Süddeutsche Zeitung

Freizeit in München:Wo man sich an der frischen Luft fit halten kann

Lesezeit: 6 min

An kalten Januartagen kann man sich auf die Couch verziehen und einmummeln. Oder man gönnt dem Körper mal wieder Bewegung. Acht Tipps.

Von Jutta Czeguhn, Korbinian Eisenberger, Susanne Hermanski, Evelyn Vogel, Antje Weber und Ariane Witzig

Stocknarrisch

Er rauscht über die Eisbahn, kollidiert mit einem lauten "Klack" mit dem Eisstock aus dem gegnerischen Team und kommt schließlich knapp neben der Daube zum Stillstand. Ausgelassene Jubelschreie auf der einen, zerknirschte Gesichter auf der anderen Seite. Eisstockschießen ist eigentlich ganz einfach: Zwei Teams stehen sich gegenüber, jeder Spieler ist ausgerüstet mit einem Eisstock. Ziel ist es, seinen Stock so nah wie möglich an die sogenannte Daube zu schießen. Das erinnert an Boule, nur eben auf dem Eis. Wo man sich noch vor ein paar Jahren darauf verlassen konnte, dass spätestens Anfang Januar Nymphenburger Kanal, Floßlände, Kleinhesseloher See und Hinterbrühler Weiher zufrieren, greift man nun auf künstliche Bahnen zurück. Die sind entweder aus Kunststoff oder richtigem Eis und zuverlässig bespielbar, Winter hin, Winter her.

Besonders viel Spaß macht es abends bei Scheinwerferlicht und einem heißen Getränk. Gelegenheiten dazu gibt es reichlich: Am Nockherberg gibt es vier Bahnen für acht bis zwölf Spieler, dazu Glühwein, Bier und kleine Speisen. Am Bamberger Haus wird bis März geschossen, im Hirschgarten stehen acht Natureisbahnen zur Verfügung. Beliebt sind auch die Bahnen am Löwenbräukeller (Stiglmaierplatz), am Augustinerkeller (Arnulfstraße) und inzwischen auch das Container Collective im Werksviertel hinterm Ostbahnhof. Und keine Bange: Sportliches Geschick ist hier gar nicht so wichtig: Das Teamgefühl bringt den Spaß. Ariane Witzig

Runde Sache

Es liegt sicherlich an den pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen, das man sie seit zwei Jahren plötzlich überall sieht. Auf Wiesen, Spazierwegen oder zwischen Bäumen im Stadtpark: Grüppchen, die Boule spielen. Im Hofgarten sind die besonders stark vertreten. Immer mehr nagelneue silbern glänzende Kugeln mischen sich unter die matten zerkratzten der Hobby- und Turnierspieler, die hier regelmäßig üben. An sonnigen Tagen ist es teilweise so voll, dass der gebotene Abstand zum nächsten kaum noch einzuhalten ist. Dabei lässt sich Boule eigentlich auf jedem Gelände spielen, auf Spazierwegen, Parkplätzen, in Parks. Wichtig sind ein gekiester Untergrund und eine Fläche von mindestens 15 Metern in der Länge. Die Ausrüstung besteht aus drei Metallkugeln pro Person, gespielt wird drei gegen drei (Triplette) oder zwei gegen zwei (Doublette).

Boule oder Pétanque ist eine vielseitige Mischung aus Taktik, Teamspiel, individuellem Können und Psychoduell. Die Regeln sind einfach: Das Schweinchen, eine kleine farbige Kugel (im Französischen Cochonnet), wird auf eine Distanz zwischen sechs und zehn Metern ausgeworfen. Die Spieler versuchen abwechselnd, so nahe wie möglich zu werfen. Es gewinnt die Mannschaft, deren Kugeln am nächsten beim Schweinchen liegen. Mit ein paar wenigen Utensilien also sind dem Feierabendvergnügen an der frischen Luft keine Grenzen gesetzt. Dazu ein Glas Rotwein oder Rosé, und man fühlt sich fast wie in Frankreich. Auch an trüben Januartagen. Ariane Witzig

Nordisch im Süden

Noch ist in München und Umgebung kein Schnee in Sicht - eine eventuelle Sehnsucht nach Langlauf lässt sich dennoch stillen: Nordic Walking gilt als ähnlich wirksames Ganzkörpertraining und ist damit eine ideale Vorbereitung. Der Einsatz der Stöcke, so kann man auf der Webseite des Deutschen Skiverbands lesen, mache Nordic Walking um 40 bis 50 Prozent effektiver als Walking ohne Stöcke. Und wenn man, die locker um die Hände schwingenden Stöcke in gleichmäßigem Rhythmus einsetzend, durch die Straßen und Parks gleitet, kann man sich mit etwas Fantasie für Momente tatsächlich wie auf einer Langlaufpiste fühlen.

Für Anfänger empfiehlt es sich, ein paar Youtube-Tutorials anzuschauen - die richtige Technik ist wichtig, außerdem will man sich ja nicht für ein allzu lahmes Stock-Stakkato belächeln lassen. Denn Nordic Walking ist vom Grundgedanken her vor allem flott (und nur dann laut, wenn man Stöcke ohne Gummipfropfen verwendet). Wer etwas für seine Winter-Fitness tun will, dem sei dieser leicht zu lernende Sport daher warm empfohlen: Er stärkt die Muskulatur, trainiert den Kreislauf, baut Stress ab - und macht tatsächlich Spaß. Antje Weber

Ice, Ice, Baby

Der Altmünchner geht nicht schwimmen. Er geht baden. Beim Eisbaden kann das im doppelten Sinne geschehen, denn wer in dieser Sache ungeübt ist und allzu tolldreist in die Fluten schreitet, dem bekommt das vielleicht gar nicht gut. In allen anderen Fällen aber ist das Gefühl "Mich trifft der Schlag" schon mal nicht schlecht. Die Pumpe kommt dabei auf Hochtouren. Der Gesichtsausdruck beim Eintauchen in die kalte, kalte Isar macht sich ausgezeichnet auf Instagram und sobald man wieder am Ufer steht, kann man an seiner Haut ablesen, wie gut sie nun durchblutet ist. Lieber rot als tot. Geübte Saunagänger kennen den Zustand nach der Schwallbrause und lieben ihn. Kleiner Tipp: So nackert wie möglich ins Wasser gehen, aber warme Mütze aufsetzen und Kopf nicht untertauchen.

Wer sich aber doch zu den bekennenden Warmduschern zählt, dem bleibt in München immer noch ein anderer, ja magischer Ort, an dem er sogar bei minus zehn Grad und Schneefall noch unter freiem weißblauem Himmel schwimmen kann: im städtischen Dantebad. Die Becken dort sind das ganze Jahr über wohlig geheizt. Und zumindest das große 50-Meter-Olympiabecken verdient zu jeder Zeit, nicht als Badewanne sondern tatsächlich als Schwimmerbecken bezeichnet zu werden. Aus der Bahn, Kartoffelschmarrn! Susanne Hermanski

Bitte zu Tisch!

Während die Kleinen im Sandkasten eine Burg bauen, duelliert sich der Papa mit einem Möchtegern-Vereinsspieler und zeigt ihm die nie verlernte Rückhand aus der Zeit in der Bayernliga. Die Nähe der Münchner Tischtennisplatten zu Spielplätzen ist ein stadtweites Phänomen: Los geht es im Münchner Norden mit der noch jugendlichen Steinplatte samt Metallnetz am Schwabinger Tor. Weiter stadteinwärts unweit der Münchner Freiheit zeigt einem die Skulptur vom Monaco Franze die kalte Schulter - drei Tischtennisplatten stehen bereit, eine davon ohne Netz. Zwei vollständige Platten erwarten einen im Leopoldpark an der Uni. Weiter geht es Richtung Isar zum Meilerweg nahe dem Muffat-Biergarten, wo drei netzbefreite Tische stehen, die nicht für Krüge gedacht sind. Über die Auen hinauf erreicht man eine von Wurzeln geschaffene Buckelpiste am Johannisplatz in Haidhausen. Nicht zu unterschätzen sind zudem die Anlagen am Esperantoplatz in der Ludwigsvorstadt und in der Danklstraße unweit des Südbads in Sendling. Wer seine Gegner gerne zerstört, ist möglicherweise am Alten Südfriedhof im Glockenbachviertel an der richtigen Adresse. Korbinian Eisenberger

Auf der Trainingsinsel

"Versuchen Sie zunächst, auf einem Bein auf der Slackline zu stehen (Standbein leicht gebeugt!)." Mit den klobigen Schuhen, die man im Winter so trägt, will sich die Balance nicht so leicht einstellen. Macht nichts, schließlich bietet der Fitness-Parcours auf der Wiese östlich des Hauptwegs noch zehn weitere Stationen. Erst 2020 wurde diese Anlage eröffnet. Sie ist gut erreichbar für Spaziergänger, Radler und Jogger. Im Sommer tummeln sich hier die Kinder der nahe gelegenen Kitas und Jugendliche der Schulen in der Umgebung. Jetzt, bei Niedrigtemperaturen, hat man die neuen Geräte, die in unterschiedliche Module eingeteilt sind, beinahe für sich. Etwa den "Kraftraum" mit dem Oberkörper-Ergometer oder die Beinheber. Ausführliche Hinweistafeln erläutern, wie man dieses Fitness-Studio unter freiem Himmel unfallfrei und effektiv nutzt: zum Balancieren, Wellenlaufen, Rückenstrecken, zu Sit-ups, Liegestützen, Armzügen und Steps in verschiedenen Höhen. Jutta Czeguhn

Im eigenen Flow

Man muss ja nicht gleich wie Forrest Gump das halbe Land auf der Suche nach sich selbst durchlaufen. Aber so ein kleiner Serotonin-Kick, dieses Gefühl, dass die Beine sich einfach wie von selbst weiterbewegen, das ist schon schön. Und während die einen am besten bei schnurgeraden Strecken und ohne Ablenkung in diesen Flow kommen, lieben andere verschlungene Pfade und den abwechslungsreichen Blick, um den Kopf freizukriegen. Der Weg entlang dem Isarhochufer eignet sich auch im Winter zum Joggen.

Wer im Süden, unterhalb der Braunauer Eisenbahnbrücke, beim Rosengarten und Entenweiher einsteigt, kann ein Warm-up beim dortigen Fitness Parcours absolvieren. Anschließend geht es über herrlich verschlungene Wege durch die Isar-Auen. Hier ist viel weniger los als am Hochuferweg, es ist windgeschützter und im Winter meist weniger vereist. Beim Tierpark geht's über die Brücke und zwischen Isar und Isarwehrkanal weiter. Bei der Marienklausenbrücke überquert man auch noch den Kanal, wirft einen erstaunten Blick auf das Winterlager des Cowboy Clubs, guckt nach, ob ein paar Floßländesurfer oder Golfer unterwegs sind, bevor man den bezaubernden Hinterbrühler See entdeckt. Über das Brücklein dahinter gelangt man wieder auf den Weg zwischen Fluss und Kanal und endet beim Großhesseloher Wehr. Wer noch weiter gen Süden will, überquert die Isar über die Großhesseloher Brücke und läuft links des Flusses weiter. Ansonsten macht man sich auf den Rückweg - und erkundet weitere parallel verlaufende Wege in den Isarauen. Evelyn Vogel

Heiß aufs Eis

Kurz vor Weihnachten kam die Ernüchterung. Mancher hatte sich schon gefreut, nach dem Weihnachtsmarktbummel am Marienplatz zum Stachus zu schlendern und dort auf der Eisbahn ein paar glühweinselige Runden mit Freunden zu drehen. Nichts war's, beides abgesagt. Nachdem auch der Wettergott zurzeit nicht mitspielt und zumindest mal den wenig tiefen Nymphenburger Kanal zufrieren lässt, konzentriert sich der Eislaufspaß gerade auf die wenigen Hallen, die trotz der Pandemiebeschränkungen offen haben. Das hat zur Folge, dass sich vor den Eingängen oft lange Schlangen bilden.

Wer sich davon nicht abschrecken lässt, der wird belohnt mit ungewohnt viel Platz auf der Eisfläche, denn aufgrund der Corona-Beschränkungen ist das zugelassene Publikum nur auf ein Viertel beschränkt. So kann man, erst mal drinnen angekommen, ganz entspannt auf Kufen gleiten im Prinzregentenstadion, am Olympia-Eissportzentrum, Im Eislaufcenter München Ost, im Grünwalder Freizeitpark oder im Eisstadion Ottobrunn. Auch einige Kunsteisbahnen im Münchner Umland sind geöffnet, etwa das Polarium in Germering, die in Dachau und Erding. Ariane Witzig

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