Süddeutsche Zeitung

Sabotage:Bericht: CIA warnte Ukraine davor, Nord Stream zu attackieren

Lesezeit: 2 min

Der US-Auslandsgeheimdienst soll Recherchen zufolge Kenntnis von Anschlagsplänen auf die Pipelines gehabt haben.

Von Jörg Schmitt und Leopold Zaak

Im Krimi um die Sabotage an den Pipelines Nord Stream 1 und 2 vom vergangenen September verdichten sich die Hinweise auf eine Beteiligung der Ukraine weiter. Recherchen von ARD, SWR und der Zeit zufolge soll der US-Auslandsgeheimdienst Kenntnis von Plänen der Ukraine gehabt haben, die Pipelines zu sabotieren. Daraufhin soll die CIA den ukrainischen Geheimdienst eindringlich davor gewarnt haben, diese Pläne in die Tat umzusetzen. Dass die USA mutmaßlich von den Plänen wussten, hatte vor einigen Tagen bereits die Washington Post berichtet.

Noch vor der CIA soll der niederländische Militärgeheimdienst Informationen über einen möglichen Anschlag auf die Pipeline Nord Stream 1 erhalten haben. Wie auch Recherchen der Süddeutschen Zeitung ergeben hatten, warnten die Niederländer daraufhin offenbar weitere westliche Geheimdienste, darunter die CIA und auch den Bundesnachrichtendienst. Die Anschläge sollen den Informationen des niederländischen Geheimdiensts nach für den Juni vorgesehen gewesen sein, also Monate vor der tatsächlichen Explosion.

Kürzlich hatte auch die Süddeutsche Zeitung darüber berichtet, dass sich die Spuren häufen, die in die Ukraine führen. Ermittler durchsuchten im Mai die Wohnung einer Frau, bei der es sich wohl um die ehemalige Lebensgefährtin eines ukrainischen Tatverdächtigen handeln soll.

Der Anschlag auf die Pipelines steht dem aktuellen Ermittlungsstand nach mit der Segelyacht Andromeda in Zusammenhang. Das Schiff fuhr demnach wenige Wochen vor den Explosionen in das Gebiet, in dem später beide Stränge der Pipeline Nord Stream 1 und eine von zwei Röhren der Nord Stream 2 zerstört wurden. Auf dem Schiff stellten die Ermittler DNA eines Mannes sicher, bei dem es sich um einen Soldaten des ukrainischen Militärs handeln soll.

Die Ukraine streitet eine Beteiligung weiter ab

Seine ehemalige Lebensgefährtin lebt mutmaßlich in Deutschland, sie sollen ein gemeinsames Kind haben. Ermittler des BKA durchsuchten Ende Mai in Frankfurt (Oder) die Wohnung der Ukrainerin und nahmen DNA-Proben des Kindes. Sollte sich herausstellen, dass es sich um Vater und Kind handelt, würde das belegen, dass sich der ukrainische Soldat zum Tatzeitpunkt auf der Yacht befunden hat. Das Ergebnis ist nicht bekannt, offiziell bestätigt ist nur die Hausdurchsuchung bei "einer nicht verdächtigen Person in Frankfurt (Oder)", bei der es sich nach Informationen der Süddeutschen Zeitung um die ehemalige Lebensgefährtin handelt.

Das ukrainische Kommando, das im Verdacht steht, den Anschlag durchgeführt zu haben, soll dem Bericht der Washington Post zufolge direkt Walerij Saluschnyj unterstellt gewesen sein, dem obersten General der ukrainischen Streitkräfte. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij soll von den Plänen nichts gewusst haben.

Auch wenn sich die Hinweise verdichten, bleibt unklar, ob die Ukraine tatsächlich hinter den Anschlägen steckt. Die ukrainische Regierung hatte den Vorwurf bisher stets abgestritten. Zuletzt sagte Selenskij der Bild-Zeitung: "Ich bin Präsident und ich gebe entsprechende Befehle. Nichts dergleichen hat die Ukraine getan. Ich würde nie so handeln."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5930574
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.