Süddeutsche Zeitung

Beerdigung von Queen Elizabeth II.:Der illustre Kreis der Staatsgäste

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Für das Begräbnis der Queen gilt das diplomatische Format "1 + 1": Es ist jeweils nur der Präsident oder die Präsidentin plus Partner eingeladen. Aus Deutschland wird das Ehepaar Steinmeier/Büdenbender anreisen - auf den letzten Metern mit dem Bus.

Von Michael Neudecker, London

Als König George VI. im Februar 1952 starb, drückte der US-Präsident Harry S. Truman den Briten sein "tiefstes Mitgefühl" aus, wie sich das eben gehört in so einem Fall. Zur Beerdigung kurz danach aber reiste Truman nicht an, stattdessen kam Dean Acheson, der Außenminister. Die Frage, welches Land wen zu so einem Ereignis schickt, hat auch politische Bedeutung, der britische Monarch ist schließlich das Staatsoberhaupt, er hat trotz seines von der Verfassung vorgegebenen unpolitischen Verhaltens eine Funktion. Es mag gerade in diesen Tagen manchmal anders aussehen, aber Vorgänge wie Ernennung oder Tod des britischen Regenten sind mehr als ein realer Kostümfilm für Royalisten.

Der Monarch oder die Monarchin ist deshalb die einzige Person im Königreich, der ein Staatsbegräbnis zusteht, auch wenn es Ausnahmen gibt, wie etwa die Beisetzung von Winston Churchill 1965. Die Begräbnisse von George VI. und Churchill waren die einzigen beiden im Königreich im höchsten diplomatischen Rang nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch das zweite besuchte der zu der Zeit amtierende US-Präsident allerdings nicht, Lyndon B. Johnson, ein Bewunderer Churchills, wollte eigentlich anreisen, musste aber wegen seiner angeschlagenen Gesundheit absagen. Der Palast sei, wie es heißt, daher nun etwas überrascht gewesen, als Joe Biden in Washington von Journalisten gefragt wurde, ob er die Einladung aus London für die Beerdigung von Queen Elizabeth II. am kommenden Montag annehmen werde. "Yes", antwortete Biden. Er kenne nicht alle Details, aber es sei sicher, dass er anreisen werde.

Hubschrauber sind nicht willkommen

Die Planung der Beerdigung ist auch ohne den US-Präsidenten enorm aufwändig und komplex, wobei die Frage, welche Staatsgäste teilnehmen wollen und welche dürfen, zum Politikum werden kann. In Diplomatenkreisen wurde etwa auch die Frage gestellt, ob denn Israels Präsident Isaac Herzog nach London kommen werde, schließlich ist in Israel zuletzt wieder darauf hingewiesen worden, dass die Queen das Land in den 70 Jahren ihrer Regentschaft nie besucht hat. Am Wochenende berichteten mehrere israelische Medien, Herzog werde nach England reisen. Eine offizielle Bestätigung steht allerdings noch aus.

Eingeladen ist aus jedem Land ohnehin nur ein Repräsentant: Der Palast hat in Absprache mit der britischen Regierung nur den jeweiligen Präsidenten plus Ehefrau (oder, in seltenen Fällen, auch Ehemann) benachrichtigt. Das "Format" lautet "1+1", so heißt das in Diplomatensprache, das bedeutet: keine Delegationen, keine Sicherheitsbeamten, auch keine anderen Minister, nur der Gast mit Begleitung. Auf gemischte Reaktionen unter den Eingeladenen stieß, dass den Gästen offenbar ausdrücklich mitgeteilt wurde, auf Hubschrauberflüge oder eigene Staatswagen zu verzichten. Stattdessen sollen die hochrangigen Gäste mit Bussen zur Westminster Abbey transportiert werden, was schon aus Sicht der Sicherheitsbeamten der verschiedenen Länder ein interessantes Vorhaben sein dürfte. Ob für Biden eine Ausnahme gemacht wird, wollte der Palast bislang nicht kommentieren.

Biden traf Elizabeth II. im vergangenen Jahr beim G-7-Gipfel in Cornwall, danach waren die Bidens noch zum Tee bei der Queen in Windsor eingeladen. Er glaube nicht, dass er sie damit beleidigen würde, sagte Biden im Anschluss, aber "sie erinnert mich an meine Mutter, vom Aussehen her und wegen ihrer Großherzigkeit". Sie sei "voller Grazie, das ist nicht überraschend", ein tolles Gespräch sei das gewesen. Biden sagte: "We had a great talk", wie Amerikaner eben so reden, wenn sie gerade mit der Queen Tee getrunken haben.

Auch Donald Trump hat die Queen getroffen, dabei unterliefen ihm ein paar Trump-typische Peinlichkeiten, die die Briten sehr wohl registrierten, im Gegensatz wiederum zu Trump. Ob der frühere US-Präsident auch unter den Gästen sein wird, ist unklar, auch das wollte der Palast in seinen derzeit täglichen Pressebriefings nicht kommentieren. Trump bräuchte dafür allerdings aufgrund des diplomatischen Formats eine eigene Einladung.

Aus Deutschland wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit Ehefrau Elke Büdenbender anreisen, Steinmeier sagte dafür seinen eigentlich geplanten Besuch in Costa Rica ab. Steinmeier wird wohl am Sonntag in London eintreffen, am Montag dann fliegt er nach seiner Rückkehr nach Deutschland direkt weiter zu einem geplanten Besuch in Mexiko. Ins Kondolenzbuch in der britischen Botschaft in Berlin hat sich Steinmeier schon eingetragen, "Ihre Majestät hat meinem Land die Hand zur Versöhnung gereicht", schrieb Steinmeier, "und Deutschland bleibt Ihrem Vorbild von Freundschaft und Humanität verpflichtet." Neben wem Steinmeier und Büdenbender am Montag im Bus sitzen werden, ist noch nicht bekannt.

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