Süddeutsche Zeitung

23. Spieltag der Bundesliga:Gladbach zündet mit Verspätung - Stuttgart patzt

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Das Duell der Borussia gegen Bochum wird später als geplant angepfiffen - bietet dann aber jede Menge Tore. Der VfB vertändelt eine Führung. Und Darmstadt bekommt gegen Werder gleich mehrere Treffer aberkannt. Alles Wichtige zum Spieltag.

Von Jonas Beckenkamp, Barbara Klimke und Jonas Wengert

Borussia Mönchengladbach - VfL Bochum 5:2 (2:0) , Tore: 1:0 Nathan Ngoumou (29.), 2:0 Julian Weigl (35., Foulelfmeter), 3:0 Rocco Reitz (72.), 3:1 Philipp Hofmann (75.), 4:1 Jordan (78.), 4:2 Keven Schlotterbeck (89.), 5:2 Franck Honorat (90.+6.)

Es dauerte, bis diese Partie überhaupt beginnen konnte - und das lag am Andrang auf den Straßen. Ja, richtig, eine ganze Menge Menschen wollten dieses NRW-Duell aus dem Liga-Graubereich sehen. So viele, dass sich rund um das Gladbacher Stadion massive Staus gebildet hatten. Als dann mit zehn Minuten Verzögerung der Ball rollte, erlebte das Publikum eine Partie mit frühem Verkehr vor den Toren: Bernardos Stochertor in der Anfangsphase kassierte der Videoschiedsrichter wegen Handspiels. Apropos Gestocher: In einer fast identischen Szene gelang dann der Borussia die Führung. Ein hineingefummelter Treffer von Ngoumou nach einer Ecke, bei dem in der konfusen VfL-Defensive fast jeder mal mit einem Klärungsversuch gescheitert war.

Der Frust der Gäste setzte sich fort: Nach einem Fußfeger von Ordets gegen Koné griff erneut der VAR ein - es gab Elfer für Gladbach, Julian Weigl verwandelte zum 2:0. Das 3:0 besorgte schließlich Rocco Reitz per Kopf, als erneut Ngoumou vorne aufgetaucht war und scharf geflankt hatte.

Dass es ein unterhaltsamer Nachmittag wurde, manifestierte sich endgültig, als noch vier weitere Treffer fielen: Erst verkürzte Hofmann per Kullertor, dann stellte Jordan mit einem Sturzkopfball auf 4:1 - auf das 4:2 durch Bochums Schlotterbeck antwortete Gladbachs Honorat mit dem 5:2 in der Nachspielzeit. Das passte alles wunderbar zu einem Gaudi-Kick mit reichlich Entfesselung. Den Stau auf den unteren Tabellenplätzen verlässt die Borussia nun: In der Tabelle geht's von Platz 15 auf elf.

VfB Stuttgart - 1. FC Köln 1:1 (0:0) , Tore: 1:0 Enzo Millot (53.), 1:1 Eric Martel (62.)

Sehr lange, bis zur 53. Minute, musste sich das Stuttgarter Publikum gedulden, ehe es jene Zuckerpässe zu sehen bekam, mit denen sich der VfB in die Nähe der Champions-League-Plätze kombiniert hat. Chris Führich tanzte übers Feld: Er dribbelte auf der linken Seite heran, spielte Doppelpass mit Hiroki Ito, gab den Ball weiter an Enzo Millot, der ihn nur noch ins Tor zu schieben brauchte. Es war der Führungstreffer für den VfB gegen die Kölner, die zuletzt eine Reihe von Nackenschlägen hatten einstecken müssen, unter anderem ein 0:1 gegen Bremen.

Aber anstatt das Bällchen weiter ruhig durch die Reihen zu treiben, gönnte sich der VfB kurz darauf eine untypische kollektive Unkonzentriertheit: Nach einer Ecke landete der Ball bei Linton Maina, der am zweiten Pfosten Eric Martel anspielte, der wiederum völlig frei zum Abschluss kam. Der Ausgleich elektrisierte die Kölner, die clever verteidigten, das Stuttgarter Spiel unterbanden und Glück hatten, dass Millot in der 68. Minute an Keeper Marvin Schwäbe scheiterte. Stuttgart versuchte bis zur Nachspielzeit sein Glück, Stürmer Serhou Guirassy, der diesmal erfolglos blieb, schleppte Bälle aus dem Mittelfeld an. Aber mehr als ein Unentschieden war nicht drin für den VfB.

SV Werder Bremen - SV Darmstadt 98 1:1 (1:1) , Tore: 1:0 Christoph Zimmermann (8., Eigentor), 1:1 Julian Justvan (33.)

Zwei magere Siege hatte Darmstadt seit dem Aufstieg bis zu diesem Wochenende nur gesammelt. Aber auch tief unten im Tabellenkeller leuchtete noch ein kleiner Hoffnungsfunke, weil einer dieser Siege gegen Werder gelungen war. Und auch am Samstag glimmte das Licht weiter bis zur letzten Minute. Denn Darmstadt machte beim Auftritt in Bremen in der 33. Minute zunächst einen Rückstand, einen schweren Schnitzer, wett. Werder verlor den Ball an der Mittellinie, Matthias Bader spielte einmal quer über den Platz zu Julian Justvan an der Strafraumgrenze - und der drosch zum 1:1 Richtung Toreck; dass der Ball noch abgefälscht war, spielte keine Rolle mehr.

Ausglichen war damit das Darmstädter Eigentor aus der 8. Minute. Verteidiger Christoph Zimmermann war Justin Njinmah nachgeeilt, kam mit der Fußspitze noch an den Ball, aber lenkte ihn am eigenen Keeper vorbei in die Maschen. Doch Darmstadt gab nicht auf - und hatte zur Pause sogar dreimal so oft aufs Tor geschossen wie die Bremer.

Und Darmstadt, der Tabellenletzte, blieb das dominante Team, rannte an mit dem Mut der Verzweiflung. In der Schlussphase hatte das Team von Trainer Torsten Lieberknecht zweimal den Sieg auf dem Fuß - doch ein Treffer von Tim Skarke zählte wegen Abseits nicht (78.). Sekunden vor dem Ende traf Skarke nach einem schweren Fehler von Werders Torhüter Michael Zetterer sogar noch einmal. Wieder wurde der Videobeweis bemüht - diesmal hatte Skarke den Ball offenbar zuvor mit der Hand berührt. So blieb nur ein Punkt als Ertrag - und der Hoffnungsfunke glimmt ein bisschen schwächer.

1. FC Union Berlin - 1. FC Heidenheim 2:2 (2:1), Tore: 0:1 Nikola Dovedan (3.), 1:1 Robin Gosens (44.), 2:1 András Schäfer (45.+2.), 2:2 Jan-Niklas Beste (71.)

Beim Gang in die Halbzeitpause dürften sich viele Beteiligten im Stadion an der Alten Försterei die Augen gerieben haben: Kurz zuvor hatte erst Robin Gosens eine inkonsequente Heidenheimer Abwehraktion mit dem 1:1 bestraft, und nur zwei Minuten später zog András Schäfer nach starkem Ballgewinn einfach mal aus gut 20 Metern ab: Auch sein abgefälschter Schuss landete im Tor. Union Berlin hatte das Spiel gedreht - und keiner wusste wirklich warum. Heidenheim war früh in der Partie in Führung gegangen: Eine verunglückte Kopfballbogenlampe von Union-Verteidiger Kevin Vogt wurde zur Vorlage für Nikola Dovedan, der überlegt sein erstes Bundesligator erzielte.

In Halbzeit zwei war es ein temporeiches, aber auch fehlerbehaftetes Flipperspiel: Ballgewinn hier, Ballverlust da, dazwischen viele giftige Zweikämpfe. Beide Teams verpassten es, ihre Umschaltmomente konsequent zu Ende zu spielen. Wie beim ersten Gegentor, war es auch beim Heidenheimer 2:2 ein hoher Ball, der die Unioner Abwehr stümperhaft aussehen ließ: Ein Befreiungsschlag von Eren Dinkçi aus der eigenen Hälfte landete vor den Füßen von Jan-Niklas Beste, der den Ball über Frederik Rönnow hinweg ins Tor lupfte. Der Union-Keeper hatte sich halbherzig aus seinem Kasten herausgewagt. Am Ende blieb es beim leistungsgerechten Unentschieden.

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