Süddeutsche Zeitung

Sipri-Bericht:Waffenhandel auf hohem Niveau

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Die Exporte sind 2020 eingebrochen - eine Trendwende muss das aber nicht sein. Die USA bauen ihre Position als wichtigster Lieferant aus. Auch Deutschland hat in den vergangenen fünf Jahren seinen Marktanteil deutlich gesteigert.

Von Paul-Anton Krüger, München

Der weltweite Waffenhandel ist auf hohem Niveau leicht rückläufig. Das geht aus einem am Montag veröffentlichten Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri hervor. Im Fünfjahreszeitraum von 2016 bis 2020 gingen die Transfers im Vergleich zur vorangegangenen Periode um 0,5 Prozent zurück und beliefen sich auf durchschnittlich 28,03 Milliarden Dollar pro Jahr. In den Jahren 2011 bis 2015 war der internationale Waffenhandel auf das höchste Niveau seit Ende des Kalten Krieges gestiegen.

Im vergangenen Jahr brach der erfasste Handel um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 22,83 Milliarden Dollar ungewöhnlich stark ein - er lag um ein Fünftel niedriger als im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2019. Ob dies auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückzuführen ist oder sich eine generelle Trendwende abzeichnet, lässt sich laut Sipri noch nicht sagen. Es gibt bereits seit drei Jahren deutliche Rückgänge. Beschaffungszyklen und der hohe Wert bestimmter Waffensysteme wie Kampfjets oder Großschiffe für die Marine führen zu Verzerrungen, weshalb Sipri die Trends in aussagekräftigeren Fünfjahreszeiträumen analysiert.

Auch beziehen sich die Zahlen nicht auf das finanzielle Volumen geschlossener Rüstungsverträge, sondern auf den von Sipri nach einer eigenen Systematik ermittelten Wert tatsächlich transferierter Waffensysteme. Sipri stützt sich dabei auf öffentliche Informationen.

Allerdings ist die Transparenz in westlichen Industriestaaten deutlich höher als etwa in Russland oder China. So dokumentiert die Bundesregierung Ausfuhren im Rüstungsexportbericht. Belastbare und vollständige Zahlen zu Lieferungen Moskaus etwa nach Syrien gibt es dagegen nicht. Der staatliche Rüstungskonzern Rostec hat in früheren Jahren den von Sipri konstatierten Rückgang des Marktanteils bestritten und die Methodik der Untersuchung kritisiert.

Deutschland belegt bei den Exporten Platz vier

Die USA bauten laut Sipri ihre Position als mit Abstand wichtigster Waffenlieferant aus, im Fünfjahreszeitraum von 2016 bis 2020 auf 37 Prozent der erfassten Transfers, die in 96 Länder gingen. In der vorangegangenen Periode hatte der Anteil noch bei 32 Prozent gelegen. Russland an zweiter Stelle kommt auf 20 Prozent und belieferte 45 Staaten. Wegen des Rückgangs von Exporten nach Indien, Moskaus wichtigstem Kunden, um mehr als die Hälfte, ging der Wert russischer Lieferungen in den vergangenen fünf Jahren um 22 Prozent zurück. 2011 bis 2015 hatte der Anteil Russlands 26 Prozent betragen.

Die Exporte aus der EU summieren sich auf 26 Prozent. Frankreich kommt auf einen Anteil von 8,2 Prozent weltweit und ist damit drittwichtigster Lieferant. Deutschland belegt mit 5,5 Prozent Platz vier und überholte China, das 5,2 Prozent erreichte. Im Volumen steigerte Frankreich die Exporte um 44 Prozent, Deutschland um 21 Prozent. Die Zuwächse Deutschlands dürften vor allem auf Exporte von Marineschiffen zurückgehen. Die wichtigsten Kunden der Bundesrepublik waren Südkorea, Algerien und Ägypten.

Die bedeutendsten Waffenimporteure waren Saudi-Arabien mit einem Anteil von 11 Prozent, Indien (9,5) und Ägypten (5,8) vor Australien, China, Algerien, Südkorea, Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Pakistan. Den größten Zuwachs an Importen verzeichnete mit 25 Prozent der Nahe Osten, was Sipri mit der strategischen Konkurrenz zwischen den Golfstaaten erklärt. Asien bleibt mit einem Anteil von 42 Prozent die wichtigste Empfängerregion.

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