Süddeutsche Zeitung

München heute:"Da geht ein Stück Wiesn-Tradition" / Schlechte Stimmung im Einzelhandel

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Von Franz Kotteder, München

Wenn man jemandem eine Gelddruckmaschine hinstellt und sagt: "Mach was damit!", dann wird man sich nicht wundern, wenn der das auch tut. Blöd wäre er ja, wenn nicht. Insofern träumen viele Münchner Gastronomen ein Leben lang davon, Wiesnwirt zu werden, es zu bleiben und dann den Stab an ihre Kinder und Kindeskinder weiterzureichen. Oft ist das auch Realität, denn Erfahrung ist bei einem Wiesnwirt sehr wichtig, und wenn man schon von Kindesbeinen an lernt, wie man mit einer riesigen Menschenmenge in euphorisiertem Zustand umgehen muss, dann kann das nur von Vorteil sein. Insofern ist es gar nicht mal so verwunderlich, dass es auf dem Oktoberfest richtige Wirtedynastien gibt. Die Schottenhamels von der Festhalle Schottenhamel zum Beispiel haben schon seit mehr als 150 Jahren ein Zelt, die Heides von der Bräurosl seit 83 Jahren.

Und ausgerechnet die haben jetzt angekündigt, dass sie nicht weiter Wiesnwirte sein wollen, sondern sich um künftig nur noch um ihr Stammhaus - die Großgaststätte Heide Volm direkt am S-Bahnhof Planegg - kümmern wollen. Die Nachricht kam am Montag völlig überraschend. Denn die Familie Heide gehörte zu jenen Wirten, die das Oktoberfest sehr geprägt haben. So war der 2011 im Alter von 91 Jahren verstorbene Willy Heide nicht nur viele Jahre lang Wirtesprecher, sondern begründete gleich mehrere Wiesn-Traditionen wie das Standkonzert vor der Bavaria, und eine davon vollkommen unfreiwillig. Auch der Brauch der Wirte, vor dem Fest eine Wallfahrt nach Maria Eich zu unternehmen und für eine friedliche Wiesn zu beten, geht auf ihn zurück.

Nun hat die Familie aber beschlossen, sich zurückzuziehen, obwohl sie für die nächste Wiesn sogar ein neues, moderneres Zelt bekommen hätte, im Wesentlichen finanziert von der Hacker-Pschorr-Brauerei. Sie hätte aber trotzdem noch ordentlich investieren müssen - in eine neue Küche, in die Innenausstattung und auch in zahlreiche Details, die der normale Wiesngast so normalerweise nicht wahrnimmt. Eigentlich wäre das zu stemmen gewesen, aber unter Corona-Bedingungen ist eben vieles anders. Was ist, wenn die Wiesn 2021 ebenfalls nicht stattfindet? Was, wenn es eine zweite Welle gibt? Oder die Leute wegbleiben, keine Versicherung einspringt, das Zelt mitten im Betrieb wieder geschlossen werden muss? Lauter Überlegungen, die letztlich zum Entschluss führten: Wir lassen das. Weitergehen wird es natürlich trotzdem, es gibt schon eine Reihe von Bewerbern auf die Gelddruckmaschine Bräurosl. So sie denn bei der Wiesn 2021 wieder eine ist.

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