Süddeutsche Zeitung

Analyse der Landtagswahlen:Termine am Montag

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Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz haben gewählt. Nun analysieren die Parteioberen in Berlin. Ein Überblick über den Tag nach den Wahlen.

Von Christoph Koopmann

Von den Preußen ist bis heute manches übrig geblieben, die Beliebtheit der Kartoffel beispielsweise, aber auch die Angewohnheit, manche Dinge lieber eine Nacht lang sacken zu lassen. Für Angehörige des preußischen Militärs galt einst, dass sie über Beschwerden und sonstige Einwände erst eine Nacht schlafen sollten. Auch in der bundesrepublikanischen Politik hat sich der Brauch durchgesetzt, dass im Anschluss an Wahlen und etwaige Schnell-Statements sowie Elefantenrunden eine eingehende Analyse am folgenden Tag getätigt wird. Die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz von Sonntag geben an diesem Montag reichlich Analysestoff für die Parteioberen her.

Berlin, wo die meisten dieser Wahlnachlesen abgehalten werden sollen, mag zwar geografisch weit entfernt liegen von Stuttgart und Mainz. Doch Landtagswahlen wird nachgesagt, auch das sogenannte politische Berlin zu bewegen, gerade in sogenannten Superwahljahren wie diesem.

So wird an diesem Montag um 9 Uhr die Spitzenriege der FDP um Parteichef Christian Lindner den Anfang machen, die tieferen Auswirkungen der beiden Wahlen zu bewerten. Es folgt um 10.15 Uhr das Grünen-Spitzenduo Baerbock/Habeck, das schon am Wahlabend bekundet hatte, wie sehr man sich über Winfried Kretschmanns erneuten und diesmal sogar deutlichen Sieg in Baden-Württemberg freue.

Ebenfalls eine Siegerin zu feiern gibt es bei der SPD mit Malu Dreyer, was den Rest der nicht gerade vom Glück verfolgten Parteispitze freuen dürfte. Ob das auf einen Aufwind vor der Bundestagswahl im Herbst hindeutet? In einer Pressekonferenz um 12.20 Uhr wird die Parteispitze sich wohl auch dazu äußern, wenngleich nur online.

Auch Markus Söder hat etwas zu sagen

Anschließend werden AfD-Chef Jörg Meuthen und die beiden Landes-Spitzenkandidaten um 13 Uhr die recht deutlichen Verluste ihrer Partei in beiden Ländern zu ergründen versuchen. Mit ebenfalls mittelprächtiger Stimmung ist zu rechnen beim Termin der Linken um 14.15 Uhr, die wieder einmal in keinen der beiden Landtage einziehen konnte.

Ob wesentlich bessere Laune zu erwarten ist, wenn um 13.30 Uhr Armin Laschet zur Presskonferenz antritt, darf man in Frage stellen. Am Wahlabend noch, so will es die Tradition der an Traditionen nicht gerade armen CDU, hatte er die Erstreaktion Generalsekretär Paul Ziemiak überlassen. Es dürfte Laschet recht gewesen sein. Gerade mal ein paar Wochen ist er als CDU-Parteivorsitzender im Amt, und hat schon Korruptionsaffären und gleich zwei einigermaßen vergeigte Landtagswahlen zu verarzten. Am Vormittag werden das Präsidium und der Bundesvorstand beraten, wie man mit den Verlusten vom Sonntag umzugehen gedenke. Der Morgen danach dürfte für Laschet und seine Parteikollegen jedenfalls kein schöner werden, drüber schlafen hin oder her.

Mit Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg hat die CSU zwar mangels dortiger Wählbarkeit zunächst nicht viel zu tun, aber mittelbar werden solche Wahlen ja gerade in Superwahljahren als "Stimmungstest" oder gar "Stimmunsbarometer" für folgende Bundestagswahlen gewertet. Und dazu hat dann auch Markus Söder etwas zu sagen, angekündigt hat er das für 9.45 Uhr am Montag.

Die Freien Wähler, die es nach Hochrechnungen vom Sonntagabend in den Mainzer Landtag geschafft haben könnten, funken um 12.15 Uhr in einer Online-Pressekonferenz aus ihrer Bundesgeschäftsstelle im niedersächsischen Ganderkesee, sehr weit weg vom Südwesten der Republik, und auch von Berlin.

Baden-Württembergs Wahlsieger Winfried Kretschmann indes verkündete am Sonntagabend seinen Plan für die nähere Zukunft: "Jetzt wird sondiert." Und zwar in mehrere Koalitions-Richtungen. Terminlage offen.

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