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Deutsche Bahn:Der Chefkontrolleur der Bahn gibt auf

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Der langjährige Aufsichtsratschef legt unerwartet sein Amt nieder. Grund dafür dürfte Ärger über Verkehrsminister Volker Wissing sein.

Am 22. Juli soll Schluss sein, dann will Michael Odenwald, der langjährige Aufsichtsratschef der Bahn zurücktreten. "Nach zehnjähriger Arbeit im Aufsichtsrat ist es Zeit für einen Wechsel", teilte Odenwald am Donnerstagabend mit. Zuvor hatte er das Kontrollgremium des Staatskonzerns informiert. Sein Vertrag läuft Aufsichtsratskreisen zufolge eigentlich bis 2027. "Die Deutsche Bahn ist - ungeachtet aller aktuellen Herausforderungen - ein tolles Unternehmen, für das ich mich immer sehr gerne engagiert habe", hieß es weiter.

Aus Regierungskreisen hieß es allerdings, bei Odenwald herrsche Ärger über den neuen Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). Der will den Konzern künftig stärker aus dem Ministerium heraus steuern. So war es Wissing gewesen, der am Mittwoch gemeinsam mit Bahnchef Richard Lutz die großangelegte Sanierung des Streckennetzes verkündet hatte. Dabei hatte der Politiker auch angekündigt, die Krise der Bahn zu seiner "Chefsache" zu machen. Odenwald sehe seine Möglichkeiten im Konzern damit so eingeschränkt, dass er den Job als Aufsichtsratschef nicht mehr machen wollte, hieß es. Er selbst war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Odenwald ist seit 2018 Chefkontrolleur des Bahnkonzerns. Der Jurist war seit 1992 im Verkehrsministerium tätig und stieg dort zunächst zum Referatsleiter, später zum Leiter der Zentralabteilung und schließlich 2012 zum beamteten Staatssekretär auf. In dieser Funktion rückte er auch in den Bahn-Aufsichtsrat. "Wir bedauern die Entscheidung von Herrn Odenwald sehr", teilte Bahnchef Lutz mit. Sollte bis zum Weggang Odenwalds kein Nachfolger gefunden werden, wird zunächst sein bisheriger Stellvertreter, der Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Klaus-Dieter Hommel, den Vorsitz des Aufsichtsrats übernehmen.

Zuvor hatte das Kontrollgremium am Donnerstag noch einige wichtige Posten im Management neu besetzt. Einen Tag nach der angekündigten "Generalsanierung" der Schienen wurde der bisherige Personenverkehrsvorstand Berthold Huber zum Chef des Infrastruktur-Ressorts berufen. Für ihn rücken gleich zwei neue Mitglieder in den Vorstand nach: Hubers bisheriger Bereich Personenverkehr wird aufgeteilt in ein Regional- und ein Fernverkehrs-Ressort. Um das Regionale kümmert sich künftig die bisherige Finanzchefin der Bahn-Tochter DB Fernverkehr, Evelyn Palla. Sie ist damit die dritte Frau im insgesamt dann achtköpfigen Führungsgremium. Der bisherige DB-Fernverkehrschef, Michael Peterson, soll sich im Vorstand um diesen Bereich kümmern.

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