Süddeutsche Zeitung

Rückblick:So war das Jahr 2015 in München

Proteste gegen Pegida, der Tod von Helmut Dietl, die Eröffnung des NS-Dokuzentrums oder die 1,5-millionste Münchnerin: Was uns 2015 beschäftigt hat.

12. Januar

Tausende Menschen strömen zum Sendlinger-Tor-Platz, um für ein weltoffenes München und gegen die islamfeindliche Pegida zu demonstrieren

28. Januar

Zunächst galt die Personalie als Coup - auf Vorschlag der CSU sollte Markus Hollemann Gesundheits- und Umweltreferent werden. Doch als herauskam, dass der ÖDP-Mann Sympathien für Abtreibungsgegner und entsprechende Vereine hatte, war er dem Stadtrat nicht mehr vermittelbar. Er zog seine Kandidatur zurück.

28. Januar

Das Uniklinikum verkündet das Ende des "Toasters" in Großhadern: In den nächsten Jahrzehnten soll für 800 Millionen Euro die Klinik neu entstehen.

2. Februar

15 000 Menschen setzen an diesem Tag ein Zeichen für Frieden, Toleranz und Versöhnung unter den Religionen. Die Lichterkette, initiiert von Beatrix Jakubicka-Frühwald und Gisela Jahn, verbindet quer durch die Altstadt fünf Gotteshäuser.

27. März

Näher dran an den Menschenaffen von Hellabrunn sind die Besucher nach der Umgestaltung der Anlagen. Nur eine dicke Glasscheibe trennt Mensch und Gorilla, und es scheint so, als würde das auf beiden Seiten zur intensiveren Beobachtung genutzt.

30. März

Münchner Leben und Menschen liebevoll und boshaft beschreiben, schaffte Helmut Dietl in "Monaco Franze" oder "Kir Royal". Der Regisseur starb am 30. März.

30. April

Genau 70 Jahre nach der Befreiung Münchens durch die Alliierten wird das neue NS-Dokuzentrum eröffnet. Ein Gericht erlaubt einem Häuflein Neonazis, dagegen zu demonstrieren. Doch die Besucherzahlen zeigen, wie wichtig und wie akzeptiert das neue Haus ist: Mehr als 120 000 Menschen kommen in den ersten drei Monaten nach der Eröffnung.

8. Mai

Amelia Meyer ist da: Das neugeborene Mädchen ist die 1,5-millionste Münchnerin und steht als solche unter dem besonderen Schutz des Oberbürgermeisters.

11. Mai

Nach gescheiterten Tarifverhandlungen treten die Angestellten in städtischen Kindertagesstätten und Sozialeinrichtungen in den Streik. Vier Wochen dauert der Ausstand, vor allem die Eltern von Krippen- und Kindergartenkindern stellt er vor eine harte Geduldsprobe. Am Ende einigen sich Arbeitgeber und Gewerkschaften doch.

24. Mai

Viele Meisterfeiern hat der Marienplatz erlebt, diese ist eine Premiere: Erstmals holt der FC Bayern München in einer Saison die Meisterschaft der Männer und die der Frauen. Das feiern beide Teams gemeinsam.

29. - 31. Mai

Muse, Kiss und Metallica sind die Hauptbands beim Rockavaria - dem ersten großen, mehrtägigen Musikfestival im Olympiapark seit 1996.

2. Juni

Ein Tor in der Nachspielzeit rettet den TSV 1860 München vor der Drittklassigkeit: Das Relegations-Rückspiel gegen Holstein Kiel endet 2:1. Der finanzielle Absturz der Sechzger geht im Laufe des Jahres freilich weiter, Investor Hasan Ismaik will nicht länger Geld zuschießen.

18. Juni

Die Winnetou-Melodie erklingt noch einmal mit feinem Hall in der Michaelskirche zur Trauerfeier für Schauspieler Pierre Brice. Er starb am 6. Juni in Paris und wird in Gräfelfing neben den Eltern seiner Frau Hella begraben.

21. Juni

200 Jahre Israelitische Kultusgemeinde, 70 Jahre seit Kriegsende: Mit einem Bürgerfest auf dem Sankt-Jakobs-Platz begeht Münchens jüdische Gemeinde ein doppeltes Jubiläum. Ihre Freiluft-Ausstellung über das jüdische Leben in der Stadt wird kurz darauf beschädigt.

15. Juli

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig urteilt: Die dritte Startbahn am Flughafen darf gebaut werden. Weil aber die Stadt den Ausbau weiter blockiert, signalisiert Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) im Herbst, dass er von dem Projekt abrücken könnte. Die Fraktion stellt sich dagegen.

25. Juli

20 000 Menschen sind beim großen Bürgerfest dabei, mit dem die Inbetriebnahme des Autotunnels am Luise-Kiesselbach-Platz gefeiert wird. Auch wenn der Autoverkehr anfangs eher stockt denn fließt und sich die Bauarbeiten an der Oberfläche noch bis ins Jahr 2017 hinziehen werden, die Anwohner atmen bereits auf: Der Großteil der täglich etwa 120 000 Fahrzeuge rollt nun nicht mehr an der Oberfläche, sondern verschwindet im Untergrund.

29. Juli

Stolpersteine wird es in München weiterhin nicht geben, zumindest nicht auf öffentlichem Grund. Das beschließt der Stadtrat mit großer Mehrheit. Politisch ist die lange schwelende Debatte damit erst einmal beendet, doch die Stolperstein-Befürworter klagen nun gegen das Verbot.

30. Juli

Ai Weiwei mit seiner Frau Lu Qing und Sohn Ai Lao am Flughafen München: Der chinesische Künstler darf nach vier Jahren erstmals wieder ins Ausland.

31. August

Gegen 18 Uhr rollt ein überfüllter Railjet auf München zu - der erste vieler Züge voller Flüchtlinge. In den folgenden Tagen, vor allem an den Wochenenden, kommen Zehntausende am Hauptbahnhof an. München improvisiert und meistert die Aufgabe, die Stadt wird weltweit zum Sinnbild eines offenen, helfenden Landes. Bis die Behörden zur Wiesnzeit beginnen, die Flüchtlinge bereits an der Grenze zu Österreich in Empfang zu nehmen. Seitdem geht am Hauptbahnhof alles wieder seinen gewohnten Gang.

7. September

An Hauptdarsteller Elyas M'Barek haben die ersten 50 Meter an der Absperrung entlang Spuren hinterlassen: Seine Hand ist blau von den hektisch hingehaltenen Filzstiften, sein Selfie-Lächeln wirkt bei jedem Mal etwas festgezurrter. 3000 Gäste kommen zur Premierenfeier von "Fack ju Göhte 2" in den Mathäser-Filmpalast. Es ist "die größte Premiere, die es nach meiner Erinnerung in München gegeben hat", wie Constantin-Chef Martin Moszkowicz sagt.

17. September

Mit Gustav Mahlers "Auferstehungssinfonie" gibt der russische Dirigent Valery Gergiev sein Antrittskonzert als neuer Chefdirigent der Münchner Philharmoniker.

24. September

Wäre München ohne den Pumuckl denkbar? Wohl kaum. Ellis Kaut hat mit dem Kobold eine ur-münchnerische Figur erschaffen, die im ganzen Land geliebt wurde. Am 24. September starb die Autorin, Fotografin und Schauspielerin im Alter von 94 Jahren.

4. Oktober

Die Wiesn geht zu Ende. Sie zählte 5,9 Millionen Besucher und 7,3 Millionen getrunkene Maß Bier - jeweils 400 000 weniger als im Vorjahr. Es war ein bisschen zu kalt.

11. Oktober

Als Dankeschön an die vielen Flüchtlingshelfer ist das Konzert auf dem Königsplatz gedacht, es wird zugleich zu einer politischen Großkundgebung gegen eine rigide Asylpolitik. 24 000 Menschen kommen, Höhepunkt des Abends ist der Auftritt von Herbert Grönemeyer. Organisiert worden ist das Spektakel vom Bündnis "Bellevue di Monaco" - in nur 14 Tagen.

26. Oktober

30 Millionen Euro haben die Stadtwerke in den Umbau des Untergeschosses am Marienplatz gesteckt. Aufgeräumter wirkt es nun, Läden und Gastronomie haben die Architekten Allmann Sattler Wappner an den Rand gerückt, die Erscheinung prägt nun eine rot leuchtende Decke des Lichtdesigners Ingo Maurer.

26. Oktober

Die Ludwig-Maximilians-Universität eröffnet in Martinsried ihr Biomedizinisches Centrum, einen der in jüngerer Zeit größten Forschungsbauten in Deutschland.

9. November

Von der Stadt verboten, vom Gericht erlaubt, von Bürgern verhindert: Zum 77. Jahrestag der Pogromnacht plant die islamfeindliche und bisweilen auch antisemitische Pegida einen Marsch zum Siegestor. Doch 3000 Münchner setzen sich als Blockade auf die Leopoldstraße.

25. November

Acht Monate wurde umgebaut in der Schrannenhalle, dann eröffnet die Eataly-Gruppe hier ihre erste Filiale in Deutschland: mit einem Mix aus Kaufhaus, Restaurants und Kochschule.

8. Dezember

Die Staatsregierung beschließt, ein neues Konzerthaus im Werksviertel bauen zu wollen - das Ende einer jahrelangen Debatte, in der das Projekt mehrmals beerdigt worden war.

9. Dezember

Sie war Politikerin und Anwältin der Schwachen: Mit 57 Jahren stirbt Angelika Lex nach schwerer Krankheit. Vier Wochen zuvor hat sie den Georg-Elser-Preis der Stadt bekommen.

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Quelle:
SZ vom 28.12.2015
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