Audi Cabrio 3.0:Neu-Eröffnung

Lesezeit: 3 min

Der offene A4 ist auf dem Weg zur Perfektion sehr weit gekommen...

Michael Harnischfeger

Die Sonne macht sich nicht mehr so rar und lässt uns schon wieder an Frühling und Sommer denken.

...und lässt sich seine guten Eigenschaften teuer bezahlen. autocert.de war mit ihm unterwegs. (Foto: Foto: Audi)

Auch die Audi-Händler können der Cabrio-Saison mit Freude entgegensehen. Nachdem das alte Cabrio im Sommer 2000 eingestellt worden war und zahlungswillige Kunden sich bei der Konkurrenz umsehen mussten, feiert Audi Ende April Neu-Eröffnung: Dann rollt das neue A4 Cabrio in die Showrooms und dürfte dort für Aufsehen sorgen.

Denn mit seiner knackigen Optik, die Stilelemente des TT mit denen der A4-Limousine mixt, wirkt es nicht mehr so pummelig wie noch der Vorgänger, sondern so durchtrainiert und dynamisch, wie es der Zeitgeist erfordert.

Die immer noch recht hohe Gürtellinie steigt sanft nach hinten an und mündet in ein wohl proportioniertes Heck, das dem hinterher Fahrenden mit zwei dicken Auspuffrohren signalisiert, dass hier einer seines Weges fährt, der nicht zu den Untermotorisierten und mäßig Talentierten im Lande zählt.

Das Verdeck sitzt straff und öffnet vollautomatisch

Das Verdeck sitzt straff und nimmt wohl schon die Formen des Coupés vorweg, das Audi ebenfalls auf Basis des A4 vorbereitet.

Anders als beim Vorgänger öffnet das schwere, dreilagige Stoffdach nun prinzipiell vollautomatisch. Ein Zug am Schalter in der Mittelkonsole genügt, dann faltet sich das Dach unter einer festen Klappe zusammen.

Wer schon vorm Einsteigen unendliche Kopffreiheit genießen möchte, kann diese Mechanik auch am Türschloss in Gang setzen. Eine Fernbedienung, gern genutzter, aber mittlerweile auch schon abgenutzter Gag vor Szene-Treffs, gibt es nicht.

Mehr Platz im Kofferraum und auf der Rücksitzbank

So richtig groß ist der Kofferraum trotz der gewachsenen Außenabmessungen nicht. Doch bei geöffnetem Dach passen immerhin 246 Liter hinein, bei geschlossenem Dach sogar 315.

Der nicht ganz neue Trick dabei: Mit einem Hebel lässt sich der Verdeckkasten wie eine Ziehharmonika zusammenlegen, so dass mehr Stauhöhe zur Verfügung steht.

Erfreulich auch der Zuwachs an Platz im Innenraum: Vorn gab es ja nie Anlass zur Klage, doch hinten war Beinraum knapp, sehr knapp. Gut sechs Zentimeter mehr sollen es heute sein, und die Sitzprobe zeigt, dass man mit dem Gebotenen nun auch als normal großer Erwachsener zurecht kommen kann.

Besser sitzt man natürlich vorn, wo man nicht nur die Straße, sondern auch ein attraktives Cockpit im Auge hat, das hier und da den TT zitiert.

Glänzend umrahmte Lüftungsdüsen und Rundinstrumente sowie die hochwertigen Materialien machen einen sehr guten Eindruck. Sie untermauern zusammen mit der bis ins letzte Detail sehr sorgfältigen Verarbeitung die alte Erkenntnis, dass Audi keinen Vergleich scheuen muss, wenn es um einen perfekten Qualitätseindruck geht.

Auch der Bedienkomfort ist gut, wenngleich die rot angestrahlten Instrumente in ihren tiefen Höhlen nicht bei allen Lichtverhältnissen auf den ersten Blick ablesbar sind. Schön zudem, dass es reichlich Ablagen gibt und dass das nicht zu kleine Handschuhfach in die Zentralverriegelung mit eingebunden ist.

Karosseriesteifigkeit um 100 Prozent erhöht

Die Türen schließen mit sattem Klang, übrigens auch auf unebenem Grund, und unterstützen damit die Behauptung der Audi-Ingenieure, die Torsionssteifigkeit der Karosserie sei gegenüber dem Vorgänger mehr als doppelt so gut.

Sitz und Lenkrad lassen sich perfekt einrichten, der Motor springt mit sanftem Fauchen an. Schon auf den ersten Metern fällt auf, dass dieses Auto auf niedrige Bedienkräfte getrimmt wurde.

Ebenso smooth gibt sich das Fahrwerk. Hier rollt kein Extrem-Sportler an den Start, sondern ein eleganter Dynamiker. Das Handling ist für einen Fronttriebler dennoch herzerfrischend agil. Selbst in engen Kehren schiebt das Cabrio nur mäßig über die Vorderräder und fährt schlicht dahin, wohin es soll. Nur wer so verwegen fährt wie ein Hellseher, der definitiv vom nahenden Weltuntergang weiß, den animiert das serienmäßige ESP zu sanfteren Aktivitäten.

Zu dieser Fahrweise passt denn auch der drei Liter große Sechszylinder-Motor mit 220 PS / 162 kW Leistung und 300 Newtonmetern Drehmoment. Er hat Kraft genug für schnelle Zwischenspurts oder rasante Autobahnetappen und zudem den Klang, um Unterführungen zu einem schönen Erlebnis zu machen.

Nicht minder kultiviert läuft der kleine Sechszylinder mit 2,4 Liter Hubraum und 170 PS / 125 kW (Preise ab 34.300 Euro), der mit dem rund 1,6 Tonnen schweren Viersitzer allerdings nicht wirklich souverän umgeht.

Die Multitronic passt perfekt zum Cabrio

Zum erholsamen Schlendern ist er allerdings ebenso gut geeignet: Fast unhörbar summt er sein helles Lied, der Wind streicht lau über den Haaransatz, und mit Hilfe des aufpreispflichtigen Windschotts und von vier elekrischen Fensterhebern kann man seine Dosis Frischluft sehr feinfühlig dosieren.

Sehr gut zu dieser Seite des A4 Cabrio passt die stufenlose Mutitronic-Automatik, die in unserem Gedächtnis wohl auf immer mit dem Wackel-Elvis-Werbespot verbunden bleiben wird.

Für übern großen Teich

Ein Vierzylinder-Turbo-Motor mit 150 bis 170 PS (110 bis 125 kW) soll Ende dieses oder Anfang des nächsten Jahres nachgeschoben werden, auch der 2,5-Liter-TDI mit 155 PS / 114 kW ist fest eingeplant. Er dürfte mit seinem fetten Drehmoment die Ideal-Motorisierung für dieses Auto sein - wenn man sich denn mit dem rauen Klang des Direkteinspritzers anfreunden mag.

Gebaut wird das A4 Cabrio beim Karosserie-Spezialisten Karmann in Rheine. Die Fertigung ist auf 15.000 Autos pro Jahr vorbereitet, bei Nachfragespitzen sollen auch 20.000 möglich sein.

Rund die Hälfte aller Autos soll in die USA gehen. Als Sechszylinder. Mit Automatik und Vollausstattung. Da werden die Kassen klingeln.

Quelle: autocert.de

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