Audi in China:Zweite Heimat

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Audi stellt 1000 Autos für die Olympischen Spiele in China bereit - dem stärksten Auslandsmarkt der VW-Luxusmarke.

Von Michael Kuntz

So viele Autos hat Audi noch nie für ein Ereignis zur Verfügung gestellt. Mit 1000 Fahrzeugen beteiligt sich der Autohersteller an den Olympischen Spielen in Peking. Für den Hersteller von Luxuswagen hat das Sportereignis im August oberste Priorität. Kein Markt beschert der Ingolstädter VW-Tochter ein solches Wachstum wie China. Audi-Chef Rupert Stadler spricht schon vom "zweiten Heimatmarkt".

Die Limousine Audi A6 L wird bereits seit einigen Jahren in einem chinesischen Joint-Venture-Werk in Changchun produziert. Dabei handelt es sich um eine Spezialversion mit verlängertem Radstand. (Foto: Foto: dpa)

Wenn der Vorstandsvorsitzende an diesem Dienstag in Ingolstadt die Bilanz für das vergangene Geschäftsjahr vorlegt, kann er berichten, dass Audi als erster westlicher Premiumhersteller im vergangenen Jahr in China mehr als 100.000 Autos abgesetzt hat. Der Zuwachs gegenüber 2006 machte dabei 25 Prozent aus.

Vor allem die Limousine Audi A6 ist in China gefragt. Auf sie entfallen etwa drei Viertel aller in dem Land verkauften Autos der Marke. Die Limousine wird seit 1999 in China hergestellt und von 2005 an als Audi A6 L mit einem um 102 Millimeter verlängertem Radstand angeboten, der den Passagieren im Fonds besonderen Komfort bietet. Seit 2003 gibt es auch den Audi A4 aus chinesischer Fertigung. Von ihm wurden knapp 20.000 Exemplare verkauft. Hinzu kamen fast 8000 importierte Wagen, davon waren fast die Hälfte Geländewagen Q7.

Montage von Bausätzen

Begonnen hatte die Audi-Produktion vor Ort 1988 mit der Montage von Bausätzen in Lizenz durch den späteren Kooperationspartner des Volkswagen-Konzerns First Automotive Works (FAW) in Changchun im Nordosten des Landes. Hauptkunden waren lange Zeit Behörden und Staatsfirmen. Inzwischen stieg der Anteil an Privatkunden bis auf 70 Prozent. Meist handelt es sich um mittelständische Unternehmen und erfolgreiche Geschäftsleute. Bei einer Umfrage von J. D. Powers nach der Zufriedenheit von Neuwagenkäufern belegte Audi in China unter 41 Marken zum dritten Mal in Folge den ersten Platz mit der geringsten Zahl an Beanstandungen.

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China war im vergangenen Geschäftsjahr für Audi der zweitgrößte Absatzmarkt nach Deutschland. Vom Modell A6 verkaufte der bayerische Hersteller in China sogar mehr Autos als im Heimatmarkt. Mit einem Plus von 22 Prozent war China 2007 der am stärksten wachsende Automobilmarkt weltweit. Es wurden fünf Millionen Personenwagen verkauft. Das waren mehr als in Deutschland und doppelt so viele wie im Jahr 2005. Vor allem der Beitritt der Volksrepublik China zur Welthandelsorganisation WTO Ende des Jahres 2001 eröffnete der Autoindustrie große Chancen. Branchenkenner rechnen für das laufende Jahr wieder mit bis zu 20 Prozent Wachstum in China. Noch stärker stiegen die Gewinne: Der VW-Konzern insgesamt konnte General Motors als Marktführer ablösen und verdiente 2007 in China voraussichtlich doppelt so viel wie ein Jahr zuvor.

Entsprechend intensiv ist das Engagement von Audi bei den Olympischen Spielen. Sportler, Funktionäre und VIP-Gäste werden in 1000 Autos der Modelle A6 L, A8 L und Q7 transportiert. Der Volkswagen-Konzern setzt insgesamt 5000 Autos der Marken Audi, Volkswagen und Skoda für den Transport von Athleten und Funktionären ein.

5000 Autos aus dem VW-Konzern

Das internationale Großereignis beginnt mit der Entzündung des olympischen Feuers in Griechenland am 24. März. Bereits beim anschließenden längsten Fackellauf in der Geschichte der Spiele ist der einzige Sponsor aus der Autoindustrie bei den insgesamt 40 Konvois dabei. Mit kulturellen Veranstaltungen bei Händlern und in den Werken sollen die Mitarbeiter auf die Spiele eingestimmt und zugleich für Audi begeistert werden.

Yu Long dirigierte das China Philharmonic Orchester in einer Montagehalle, und das Konzert wurde im Fernsehen übertragen. Als sogenannte Markenbotschafter haben die Ingolstädter neben dem Pianisten Lang Lang mit Maggie Cheung auch die chinesische Oscarpreisträgerin gewinnen können. "Das hilft enorm, um die Marke Audi zu transportieren", sagt Werner Eichhorn, Geschäftsführer der Audi Sales Division in China, und er betont: "Bei unserer Strategie 2015 spielt China eine Hauptrolle." Vorstandschef Rupert Stadler freut sich schon, "wenn die vier Ringe der Premiummarke Audi auf die fünf Ringe der Olympischen Spiele treffen".

© SZ vom 11.3.2008gf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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