Süddeutsche Zeitung

Banken:Cerberus trennt sich von Aktien an Deutscher Bank und Commerzbank

Lesezeit: 3 min

Gut vier Jahre nach dem Einstieg bei Commerzbank und Deutscher Bank trennt sich der US-Fonds schrittweise von seinen Aktien der beiden Banken. Was heißt das für die Geldhäuser?

Von Meike Schreiber , Frankfurt

Wenn einer wie Cerberus investiert, horcht die Finanzwelt auf. Allerdings auch, wenn es wieder ans Verkaufen geht. Der US-Fonds gilt als einer der aggressivsten und erfolgreichsten Finanzinvestoren der Welt: 1992 gegründet von Stephen Feinberg, unterstützte er zeitweise Donald Trump mit viel Spendengeld. Dass der Fonds nach dem Höllenhund der griechischen Mythologie bekannt ist, soll den Nimbus der Unbesiegbarkeit unterstreichen. Insofern sorgte am Dienstag für Aufsehen, dass sich Cerberus nun schrittweise - und wohl mit Verlust - von seinen Aktien an Commerzbank und Deutscher Bank trennt. Die Kurse hatten zu Jahresanfang, in der Hoffnung auf steigende Leitzinsen, stark zugelegt, und offenbar war dies willkommener Anlass für Cerberus, die Verkaufspläne umzusetzen, die dem Vernehmen nach schon länger schwelten.

Binnen weniger Stunden platzierte Cerberus am Montagabend Teile der Aktienpakete bei Profi-Investoren, was dem US-Fonds 443 Millionen Euro einbrachte und seine Deutsche-Bank-Beteiligung auf zwei Prozent und die an der Commerzbank auf drei Prozent drückte. Das dürfte nicht der letzte Schritt sein, denn Cerberus legte sich Agenturberichten zufolge nur auf eine Frist von 45 Tagen fest, in denen er keine weiteren Aktienpakete beider Banken auf den Markt werfen will. Normal sind Haltefristen von mindestens drei Monaten.

2017 hatte sich der Fonds von den scheinbar niedrigen Aktienkursen der deutschen Banken anlocken lassen und war mit mindestens fünf und drei Prozent bei Commerzbank und Deutscher Bank eingestiegen - es war Teil einer massiven Wette auf die Erholung des siechenden deutschen Bankenmarktes, flankiert von zahlreichen Gut-Wetter-Terminen bei der Bundesregierung. Das Ganze war indes von Anfang an ungewöhnlich, auch weil Finanzinvestoren in der Regel lieber Mehrheiten an Unternehmen übernehmen, damit sie durchregieren können. Investiert hatte Cerberus aber nicht nur in große Institute, sondern auch in kleinere wie die Landesbank HSH Nordbank. In die "Deutschland-Wette" steckte der Fonds damals grob geschätzt mehr als 1,5 Milliarden Euro, viel Geld auch für Cerberus.

Ein weiterer Versuch, die beiden Banken zu fusionieren, ist wohl endgültig vom Tisch

Dahinter stand zum einen die Hoffnung, dass die Leitzinsen bald wieder steigen und die Banken im Kreditgeschäft leichter Geld verdienen. Es sei zudem kein Hexenwerk, auch deutsche Banken auf Effizienz zu trimmen, hatte ein Cerberus-Manager damals sinngemäß gesagt. Nicht zuletzt wollte der Fonds - mit Schützenhilfe der Bundesregierung - eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank anregen. Entsprechende Gespräche hatten beide Geldhäuser 2019 aber nach kurzer Zeit wieder abgebrochen.

Auf die sich nun tatsächlich abzeichnende Zinswende will Cerberus aber offenbar nicht mehr warten, auch nicht darauf, ob die laufenden Restrukturierungen beider Geldhäuser irgendwann aufgehen. Zu einem dicken Geschäft hat sich das Banken-Abenteuer ohnehin nicht entwickelt für den Höllenhund. Jedenfalls verkaufte Cerberus die Aktien am Montagabend jeweils 20 und 30 Prozent unter dem jeweiligen Einstiegskurs - und das, obwohl sich der Fonds zeitweise durchaus in das Tagesgeschäft eingemischt hatte. Der Deutschen Bank nötigte Cerberus einen teuren Beratervertrag auf, bei der Commerzbank schrieb man so lange kritische Briefe, bis der damalige Vorstandschef Martin Zielke und sein Aufsichtsratschef 2020 entnervt hinwarfen. Zielkes Nachfolger Manfred Knof hatte zuletzt betont, Cerberus stünde hinter seinen Spar- und Umbauplänen. Im Herbst hatte das Handelsblatt berichtet, Cerberus wolle sogar aufstocken und den 15-Prozent-Anteil des Bundes an der Commerzbank übernehmen. Davon ist nun keine Rede mehr. Auch ein neuer Versuch beider Häuser, zu fusionieren, dürfte endgültig vom Tisch sein. Weder Cerberus noch Deutsche Bank und Commerzbank wollten sich dazu äußern.

Mit Blick auf den Börsenkurs wirkte sich die Nachricht unterschiedlich aus: Die Titel der Deutschen Bank schlossen am Dienstag leicht im Minus, die der Commerzbank fielen um fast vier Prozent. Und unter dem Strich könnte sich der Ausflug auf den deutschen Bankenmarkt für Cerberus dennoch gelohnt haben: Die HSH Nordbank beispielsweise bekamen Feinberg und seine Leute dank eines komplizierten Nebengeschäfts quasi zum Nulltarif, inklusive Eigenkapital und milliardenhoher Landesgarantien. Es war die erste Privatisierung einer Landesbank in Deutschland. Unter dem damaligen Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz hatten Hamburg und Schleswig-Holstein nie ernsthaft durchgerechnet, was eine Abwicklung in Eigenregie gekostet hätte. Sie waren seinerzeit nur froh, die HSH los zu sein. Der Höllenhund wird sich gefreut haben.

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