Der Venus-Transit:Planet der Liebe vor der Sonne

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Steifer Nacken und Sonnenbrand - der Venus-Transit forderte seine Opfer. Zum Beispiel in der Volkssternwarte in der Rosenheimer Straße. Schon um sechs Uhr morgens standen Venus-Süchtige dort vor der Kasse Schlange.

Von Birgit Lutz-Temsch

Grund: Vor der Sonnenscheibe zog der Planet der Liebe vorbei, dem eine besonders erotisierende Wirkung nachgesagt wird. Das seltene Phänomen war zuletzt vor 122 Jahren zu beobachten, die nächste Möglichkeit wird in München erst wieder im Jahr 2247 sein.

Igor Pejic (Foto: Foto: Rumpf)

In 25- bis 100-facher Vergrößerung konnte man das Spektakel durch die Teleskope auf der Aussichtsplattform beobachten. Rund 1200 Interessierte nutzten die Gelegenheit und sahen außer dem Venus-Punkt mehrere Sonnenflecken und die Sonnengranulation - was mit einer Sonnenfinsternis-Brille nicht möglich war.

Igor Pejic, 18: "Ich freue mich schon lange darauf, dass es wieder mal was richtig Spannendes am Himmel zu sehen gibt. Die Venus, das ist schon was. Ich finde, es ist eine richtig schöne Vorstellung, dass man da den Planeten, der die Liebe symbolisiert, direkt vor der Sonne sieht.

Vielleicht hat sich heute zwar ihre Liebes-Wirkung nicht verstärkt, aber eine zusammenbringende Wirkung hatte sie auf jeden Fall: Nur wegen ihr sind so viele Menschen an einen Platz gekommen. Hier ist ein richtiges Zusammengehörigkeitsgefühl entstanden, weil alle das gleiche wollen.

Für Astronomie interessiere ich mich schon lange. Ich finde es toll, wenn man mehr über Sterne und Galaxien erfahren kann. Zuhause habe ich einen Astronomie-Atlas, in dem ich oft nachschlage, und wenn in Zeitungen was zu dem Thema steht, lese ich das immer.

Corinna Bischof, 22: "Wegen der Liebe bin ich ganz bestimmt nicht hier. Ich interessiere mich schon eher für das astronomische Phänomen. Ich finde es einfach toll, dass man sehen kann, wie sich so ein riesiger Planet vor der Sonne bewegt - und wie klein die Venus von hier aus aussieht.

Damals bei der Sonnenfinsternis bin ich extra aufs Land gefahren, um mir das anzuschauen. Ich hab mich in eine Wiese gelegt und in aller Ruhe angesehen, wie sich der Mond vor die Sonne geschoben hat und es langsam dunkler und dunkler geworden ist. Toll war das. Das heute ist natürlich nicht so spektakulär, aber es hat sich gelohnt, dass ich hergekommen bin."

Astrid Großgasteiger, 23: "Venus als Planet der Liebe, wie es immer heißt. Naja, mir ist das eigentlich egal. Deswegen bin ich nicht hierher gefahren. Ich wollte mir einfach genauer anschauen, wie das aussieht, denn mit den Brillen von der Sonnenfinsternis sieht man ja nur so einen winzigen Fleck.

Corinna Bischof (Foto: Foto: Rumpf)

Aber mit den professionellen Teleskopen kann man einen richtig guten Eindruck davon bekommen, wie sich die Venus bewegt, und man sieht auch mehr von der Sonne, zum Beispiel, dass die Oberfläche gar nicht gleichmäßig ist. Es ist toll, dass wir das erleben können.

Jürgen Braun, 39, mit seinen beiden Söhnen Tobias und Daniel: "Ich finde es einfach erstaunlich und auch ein großes Glück, dass wir in unserer Zeit erleben dürfen, wie dieses Phänomen stattfindet. Generationen vor und nach uns bekommen so was nie zu sehen, das ist ein tolles Gefühl. Und dass auch noch das Wetter mitspielt und es so schön klar ist, macht das Ganze zu einem perfekten Erlebnis.

Eigentlich sind wir aber rein zufällig hier. Ich war vor 15 Jahren zum ersten Mal in der Sternwarte, beim Tag der offenen Tür, und weil wir die Brillen von der Sonnenfinsternis nicht mehr haben, wollte ich den Venus-Transit hier anschauen.

Richtig schade finde ich, dass eine Volkssternwarte, die dem Namen nach ja fürs Volk gedacht ist, von einem Vater mit zwei Kindern 16 Euro Eintritt verlangt. Das finde ich viel zu viel, von dem Volksgedanken ist da nicht mehr viel übrig."

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