Süddeutsche Zeitung

Verkehr:Aus der Schule direkt in den Stau

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Anfang August haben alle Bundesländer in Deutschland Ferien. Auf den Autobahnen im Landkreis München wird es deshalb an den nächsten beiden Wochenenden besonders eng zugehen - zuerst in die eine, dann in die andere Richtung.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

An diesem Wochenende starten die bayerischen Schülerinnen und Schüler in die Sommerferien - und mit ihnen befindet sich dann zumindest eine Woche lang ganz Deutschland im Urlaubsmodus. Dann wird auch der Landkreis München wieder zum Hotspot, allerdings nicht für Urlaubsgäste, sondern aus rein verkehrlicher Sicht: Spätestens von Freitagnachmittag an wird die Reisewelle über die acht Autobahnen gen Süden rollen, die den Landkreis auf einer Länge von nahezu 90 Kilometern durchziehen. Vor allem auf der A 99 vom Kreuz München-Nord bis zum Autobahnkreuz München-Süd bei Brunnthal muss über das erste bayerische Ferienwochenende mit erheblichen Behinderungen gerechnet werden.

Insbesondere zwei neuralgische Punkte auf der Ostumfahrung führen immer wieder zu massiven Staus, die - wie in den vergangenen Wochen bereits zu beobachten war - durch den Reiseverkehr noch einmal an Länge und Dauer gewinnen. Das erste Nadelöhr stellt dabei auf dem Weg von Nord nach Süd die Verengung der A 99 kurz vor der Anschlussstelle Aschheim/Ismaning von vier auf drei Spuren dar. Vom Kreuz München-Nord, an dem die Verkehrsströme der Stuttgarter Autobahn und der A 9 aufeinandertreffen, bis dorthin läuft der Verkehr mittlerweile selbst bei hohem Verkehrsaufkommen flüssig; dieser Abschnitt stellt schließlich den ersten fertiggestellten Teilbereich des achtspurigen Ausbaus der A 99 dar, der einmal bis zum Autobahnkreuz München-Süd reichen soll.

Derzeit laufen die Ausbauarbeiten im Teilbereich von der Anschlussstelle Aschheim/Ismaning bis Kirchheim - und diese stellen gewissermaßen eine "Operation am offenen Herzen" dar, wie es von der Autobahn Südbayern als Träger heißt. Die Verengung auf nur noch drei Spuren lässt den Verkehr bei hohem Aufkommen immer wieder stocken, und dieses liegt auch an normalen Tagen zum Teil bereits bei mehr als 160 000 Fahrzeugen. Wenn die Reisewelle losbricht, steigt dieses Aufkommen noch einmal an.

Regelmäßig kommt in diesen Tagen der Verkehr am zweiten kritischen Punkt auf der Ostumfahrung zum Erliegen: Derzeit laufen Arbeiten an und um die Rampe, die den Verkehr von der A 99 auf die Salzburger Autobahn leitet. Auf nur zwei Spuren und bei gedrosselter Geschwindigkeit werden die Fahrzeuge hier auf die A 8 geführt - und diese Einschränkungen führen immer wieder zu Rückstaus bis zur Anschlussstelle Haar.

Auf der folgenden Strecke hat sich für die Urlauber und Pendler aber in den vergangenen Wochen eine einschneidende Verbesserung ergeben. Zum einen kann die Salzburger Autobahn jederzeit mit der Freigabe des Standstreifens auf vier Fahrspuren je Fahrtrichtung erweitert werden. Zum anderen wurde mittlerweile an der Megabaustelle an der Anschlussstelle Holzkirchen, wo die Brücke neu gebaut wird, die Geschwindigkeitsbegrenzung wieder aufgehoben, was zu einer deutlichen Verbesserung des Verkehrsflusses geführt hat. Dennoch warnt der ADAC, dass das erste Ferienwochenende wie schon im vergangenen Jahr das staureichste des ganzen Jahres werden dürfte. Und schon am vergangenen Wochenende hatte der Automobilclub deutschlandweit mehr als 3622 Staus mit einer Gesamtlänge von nahezu 7900 Kilometern registriert.

Und wenn es sich auf den Autobahnen im Landkreis München staut, müssen sich vor allem die Anliegergemeinden auf Verkehrsbehinderungen, Lärm und Gestank gefasst machen. Insbesondere bei Staus am Autobahnkreuz München-Süd, das mit der nur zweispurigen Rampe auf die A 8 überlastet ist, verlagert sich der Reiseverkehr - häufig angeleitet von Navigationsgeräten - auf die Bundes- und Kreisstraßen. Besonders betroffen sind dann im südöstlichen Landkreis München die Gemeinden Sauerlach, Brunnthal und Aying, durch die beliebte Ausweichrouten auf den Weg in den Sommerurlaub führen.

Aber nicht nur an diesem Wochenende erwarten Verkehrsexperten eine deutliche Zunahme des Verkehrs. Eine Woche später enden im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen die Sommerferien. Die ganze kommende Woche über wird also der Rückreiseverkehr aus den Urlaubsländern im Süden nach NRW andauern und vor allem die A 99 in Richtung Norden zur Staufalle werden lassen.

Auf eine Mehrbelastung müssen sich hingegen Nutzer der Regionalbahn nicht einstellen, obwohl die Fahrgastzahlen mit der Einführung des 49-Euro-Tickets im Mai deutlich gestiegen sind. Bei der Bayerischen Regiobahn, die etwa von Deisenhofen nach Rosenheim fährt, heißt es, dass wegen des Wegfalls von Schülern und Pendlern in den Ferien kein signifikanter Anstieg zu erwarten sei. "Generell beobachten wir seit Einführung des D-Tickets ein höheres Fahrgastaufkommen", teilt eine Sprecherin mit. "Es ist davon auszugehen, dass nun einige Pendler ihr D-Ticket statt für den Arbeitsweg für Ausflüge nutzen werden. Ob jedoch während der Ferien mehr D-Tickets verkauft werden, speziell für Freizeitzwecke, können wir im Vorfeld nicht beurteilen."

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