Ausblick auf das Autojahr 2007:Teurer, dicker, frischer

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Autokäufern steht ein spannendes 2007 ins Haus. Glaubt man den Ankündigungen der Hersteller und den Spekulationen der Fachpresse, werden im kommenden Jahr zahlreiche neue Modelle dem Markt wichtige Impulse geben.

"Über alle Segmente rollen im kommenden Jahr stolze 104 neue Modelle und Varianten auf den Markt, das sind 30 mehr als 2006", erklärt der Autoexperte Professor Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen.

Kleiner Bruder des Touareg: Der VW Tiguan soll Ende 2007 kommen. (Foto: Foto: afp)

Nachdem 2006 besonders Spartenfahrzeuge wie Geländewagen und Cabrios im Rampenlicht standen, führe der Modellzyklus nun wieder ein Stück aus der Nische heraus, sagt der Analyst Christoph Stürmer vom Prognoseinstitut Global Insight in Frankfurt/Main. "Vor allem in den Volumensegmenten werden die Karten neu gemischt."

Umweltfreundlichere Antriebe

Mit den neuen Modellen dürfen sich die Kunden nach Einschätzung von Nick Margetts vom Marktbeobachter Jato Dynamics in Limburg auch auf frische Farben, neue Technologien sowie auf umweltfreundlichere Antriebe freuen. Dafür müsse aber auch ein möglicher Preisanstieg kalkuliert werden.

Die wichtigsten Neuheiten sehen alle Analysten diesmal in den Marktsegmenten, die dem Drang in die Nischen getrotzt haben. So steht im Frühjahr vor allem die Mittelklasse im Mittelpunkt, weil die nächste Generation der Mercedes C-Klasse, der neue Audi A4 sowie die dritte Auflage des Ford Mondeo erwartet werden. Außerdem steht aus Frankreich der neue Renault Laguna ins Haus.

Kia will in der Golf-Klasse mitreden

Ebenfalls mit viel Bewegung ist in der so genannten Golf-Klasse zu rechnen, auf die in Deutschland nach Angaben von Kia-Chef Haydan Leshel rund 25 Prozent des Marktes entfallen: Dort wollen die Koreaner ab Januar mit dem in Slowenien gebauten Cee'd laut Leshel "künftig ein Wort mitreden".

Sie werden aber auf eine Reihe starker und ebenfalls neuer Gegner treffen: Toyota hat für den Anfang des Jahres den Auris als Nachfolger des Corolla angekündigt. Und Fiat will im Frühjahr den Stilo durch eine Neuauflage des Bravo ersetzen.

Nissan versucht sein Glück mit dem nahe an einen Geländewagen gerückten Qashqai, und von BMW wird 2007 die zweitürige Version des 1ers erwartet. Die deutschen Platzhirsche reagieren auf den höheren Wettbewerbsdruck mit frischer Schminke und neuen Varianten: Zum Beispiel hat VW einen Crossgolf, den nächsten Variant sowie die Neuauflage des Scirocco angekündigt.

Bei Ford spekuliert man über ein Focus Coupé und eine sportliche RS-Version. Opel wird Anfang des Jahres einen überarbeiteten Astra an den Start bringen.

Start im Frühjahr: der Audi R8 (Foto: Foto: dpa)

Ein paar wichtige Neuheiten stehen auch bei den Kleinwagen an: Smart etwa hat bereits die zweite Generation des Fortwo vorgestellt, die im Frühjahr an den Start gehen soll. Von Skoda kommt die nächste Auflage des Fabia, und bei Renault erlangt der neue Twingo so langsam seine Serienreife.

2007 bleibt geländegängig

"Trotz allem haben die Hersteller die Nischen nicht ganz vergessen", sagt Dudenhöffer. Neben neuen Sportwagen wie dem Audi R8, neuen Roadstern wie dem Opel GT und neuen Cabrios wie dem offenen Dreier von BMW wird es vor allem Geländewagen geben: VW hat mit dem Concept Tiguan gerade in Los Angeles einen sehr konkreten Ausblick auf den kleinen Bruder des Touareg gegeben, der für Ende 2007 angekündigt ist.

Ford wird etwa zur selben Zeit einen geländegängigen Vetter des Focus vorstellen. Aus Frankreich kommen mit dem Peugeot 4007, dem Citroën C-Crosser und der Serienversion der Renault-Studie Koleos gleich drei neue Sports Utility Vehicles (SUVs).

Mehr Leistung, weniger Verbrauch

Unter der Haube der neuen Modelle erwartet Analyst Christoph Stürmer in Zukunft noch sparsamere Motoren: Die Benzinpreise seien zwar wieder im Rückwärtsgang, doch Bio-Kraftstoffe blieben auf dem Vormarsch.

Außerdem ermögliche der Trend zur Aufladung auch kleineren Motoren mehr Leistung bei weniger Verbrauch. "Wenn jetzt noch der Partikelfilter mit Biodiesel funktioniert, haben wir eine nachhaltige Strategie", sagt Stürmer. Er denkt dabei allerdings kaum an den Hybridantrieb. Zumindest den Vollhybriden wie bei Toyota gibt er wenig Chancen, effizienten Konzepten wie dem Startergenerator bei Honda dagegen schon eher.

Nicht nur neue Modelle und sparsame Motoren können die Kunden erwarten. Auch auf neue Assistenzsysteme sollten sie sich einstellen, sagt Nick Margetts: "Sicherheitssysteme, die vor Sekundenschlaf warnen, Verkehrszeichen erkennen oder in Notsituationen automatisch bremsen, werden künftig noch höher im Kurs stehen."

Allerdings werde der Kunde kritisch prüfen müssen, ob die neuen Errungenschaften wirklich zu gebrauchen sind: "Viele dieser Systeme stehen schon heute am ungünstigen Ende der Kosten-Nutzen-Skala", sagt Margetts.

Völlig neue Preisstruktur

Überhaupt lohnt sich laut Margetts ein skeptischer Blick in die Preislisten, in denen man seiner Erwartung nach mehr Erhöhungen als die drei Prozent zusätzlicher Mehrwertsteuer finden wird.

"Schließlich überarbeiten Hersteller und Importeure nur ungern ihre Preislisten, weil der Aufwand sehr groß sein kann", erläutert der Analyst. Er befürchtet, dass in vielen Fällen "ganze Arbeit" geleistet werde: "Das bedeutet nicht nur eine lineare Erhöhung, sondern eine völlige Umstrukturierung bei Modellen und Versionen, Optionen und Paketen, was den Preisdschungel nicht gerade übersichtlicher macht."

Ein Trost könnten da die so genannten Billigautos sein, die 2007 weiteren Zuwachs bekommen. Denn die Renault-Tochter Dacia bringt den Logan nun auch als günstigsten Kombi in Deutschland auf den Markt.

China kommt - soviel ist sicher

Und mit dem chinesischen Brilliance BS6 für rund 19.000 bis 20.000 Euro kommt Anfang des Jahres eine Limousine im Format des VW Passat in den Handel. "Dieses Segment gibt offensichtlich mehr her, als viele erwartet haben", sagt Margetts und rechnet deshalb mit weiterem Zuwachs.

Das sieht Dudenhöffer ähnlich: "Noch werden uns die Chinesen nicht überrollen." Aber schon bald werden wir viel mehr Autos aus dem Reich der Mitte auf Deutschlands Straßen sehen.

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