

3. Mit der Idee des Hybrid-Antriebs erzielten die Japaner nicht nur einen gewaltigen Image-Erfolg, sie haben in diesem Bereich auch die technologische Vorreiterrolle inne: Weit mehr als 1200 Patente nennt Toyota inzwischen sein eigen. Andere Hersteller, auch die deutschen, entwickeln hektisch hinterher.

Weit mehr als 1200 Patente liegen inzwischen auf dem Hybrid-Antrieb

4. Die richtige Modellpolitik zur richtigen Zeit. GM, Ford und Chrysler hatten, als der Benzinpreis auch in Amerika kräftig in die Höhe schoss, fast ausschließlich die bis dahin so beliebten Light Trucks, die riesigen Geländewagen oder Pick-ups im Angebot - allesamt nicht gerade spritsparende Modelle. Toyota dagegen war dem Prius zu Stelle, hat mit dem Mittelklassewagen Camry das derzeit beliebteste Auto der USA im Angebot, setzte lange vor Mercedes auch auf saubere und sparsame Diesel und kann mit seiner Tochter Daihatsu zusätzlich im Kleinwagensegment punkten. Wenn schon Luxus, dann werden selbst die großen Lexus-Modelle noch mit Hybridantrieben veredelt.

5. Auch wenn es seltsam klingt: Das so oft gescholtene und immer ein wenig biedere Design der Toyota-Automobile ist ein weiterer Schlüssel zum Erfolg. Deren Anblick begeistert zwar nie, enttäuscht aber auch nicht - damit fahren die Toyota-Modelle im breiten Mainstream auf aller Welt. Ein Kunst, die einst auch Volkswagen mit dem Golf beherrschte - die zuletzt aber erneut Toyota in Perfektion vorführte: mit dem neuen Auris.

6. Toyota produziert weltweit - damit ist man immer nah an den Märkten, in denen die Autos auch verkauft werden sollen. Gegenwärtig bauen die Japaner in 63 Werken, davon befinden sich 12 in Japan, 51 in 26 anderen Ländern - unter anderem in Australien, in China (Pkw-Produktion in strategischer Zusammenarbeit mit der First Automotive Works Group Corporation, kurz: FAW), in Frankreich (in Valenciennes; Toyota Yaris), in Großbritannien (in Burnaston; Toyota Avensis, Auris) in Indonesien, in Japan (in Toyota City, u.a. Land Cruiser, RAV 4), in Kanada (in Cambridge/Ontario), in Südafrika, in Thailand, in der Türkei (Corolla und Corolla Verso), in Tschechien (in Kolín; Aygo in strategischer Zusammenarbeit mit dem französischen PSA-Konzern), in den USA (Camry ) und in Polen (Getriebe).

Das sind sie - die Logos der zwei größten Autohersteller der Welt. (Foto: Foto: afp)

7. Toyota ist längst auch ein Liebling der Börse. Die Japaner haben auch da mit einer Marktkapitalisierung von über 200 Milliarden Dollar die Konkurrenz weit hinter sich gelassen. DaimlerChrysler kommt noch auf rund 82 Milliarden, GM gerade mal auf 17 Milliarden und Ford auf 15 Milliarden.

Toyota produziert in 63 Werken weltweit

8. Der japanische Hersteller profitiert natürlich auch von der Schwäche des Yen - was zusätzlich die Rendite des Konzerns verbessert. Hinzu kommt: Selbst wenn die Modelle in Europa oder den USA gefertigt werden, helfen die dank des schwachen Yen in Asien preiswert hergestellten Komponenten dem Konzern, Geld zu sparen. Das heißt: Er verdient auch an billig angebotenen Automobilen und leidet weniger und den Rabattschlachten auf dem US-Markt

9. Toyota versteht sich als Teil der Welt, versucht, mit Marketing und Sponsorship so viele Gesellschaftsschichten wie möglich zu durchdringen. Einige Beispiele: Die Japaner sponsern den Weltfußballverbandes FIFA, der ehemalige Weltpokal und die Fußball-Klub-Weltmeisterschaft sind seit 2005 nach dem Unternehmen benannt. 2006 führten soe bereits zum 10. Mal den Snowboard-Wettbewerb "Toyota Big Air" durch, sie haben auch die Basketballweltmeisterschafft 2006 unterstützt. Weiterhin ist Toyota langjähriger Sponsor vom spanischen Fußballclub FC Valencia - und der spanischen Hofreitschule in Wien.

10. Der ausgeprägte Sinn für Details und Perfektion in allen Bereichen. Wenn Toyota einlädt, wird zur Orientierung der Journalisten schon mal ein kleines Ringbüchlein verteilt - mit Fotos und Funktionen der wichtigsten anwesenden Manager.

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