Süddeutsche Zeitung

US-Börse:Wall Street sackt ab - Trump erklärt Notenbank für "verrückt"

Lesezeit: 2 min

Es war für die Wall Street einer der beunruhigendsten Tage des Jahres: Der amerikanische Leitindex Dow Jones gab am Mittwoch 830 Punkte nach, das entspricht 3,15 Prozent seines Wertes. Gut eine Woche nach seinem Rekordhoch stand er zu Börsenschluss nur noch bei 25 598,74 Punkten.

Der Kursrutsch markierte nach Punkten den drittgrößten Tagesverlust in der Geschichte des Dow, noch stärker war die New Yorker Börse erst diesen Februar zwei Mal eingebrochen. Besonders heftig sackten die Technologie-Werte ab, der Tech-Index Nasdaq verlor mit vier Prozent so viel wie zuletzt am Tag nach dem Brexit-Votum im Sommer 2016. Netflix war mit einem Verlust von acht Prozent der stärkste Verlierer, die Amazon-Aktie sank um sechs Prozent, auch die Papiere von Facebook und Apple gaben jeweils um vier Prozent nach.

Am Donnerstagmorgen zogen in Asien die Börsen nach und verloren ebenfalls. Der japanische Nikkei fiel um 3,4 Prozentpunkte und machte damit den stärksten Tagesverlust seit März. In Shanghai fielen die Aktien auf den tiefsten Stand seit 2014.

Schon länger wird darüber gerätselt, ob und wann es an den seit Jahren steigenden Aktienmärkten zu einer Korrektur kommen wird - und welche Folgen dies für die Weltwirtschaft haben könnte. Zuletzt waren auf zwischenzeitliche Einbrüche allerdings immer neue Rekorde gefolgt.

Handelsstreit und Zinserhöhung

Analysten nennen unterschiedliche Gründe für den neuerlichen Kursrutsch: Der Handelsstreit zwischen den USA und China trübt die Erwartungen für die Weltwirtschaft. Erst am Vortag hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognosen gesenkt und vor Turbulenzen an den Finanzmärkten gewarnt.

Auch die anstehenden Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed machen die Börsenexperten als Grund für den massenhaften Aktien-Verkauf aus. Derzeit wird spekuliert, ob die Fed die Zinsen stärker als bislang erwartet erhöht, um ein Überhitzen der amerikanischen Wirtschaft zu verhindern. Durch steigende Zinsen werden Kredite teurer, theoretisch aber auch Staatsanleihen wieder attraktiver, in der Folge fließt Geld aus dem Aktienhandel ab.

"Die Fed ist verrückt geworden"

US-Präsident Donald Trump, der gerade mit der florierenden US-Wirtschaft im Rücken Wahlkampf macht, kritisierte bei einem Wahlkampfauftritt in Pennsylvania prompt die unabhängige Zentralbank scharf für die angeblich zu schnelle Anhebung der Zinsen. "Ich denke, die Fed macht einen Fehler", sagte Trump. "Ich denke, die Fed ist verrückt geworden." Damit bricht er zum wiederholten Male mit dem ungeschriebenen Gesetz, dass US-Präsidenten die Politik der Notenbank nicht kommentieren.

IWF-Chefin Christine Lagarde ging daraufhin auf Distanz zu Trump. Sie betonte, dass Zentralbanken ihre Zinsentscheidungen entsprechend ökonomischen Indikatoren treffen müssten. Wenn das Wachstum stark und die Arbeitslosigkeit extrem niedrig sei, müssten die Zentralbanken "die Entscheidungen treffen, die sie treffen", betonte die frühere französische Finanzministerin.

Auch US-Finanzminister Steven Mnuchin widersprach Trump am Rande der IWF-Herbsttagung auf Bali. Die US-Notenbank Fed sei nicht verantwortlich für den Kurssturz an der Wall Street, sagte er. "Ich denke nicht, dass es Nachrichten waren, die aus der Fed kamen, die es nicht schon vorher gab." Er sagte, Märkte "gehen hoch und Märkte gehen runter."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4165512
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/joku/AP
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.