Süddeutsche Zeitung

Weltklimakonferenz:"Es geht um die Zukunft unseres Planeten"

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Selten zuvor schienen Obama, Putin, Merkel und Hollande so einig zu sein wie in Paris: Die Erderwärmung bedroht die Menschheit, es ist Zeit zu handeln. Einige Milliardäre preschen vor.

Von Michael Bauchmüller, Paris

Zum Auftakt des Klimagipfels in Paris haben Dutzende Staats- und Regierungschefs rasche Schritte gegen die Erderwärmung verlangt. "Um die Klimakrise zu lösen, werden gute Wünsche und Absichtserklärungen nicht reichen", sagte Frankreichs Staatspräsident François Hollande. "Es geht um die Zukunft unseres Planeten." US-Präsident Barack Obama warnte vor verheerenden Folgen, sollte die Staatengemeinschaft keine Antwort auf den Klimawandel finden. "Wir können der Welt zeigen, was möglich ist, wenn wir zusammenarbeiten." Australiens neuer Premierminister Malcolm Turnbull kündigte ein Kehrtwende seines Landes an. Sein Vorgänger Tony Abbott hatte unter anderem dem Kyoto-Protokoll den Rücken gekehrt.

Gut zwei Wochen nach den Terroranschlägen soll die Konferenz in Paris den Weg bahnen für ein neues globales Klimaabkommen. Im Zentrum der Vereinbarung sollen nationale Klimaschutzpläne stehen, wie sie bislang 184 der 196 Staaten vorgelegt haben. Sie umfassen nahezu alle globalen Treibhausgasemissionen, sind allerdings nicht völkerrechtlich bindend. Bundeskanzlerin Angela Merkel verlangte einen verbindlichen Mechanismus, mit dem sich alle fünf Jahre überprüfen lässt, wie viel die Staaten erreicht haben. Auch dürften die Klimaschutzpläne im Nachhinein nicht mehr abgeschwächt werden.

Bill Gates investiert zwei Milliarden Dollar

Schon jetzt ist klar, dass die vorliegenden Pläne nicht reichen werden, um die Erderwärmung bei maximal zwei Grad zu stabilisieren. Von diesem Temperaturanstieg an warnen Wissenschaftler vor schwer kalkulierbaren Folgen. "Wir müssen viel schneller viel weiter gehen", verlangte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Das neue Abkommen müsse Investoren ein klares Signal geben, dass der Umbau der Weltwirtschaft bereits im Gange sei.

Das Abkommen soll 2020 in Kraft treten, eine erste Überprüfung stünde 2025 an. Bislang sind allerdings noch viele Fragen offen. "Wir gehen jetzt in harte Verhandlungen", sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Umstritten ist auch, in welchem Umfang Industriestaaten für Schäden aufkommen, die schon jetzt entstehen, etwa durch Dürren. Die Klimakonferenz soll offiziell bis nächste Woche Freitag laufen. An diesem Dienstag beginnen die eigentlichen Verhandlungen. Unterdessen will ein Bündnis mehrerer Milliardäre mit barem Geld den Abschied von fossiler Energie vorantreiben. Die Gruppe um den Microsoft-Gründer Bill Gates wolle in den nächsten Jahren mehrere Milliarden Dollar in Firmen stecken, die klimafreundliche Alternativen für die Energieversorgung erforschen und entwickeln. 20 Staaten, darunter Deutschland, verpflichteten sich zudem dazu, ihre jeweiligen Forschungsmittel für saubere Energie zu verdoppeln. In den nächsten fünf Jahren würden sich damit die öffentlichen Ausgaben für die Forschung von zehn auf 20 Milliarden Dollar verdoppeln.

Indien und Frankreich besiegelten am Rande der Konferenz eine neue Allianz zum Ausbau der Solarenergie. "Wir werden Wissen austauschen und Investitionen attraktiver machen", sagte Indiens Premier Narendra Modi. Vor allem die Ärmsten könnten davon profitieren.

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SZ vom 01.12.2015
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