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Wirtschaft in Nöten:Wie die Münchner Brauereien mit der Energiekrise umgehen

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Angesichts der drohenden Gas-Knappheit arbeiten die Bierproduzenten bereits an Notfallplänen. Schon jetzt zeichnet sich ab: Die Preise dürften bald steigen.

Von Melanie Strobl

Das eine glänzt golden im Glaskrug, das andere ist kaum sichtbar und fließt durch Pipelines. Die Rede ist von Bier und Gas - das eine kann oft nicht ohne das andere. Denn: Zum Bierbrauen nutzen viele Brauereien Gas als Energiequelle. Und das ist derzeit Mangelware. Zeit, sich umzuhören, wie es den Münchner Brauereien angesichts der Energiekrise geht.

"Wir haben aufgrund der steigenden Energiepreise richtig Gas gegeben, damit wir schnell in eine energieeffizientere Brauanlage umziehen", sagt Marta Girg vom Haderner Bräu. Die kleine Bio-Brauerei wollte eigentlich Mitte Juli ihren Hofladen und Ausschank eröffnen, doch das muss erst mal warten. Jetzt fokussiert man sich darauf, baldmöglichst in die neue Braustätte umzuziehen, die in der Nähe der zu klein gewordenen Anlage am Stürzerhof entsteht. Sobald dort die Braukessel angeheizt werden, seien die steigenden Energiepreise kein allzu großer Faktor mehr, meint Girg. Andere Kosten wie die hohen Benzinpreise für Lieferwege hielten sich im Rahmen, denn beim Haderner Bräu arbeite man regional.

Ein bisschen weiter östlich, beim Giesinger Bräu, ist man vorsichtig, was die steigenden Energiepreise angeht. "Wir haben für den Gaspreis langfristige Verträge, aber wenn die von den Energie-Lieferanten nicht eingehalten werden, ist uns auch nicht geholfen", sagt der Gründer von Giesinger Bräu, Steffen Marx. Zwar hofft der 44-Jährige darauf, dass Kleinbetriebe geschützt werden, doch den "Super-Gau" habe er trotzdem im Hinterkopf. Der würde eintreten, wenn das Gas ausbleibt und sie kein Bier mehr brauen können. "Das wäre natürlich katastrophal für unser Unternehmen und unsere Konsumenten", sagt Marx.

Deshalb werde jetzt schon an Notfallplänen gefeilt, zum Beispiel wie man von Gas auf Öl wechseln kann. Energie könne das Giesinger Bräu auch bei der Flaschenwaschmaschine einsparen. Diese muss mit Dampf aufgeheizt werden, was sehr viel Energie kostet. Statt die Maschine dreimal pro Woche laufen zu lassen, könne man versuchen, das auf einmal in der Woche zu reduzieren, meint Marx. So spare man Aufheizenergie.

Auch andere Münchner Brauereien bereiten sich auf eine mögliche Gasknappheit vor. Bei Hofbräu München könne man kurzfristig von Gas auf Öl umstellen, so das Unternehmen. Der internationale Braukonzern Anheuser-Busch InBev, zu dem die Münchner Biermarken Spaten, Franziskaner und Löwenbräu gehören, schreibt auf Anfrage, dass die aktuell sehr dynamische Situation der Energieversorgung eine große Belastung sei. Die Energiepreise seien massiv angestiegen; wenn das Gas ausbleiben sollte, gebe es aber Notfallpläne. Zum Beispiel wolle man die Umstellung auf erneuerbare Energien mit größerem Nachdruck vorantreiben. "Dennoch sind wir auf weitere Gaslieferungen angewiesen, um einen kontinuierlichen und uneingeschränkten Brauprozess sicherstellen zu können", teilt Anheuser-Busch mit.

Nicht nur die hohen Energiepreise machen den Münchner Brauereien zu schaffen, auch die gestiegenen Preise für Personal, Glas und Rohstoffe wie Malz und Hopfen wirken sich auf die Bierproduzentinnen und -produzenten aus. Hofbräu München berichtet von Mehrkosten beim Zukauf von Neuglas von etwa neun Cent pro Liter. Die Personalkosten seien nach Erhöhungen im Januar und Juni um 3,6 Prozent gestiegen.

Welche Auswirkungen haben die gestiegenen Kosten auf die Konsumentinnen und Konsumenten? "Sobald wir die Situation der zukünftigen Rohstoffkosten kennen, werden wir eine erneute Kalkulation der Bierpreise vornehmen", teilt Hofbräu München auf Anfrage mit. Spaten, Franziskaner und Löwenbräu wollen sich zu möglichen Folgen für die Verbraucher nicht äußern.

Beim Giesinger Bräu habe man die ersten Preiserhöhungsrunden ausgelassen, sagt Geschäftsführer Marx. Zum Ende des Jahres wird es anders aussehen. "Wir werden wahrscheinlich im gemäßigten Maße nachziehen müssen", so der 44-Jährige. Konkrete Angaben möchte er nicht machen, nur so viel: Die Preiserhöhung solle unter einem Euro pro Kiste bleiben.

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