Süddeutsche Zeitung

Wirtschaft kompakt:Finanzinvestor legt Angebot für Karstadt vor

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Neue Hoffnung für Karstadt: Der Finanzinvestor Triton hat ein Angebot für die Kaufhaus-Kette vorgelegt. Außerdem: Gute Aussichten für die Konjunktur.

Neue Hoffnung für die 25.000 Karstadt-Beschäftigten: Die deutsch-skandinavische Investmentfirma Triton hat ein Kaufangebot für die zahlungsunfähige Essener Warenhauskette vorgelegt. Allerdings verlangt Triton als Bedingung für einen Einstieg weitere Zugeständnisse der Mitarbeiter und der Vermieter, wie ein Unternehmenssprecher sagte. Nach Angaben des Insolvenzverwalters ist es bislang das einzige Angebot.

"Wir glauben an das Unternehmen", sagte Triton-Sprecher Max Hohenberg. Zerschlagungsszenarien stünden für Triton nicht auf der Tagesordnung. Zusammen mit dem Kaufangebot habe der Investor auch ein strategisches Konzept vorgelegt. Triton wolle auch frisches Kapital in das Unternehmen stecken. Für einen Erfolg seien aber die Kooperation aller Beteiligten und weitere Zugeständnisse ihrerseits notwendig. Ziel sei eine Restrukturierung, die Karstadt zukunftsfähig mache. Zum gebotenen Kaufpreis machte der Sprecher keine Angaben. Doch betonte er, der Kaufpreis sei ohnehin zweitrangig, wichtiger sei die Re-Kapitalisierung des Unternehmens. Doch nannte er auch hier keine Summen.

Der Sprecher des Insolvenzverwalters kündigte an, Insolvenzverwaltung und Geschäftsleitung würden die Angebotsunterlagen nun so zügig wie möglich und gründlich wie nötig prüfen. Ziel sei es, sobald als möglich einen Kaufvertrag zu unterzeichnen.

Die vom Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg gesetzte Frist für die Vorlage von konkreten Kaufangeboten war am Freitagnachmittag um 17 Uhr abgelaufen. Noch am Mittag hatte kein Kaufangebot vorgelegen. Görg will die 120 Karstadt-Warenhäuser als Ganzes verkaufen. Der Kaufvertrag soll nach seinen Plänen noch in diesem Monat unterzeichnet werden.

Insgesamt sechs potenzielle Kaufinteressenten hatten in den vergangenen Monaten die Bücher geprüft. Außerdem erwog nach Medienberichten auch die US-Bank Goldman Sachs den Kauf von Karstadt. Den Berichten zufolge wollte Goldman Sachs aber nur dann ein Angebot abgeben, wenn der Insolvenzverwalter keinen anderen Käufer findet, der die Kette als Ganzes erhält. Aus Sicht von Goldman Sachs wäre der Karstadt-Kauf wohl ein Versuch der Schadensbegrenzung. Denn die Bank ist indirekt einer der größten Gläubiger sowie der wichtigste Vermieter von Karstadt. Bei einer Zerschlagung des Konzerns hätte sie deshalb viel zu verlieren.

Die 1998 gegründete Investmentfirma Triton ist nach eigenen Angaben auf Unternehmensübernahmen und Restrukturierungen im Industriegüter-, Dienstleistungs- und Konsumgüterbereich spezialisiert. Nach eigenen Angaben verfügt Triton zurzeit über ein noch nicht investiertes Fondsvolumen von rund 2,5 Milliarden Euro.

Wirtschaft im Frühlings-Rausch

Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hat sich im April überraschend kräftig aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg deutlich auf 101,6 Punkte von 98,2 Zählern im Vormonat und erreichte damit den höchsten Stand seit Mai 2008, wie das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) mitteilte.

"Die deutsche Wirtschaft schaltet einen Gang höher", kommentierte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn das Umfrageergebnis. Die Manager schätzten sowohl die Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate optimistischer ein als im März.

Es ist die zweite Verbesserung in Folge, nachdem die Stimmung im Februar überraschend einen leichten Dämpfer erfahren hatte. Zuvor war der Index, der als wichtigster Frühindikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft gilt, bereits zehn Monate in Folge gestiegen.

Der Lageindex kletterte von 94,5 Zählern auf 99,3 Punkte, der Index für die Erwartungen von 102,0 Zählern auf 104,0 Punkte. Der monatlich unter rund 7000 Unternehmen erhobene Ifo-Index gilt als der wichtigste Indikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft.

Bei Amazon boomt das Geschäft

Die Wirtschaft springt an, die Menschen kaufen wieder: Einer der Nutznießer ist der weltgrößte Online-Versandhändler Amazon und sein elektronisches Bücher-Lesegerät. "Kindle bleibt unser Verkaufsschlager", sagte Gründer und Unternehmenschef Jeff Bezos.

Im ersten Quartal stieg der Umsatz um 46 Prozent auf 7,1 Milliarden Dollar. Der Gewinn verbesserte sich unterm Strich sogar um satte 68 Prozent auf 299 Millionen Dollar. Amazon hat die Bibliothek an elektronischen Büchern mittlerweile auf mehr als 500.000 ausgebaut.

Im vergangenen Jahr hatte Amazon eine größere Variante des Lesegeräts Kindle auf den Markt gebracht. Allerdings hat der Kindle mit dem iPad von Apple scharfe Konkurrenz bekommen.

Amazon spürt davon noch nichts. Vor allem das Geschäft mit Elektronikartikeln brummte. Mittlerweile setzt das Unternehmen mit Digitalkameras oder Staubsaugern mehr um als mit Büchern, CDs und DVDs. Der wichtigste Markt ist immer noch Nordamerika, doch der Rest der Welt holt auf.

Am Vortag hatte bereits das rivalisierende Online-Auktionshaus Ebay gute Geschäfte vermeldet. Zwischen beiden tobt ein Kampf um die Kunden. Vielen Konsumenten scheint es sicherer und einfacher, bei Amazon zu kaufen. Obwohl beide Unternehmen von der wiedergekehrten Kauflaune der Verbraucher profitierten, sanken die Aktien.

Grund war ein Ausblick, der vielen Anlegern in beiden Fällen als zu vorsichtig erschien. Amazon geht davon aus, dass das Umsatzwachstum im zweiten Quartal "nur" noch bei 31 bis 44 Prozent liegt. Auch das operative Ergebnis soll schlimmstenfalls weniger stark als zu Jahresbeginn steigen.

Venezuela begleicht Schulden bei China mit Öl

Venezuela will einen neuen 20-Milliarden-Dollar-Kredit von China mit Öl zurückzahlen. Über zehn Jahre lang solle China täglich 100.000 Barrel Rohöl erhalten, erklärte der venezolanische Ölminister Rafael Ramirez.

Das südamerikanische Förderland liefert bereits heute jeden Tag 400.000 Barrel Öl in die energiehungrige Volksrepublik, 100.000 davon dienen zur Tilgung eines Kredits in Höhe von acht Milliarden Dollar.

Der neue Kredit aus Peking soll nach Worten von Präsident Hugo Chavez zur Finanzierung langfristiger Entwicklungsprojekte dienen. Der Linksnationalist will die Ölverkäufe an China bis 2012 auf eine Million Barrel steigern, die Lieferungen an den bisherigen Hauptkunden, die USA, sollen dagegen zurückgefahren werden.

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