Alternative Antriebe:Benzin vom Acker macht arm

Die gestiegene Nachfrage nach Biokraftstoffen raubt 30 Millionen Menschen die Lebensgrundlage - so das Ergebnis einer Studie.

Die gestiegene Nachfrage nach Biokraftstoffen hat in den vergangenen Jahren 30 Millionen Menschen in die Armut getrieben, schätzt die britische Umweltgruppe Oxfam in einem neuen Bericht. Bei weiteren 100 Millionen Menschen sei die Lebensgrundlage durch die Nachfrage nach Benzinersatz aus Pflanzenprodukten bedroht.

In ihrem Report "Noch eine unbequeme Wahrheit", den die Organisation am Mittwoch in Oxford veröffentlicht hat, begründet sie ihre Schätzungen mit der globalen Nahrungsmittelkrise. Viele Menschen, die schon früher 50 bis 80 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben mussten, könnten die annähernde Verdopplung der Preise in den vergangenen drei Jahren nicht verkraften, schreibt Oxfam. Laut Weltbank sind darum 100 Millionen Menschen in die Armut gerutscht. Oxfam nimmt an, dass die Steigerung der Lebensmittelpreise etwa zu 30 Prozent durch den Boom an Biokraftstoffen ausgelöst worden sei, und kommt so zu seinen Schätzzahlen.

Die Organisation fordert daher Europas Regierungen auf, das Ziel einer zehnprozentigen Beimischung von Biokraftstoff zu Benzin und Diesel aufzugeben. Weil die Produktion von Treibstoffen mehr einbringe als die Produktion von Lebensmitteln, würden zunehmend Felder umgestellt und neue Ackerflächen in Wäldern und Schutzgebieten gerodet. Dadurch könnten bis 2020 fast 70 Mal so viele Treibhausgase freigesetzt werden, wie die EU durch die Biokraftstoffe einsparen wolle. Die zehnprozentige Beimischung werde Europa bis 2020 etwa 58 Milliarden Euro kosten, aber nur acht Milliarden Euro einbringen.

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