Süddeutsche Zeitung

Landtagswahl in Bayern:Dreikampf um Platz zwei

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Eine ARD-Umfrage sieht die CSU mit 36 Prozent als stärkste Kraft in Bayern. Dahinter wird es spannend.

Von Johann Osel

Gut zehn Tage vor der Landtagswahl in Bayern zeichnet sich nach wie vor ein Dreikampf um die zweitstärkste Kraft ab. In einer am Donnerstagabend erschienenen Umfrage im Auftrag der ARD kommt die CSU unverändert auf 36 Prozent - dahinter folgen die Freien Wähler mit 16, die Grünen mit 15 und die AfD mit 14 Prozent. Im Vergleich zur Vorläufer-Umfrage verlieren die FW damit einen Prozentpunkt, die AfD gewinnt einen hinzu, die Grünen bleiben konstant. Die SPD kommt in der Sonntagsfrage gleichbleibend auf neun Prozent. Die FDP würde mit vier Prozent den Einzug in den Landtag verpassen, legt aber einen Punkt zu und zeigt zumindest wieder einen Aufwärtstrend. Die repräsentative Studie des Instituts Infratest dimap befragte Wahlberechtigte in Bayern bis Mittwoch dieser Woche.

Die Koalition von CSU und FW unter Ministerpräsident Markus Söder hätte damit weiterhin eine klare Mehrheit. In der Umfrage zeigen sich exakt 50 Prozent mit der Arbeit der Staatsregierung zufrieden oder sehr zufrieden. 51 Prozent halten dieses Bündnis zudem für gut oder sehr gut. 32 Prozent der Befragten favorisieren eine CSU-Alleinregierung, Schwarz-Grün können sich 24 Prozent am besten vorstellen. Diese Option hatte Söder indes ausgeschlossen. Zu rechnerisch nicht oder nur knapp möglichen weiteren Varianten - CSU mit SPD oder FDP - liefert die Umfrage keine Angaben.

Ein Dreikampf um die zweitstärkste Kraft hatte sich bereits Wochen vor der Flugblatt-Affäre um Hubert Aiwanger angedeutet. In einer repräsentativen Umfrage des Instituts Forsa für die Süddeutsche Zeitung Anfang August lagen die Grünen und die Freien Wähler gleichauf, beide Parteien bei 14 Prozent. Gleich dahinter folgte damals die AfD mit 13 Prozent. Seitdem wurden die FW bei bis zu 17 Prozent in Umfragen taxiert, was vielfach mit einem Effekt der Solidarisierung mit Aiwanger erklärt wurde, der Recherchen über seine Vergangenheit als angebliche "Schmutzkampagne" inszeniert. Söder selbst sprach von "Fieberkurven der Solidarität", die sich bis zum Wahltag aber wieder legen könnten. Der parlamentarische Geschäftsführer der Freien Wähler, Fabian Mehring, hatte dagegen die These aufgestellt, die diagnostizierte Fieberkurve scheine sich "chronisch auszuprägen". Mehring sah seine Partei mit 17 Umfrage-Prozenten gar "auf dem Weg zur zweiten Volkspartei in Bayern".

Falls die Freien Wähler am 8. Oktober tatsächlich zweitstärkste Kraft würden, stellt sich nach einer erneuten Regierungsbildung mit der CSU allerdings auch die spannende Frage der drittstärksten Kraft - also der Oppositionsführerin. In der laufenden Wahlperiode sind dies die Grünen. Das ist relevant zum Beispiel für Rederechte im Parlament oder beim Zugriff auf Ausschussvorsitze. Auch etwa bei Regierungserklärungen von Staatsministern oder des Ministerpräsidenten, wie sie Markus Söder in der Corona-Pandemie sehr häufig hielt, darf die Oppositionsführerin allen voran kontern.

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