Süddeutsche Zeitung

Kunstaktion:Flammende Appelle

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Mit zwölf "arkadischen Botschaften" in ganz Bayern protestieren internationale Künstlerinnen und Künstler gegen gesellschaftliche Missstände. Einige Motive der Plakataktion von Peter Kees passen den Grundbesitzern ganz und gar nicht - und werden abgelehnt.

Von Evelyn Vogel, München

Wenn es darum geht, öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen, war Peter Kees schon immer gut. Mit der Intervention "Ich AG" wurde der 1965 in Bayreuth geborene, in Steinhöring bei München und Berlin lebende Aktionskünstler vor 20 Jahren überregional bekannt. Einige Jahre später rief er die "Arkadische Botschaft" ins Leben, als deren Botschafter er seitdem internationale Konsulate gründet und europaweit einzelne Quadratmeter Land zu arkadischem Hoheitsgebiet erklärt. Auch mit anderen Aktionen hat Kees auf sich aufmerksam gemacht, weswegen er 2021 unter anderem mit dem Tassilo-Preis der Süddeutschen Zeitung ausgezeichnet wurde. Nun bespielt Kees mit elf weiteren Künstlerinnen und Künstlern unter dem Titel "Schrei es in die Welt hinaus" Plakatflächen in ganz Bayern mit "Arkadischen Botschaften".

Auch wenn die idealisierte griechische Landschaft Pate steht für dieses Projekt, so geht bei bei Kees' Arkadien doch immer um Gegenwartsthemen, die die Menschheit umtreiben, bedrohen, verängstigen - und furchtbar oft den Einzelnen einfach nur gleichgültig lassen. Doch Gleichgültigkeit ist nicht das Ding von Peter Kees. Mit der arkadischen Plakataktion sollen die Passanten im Vorbeigehen auf Klimawandel, Krieg, Armut und andere gesellschaftsrelevante Themen aufmerksam gemacht werden. Dass das nicht jedem gefällt, weiß Kees. Aber er durfte es unmittelbar erleben, als er die Genehmigungen für die Aktion einholte. So wehrte sich das Unternehmen Kaufland, dass das Plakat der Leipziger Künstlerin Frenzy Höhne vor einer seiner Filialen in Erlangen aufgehängt wurde, weil, wie Kees erzählt, darauf unter anderem der Spruch "Geiz ist geil" zu lesen ist. Bei Höhnes Plakat geht es um Armut und soziale Gerechtigkeit, nun darf es am Erlanger Bahnhof hängen.

Wo hingegen Kees sein eigenes Plakatmotiv nicht wie geplant im Nordbahnhof in Ingolstadt aufhängen durfte. Die Deutsche Bahn als Eigentümerin des Areals lehnte das Motiv ab, weil ein Panzer darauf abgebildet ist. Ob die DB ein Plakat eines Panzerherstellers wohl auch ablehnen würde?

Los geht die Aktion "Schrei es in die Welt hinaus" an diesem Freitag, 9. September, mit dem Motiv des wegen seiner sozialkritischen Collagen und Fotomontagen auf Plakaten und Postkarten bekannten Grafikers Klaus Staeck. Es wird in München in der Schwansee-, Nähe Ständlerstraße hängen. Es folgen im Abstand von jeweils wenigen Tagen - und auch immer nur für wenige Tage: Frenzy Höhne in Erlangen, Susanne Bosch in Lindau, Manaf Halbouni in Starnberg, Andy Webster & Derek Tyman in München, Hans Winkler in Rosenheim, Kees in Ingolstadt, Timm Ulrichs in Nürnberg, Mads Lynnerup in Furth im Wald, Elisabeth Ajtay in Passau, Ottjörg A.C. in Neu-Ulm und das Peng! Kollektiv am Grenzübergang in Bayerisch Gmain. Die Aktion endet am 14. November.

Schrei es in die Welt hinaus, Arkadische Botschaften von Peter Kees , 9. Sep. bis 14.Nov., div. Orte in Bayern

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