Süddeutsche Zeitung

Real Madrid im Supercup:Rüdiger muss warten

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Nach dem 2:0 gegen Frankfurt lobt Reals Trainer Carlo Ancelotti die Entwicklung von David Alaba. Auch aufgrund der Wertschätzung für den Innenverteidiger hat es Antonio Rüdiger im eingespielten Ensemble erst einmal schwer.

Von Javier Cáceres, Helsinki

Bei Real Madrid ist Gewinnen eine habituelle Angelegenheit. Kaum jemand weiß dies besser als Carlo Ancelotti, der im Sommer 2021 auf die Trainerbank beim spanischen Rekordmeister zurückkehrte, nachdem er von 2013 bis 2015 schon einmal dort tätig war. Auf 176 Spiele bringt es der Italiener nun amtszeitübergreifend, seit dem 2:0-Sieg vom Mittwoch gegen Eintracht Frankfurt im Supercup-Finale erwirtschaftete er seinem Klub acht Titel.

Was umgerechnet bedeutet, dass er alle 22 Spiele bei Real Madrid seine Hände auf eine Trophäe legt. "Ganz gut, oder?", schmunzelte Ancelotti, als er am Mittwochabend nach der Partie gegen die Hessen darauf angesprochen wurde. Doch Freude bereitete ihm vor allem dies: "Wir haben das dritte Finale in Serie zu null gespielt", sagte Ancelotti mit Blick auf den Sieg gegen die Hessen, das spanische Supercupfinale gegen Athletic Bilbao (2:0) und das Champions-Endspiel (1:0) gegen den FC Liverpool: "Das ist ein sehr gutes Zeichen."

Es war nicht das einzige. Dieser Tage bezeichnete Ancelotti sein Stamm-Mittelfeld, das aus dem Defensivmann Casemiro sowie den Kreativkräften Toni Kroos und Luca Modric besteht, als "das Bermuda-Dreieck", weil dort immer der Ball verschwinde. Doch das Label hätte das Herzstück der Defensive ebenfalls verdient.

Dass Rüdiger lange auf der Bank saß, hatte Gründe, die in der Menschenführung Ancelottis begründet sind

Auch hier ist Casemiro als Abräumer ein Eckpunkt; die anderen beiden sind der Brasilianer Éder Militão und der Österreicher David Alaba, die gegen die Frankfurter ebenfalls famos aufspielten. Alaba erzielte lange vor dem 2:0 durch Karim Benzema auch noch das 1:0 - im Anschluss an einen Eckball von Kroos landete der Ball nach zwei Kopfbällen von Benzema und Vinícius zu den Füßen des ehemaligen Bayern-Profis.

Dort, beim FC Bayern, hatten Ancelotti und Alaba schon einmal zusammengearbeitet, von 2016 bis September 2017. Ancelottis Wertschätzung für den Österreicher ist nun noch einmal gewachsen; er habe sich in seinem ersten Jahr bei Real formidabel weiterentwickelt.

"Alaba hat seine Art zu spielen geändert", erklärte Ancelotti in Helsinki. "Er hat mehr Erfahrung, größere taktische Fähigkeiten, ein besseres Stellungsspiel - und er ist hinten ein Leader geworden, der die Verteidigungslinie sehr gut verschiebt. Im Vergleich zu unserer Zeit bei den Bayern, als er ein sehr physischer Spieler war, ist er im Positionsspiel besser geworden."

Unter dem Standing Alabas leidet - zumindest zurzeit noch - ein anderer prominenter Ex-Bundesliga-Profi, der in diesem Sommer nach Madrid gewechselt ist: Nationalspieler Antonio Rüdiger, der zuletzt beim FC Chelsea aktiv war und nominell Innenverteidiger spielt. Dass Rüdiger in Helsinki lange auf der Bank saß, hatte Gründe, die in der Menschenführung Ancelottis begründet sind und nichts mit dem guten Eindruck zu tun haben, den der Berliner geweckt hat. Der Italiener wollte die Spieler prämieren, die in der Vorsaison die Champions League geholt hatten.

Dennoch: Seinen Platz muss Rüdiger noch finden. In der Vorbereitung musste er gegen den FC Barcelona Linksverteidiger spielen, gegen die Eintracht half er als Rechtsverteidiger aus, sein Habitat aber ist die Innenverteidigung, die Alaba wiederum nicht preisgeben will. Die Geduld, die Rüdiger abverlangt wird, dürfte sich allerdings in Grenzen halten.

Denn Ancelotti erklärte am Mittwoch auch, dass er in dieser Saison mehr rotieren lassen wird als noch in der vergangenen Spielzeit. Der Termindruck durch die Weltmeisterschaft in Katar, die im November beginnt, ist enorm. Schon am Sonntag, beim ersten Spiel der Madrilenen in der spanischen Liga bei UD Almería, werde er frische Kräfte einsetzen, bekundete Ancelotti.

Ansonsten machte wieder einmal Karim Benzema von sich reden. Weil er in der zweiten Halbzeit das Tor zum 2:0 erzielte, mit großer Beihilfe von Eintracht-Torwart Kevin Trapp. Und weil die Madrid-Verantwortlichen Lobbyarbeit betrieben, um sicherzustellen, dass der Franzose jetzt wirklich den Ballon d'Or erhält, den Goldenen Ball für den besten Fußballer des Jahres.

"Niemand kann bezweifeln, dass Karim im Moment der beste und effizienteste Spieler der Welt ist", erklärte Ancelotti. Auch Vereinschef Florentino Pérez sagte, es stehe "außer Diskussion", dass Benzema die einst vom Fachmagazin France Football erschaffene Auszeichnung erhält. Pérez war übrigens über den Titel vom Mittwoch auch deshalb erfreut, weil er sein Ego stählt. Er weist nun insgesamt 30 Titel als Präsident von Real Madrid auf. Und das bedeutet, dass er nur noch einen Pokal davon entfernt ist, nach Trophäen mit dem legendären Vereinschef Santiago Bernabéu gleichzuziehen.

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