Süddeutsche Zeitung

Mitten in Bayern:Warnung vor dem Boyfriend

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Laut der Liste eines Reiseportals gibt es in Bayern besonders viele Kleinstädte, die bildschön sind - sprich: Instagram-tauglich. Wer jedoch das Risiko minimieren möchte, über am Boden liegende Herren zu fallen, sollte lieber andere Ausflugsziele wählen.

Glosse von Maximilian Gerl

Ob die Welt früher eine bessere war, liegt nicht zuletzt im Auge des Betrachters. Sicher war sie eine einfachere. Wer zum Beispiel Fotos von bayerischen Sehenswürdigkeiten schießen wollte, wählte einen Standpunkt und drückte ab. Heute hingegen muss der Blick, bevor er sich auf das Sehenswerte richtet, zuerst gen Boden gehen: nicht, dass man über einen Vertreter jener Gattung stolpert, die sogar auf dem Boden liegend versucht, die Partnerin im optimalen Smartphonewinkel für die digitale Followerschaft auszuleuchten. "Instagram Boyfriends" werden solche Herren genannt, nach der gleichnamigen Social-Media-Plattform.

Und damit zu einer Liste, die schon ein paar Wochen alt ist und im Netz doch weiter die Runde macht. Das Reiseportal Travelcircus hat die fotogensten Kleinstädte Deutschlands ermittelt - ein Titel, der sich nicht an der Zahl der am Boden liegenden Männer, aber zumindest an der Zahl der Erwähnungen auf Instagram bemisst. Bayern schickt dabei gleich mehrere Vertreterinnen in die Top 20. Füssen steht dank Schloss Neuschwanstein auf dem ersten Platz, Rothenburg ob der Tauber als Fachwerkensemble auf dem dritten.

Dahinter gibt es durchaus Überraschungen. Bad Tölz etwa (10.) sticht knapp Burghausen (11.), Eichstätt (12.) und Miltenberg (13.) aus. Und Dingolfing schafft es auf Rang 18, obwohl bislang eher weniger für pittoresken Charme, mehr wegen des riesigen BMW-Autowerks bekannt. Doch "nicht nur die schicke Stadt selbst, sondern auch die schöne Umgebung bieten sich wirklich als Ausflugsziel und auf jeden Fall auch als Fotomotiv an", heißt es. Damit müssen wohl der Verkehr auf der vorbeiführenden A 92 und die vielen Industriehallen links und rechts gemeint sein.

Für Touristiker sind es schöne Nachrichten, wenn Bilder des eigenen Orts häufig auf Instagram geteilt werden und vielleicht zu einem Besuch verführen. Reisenden mit Hang zum Anti-Trend könnte die Liste hingegen eine Warnung sein. Sie sollten stattdessen unbedingt Arzberg ansteuern. Die Fichtelgebirgsstadt gilt im Ranking als eine der großen Verliererinnen, weil sie gegenüber dem Vorjahr an Nennungen eingebüßt hat und nur noch auf Platz 547 rangiert. Das Risiko, über etwaige Boyfriends zu stürzen, sollte dafür vergleichsweise gering sein.

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