Süddeutsche Zeitung

Opern-Interim:Nürnberger Stadtrat beschließt historisches Kulturprojekt

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Die Sanierung des Nürnberger Musik- und Tanztheaters gilt als epochale Aufgabe, vor allem finanziell. Nun hat sie der Stadtrat beschlossen - und erhofft sich Hilfe vom Freistaat.

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Das Nürnberger Opernhaus wird saniert. Das hat der Stadtrat am Mittwoch mit großer Mehrheit beschlossen. CSU, SPD und Grüne wollen erreichen, dass sich der Freistaat an der Sanierung des Staatstheaters - das über eine Stiftung zu gleichen Anteilen vom Freistaat und der Stadt Nürnberg getragen wird - "größtmöglich" beteiligt. Weil Kosten in Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro für die Generalsanierung des denkmalgeschützten Hauses, eröffnet 1905, erwartet werden, ist die Stadt auf die Hilfe des Freistaats angewiesen. Der Stadtrat beauftragte die Verwaltung, ein Konzept über Details der Sanierung vorzulegen. Aufgrund mangelnden Brandschutzes wird das Staatstheater das Haus im Stadtzentrum 2025 verlassen müssen. Umzug samt Interim gelten als größtes städtisches Kulturprojekt seit dem Zweiten Weltkrieg.

Die Entscheidung für die Sanierung des größten Mehrspartenhauses in Bayern bedeutet das Aus für Konzepte, die einen dauerhaften Umzug des Hauses vorsahen. Die Stadtratsgruppierung "Politbande" hatte diesen vorgeschlagen. Ebenfalls vom Tisch ist damit ein Neubau der Oper am Richard-Wagner-Platz, der ohne einen Teilabriss des Hauses nicht möglich wäre. Die Grünen hatten damit geliebäugelt, sind aber auf die Linie des schwarz-roten Rathausbündnisses eingeschwenkt.

Bereits vor der Stadtratssitzung hatten sich die drei großen Parteien auf eine historische Entscheidung festgelegt. Demnach werden die mehr als 600 Mitarbeiter der Sparten Musik- und Tanztheater sowie die Staatsphilharmonie Nürnberg für die Zeit des Interims aufs ehemalige Reichsparteitagsgelände umziehen. Für das Interim waren zuvor mehrere Standorte im Gespräch, auch das Schöller-Areal. Dieses aber ist nicht im Eigentum der Stadt, im Gegensatz zum Kongresshallen-Torso auf dem Ex-NS-Gelände. In der 82 000 Quadratmeter großen Immobilie werden zentrale Funktionen der Oper während des Interims untergebracht, darunter Büro-, Technik- und Werkstatträume. Zusammen mit den Nürnberger Symphonikern, dem zweiten großen Orchester der Stadt, sowie den Historikern vom Dokuzentrum Reichsparteitagsgelände - beide bereits in der Immobilie untergebracht - entsteht damit das zumindest zeitweilig größte Kulturzentrum der Stadt.

Über den zentralen Streitpunkt, der zuletzt zu heftigen Debatten nicht nur in Nürnberg geführt hatte, wurde am Mittwoch nicht abgestimmt. Ob der eigentliche Aufführungsort für Oper und Ballett im Hof des hufeisenförmigen NS-Torsos oder außerhalb des Riesenbaus, also lediglich in dessen Nähe, errichtet wird, soll erst 2022 entschieden werden. Klar ist dagegen, dass die provisorischen Funktionsräume der Oper im Kongressbau nach deren Rückkehr ins Stadtzentrum als "kulturelle Ermöglichungsräume" genutzt werden sollen, etwa für Künstlerateliers.

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